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Belvedere zeigt Kunst "im Lichte Monets"

Zum Teil noch nie in Österreich gezeigte Gemälde
Zum Teil noch nie in Österreich gezeigte Gemälde
Wien ist Kunsthauptstadt. Nach Giacometti und Toulouse-Lautrec und vor Velazquez eröffnet am Donnerstagabend eine Monet-Ausstellung in der Orangerie des Unteren Belvedere. "Im Lichte Monets. Österreichische Künstler und das Werk des großen Impressionisten" versammelt 30 zum Teil noch nie in Österreich gezeigte Monet-Gemälde und setzt sie mit doppelt so vielen heimischen Bildern in Beziehung.


“Wir beleuchten mit dieser Ausstellung die Strahlkraft dieses Giganten und seinen Einfluss auf die österreichische Landschaftsmalerei”, sagte Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco bei der heutigen Pressekonferenz. “Wir sind ja in der glücklichen Lage, dass wir drei wunderbare Werke dieses Künstlers haben.” Der 1903 angekaufte “Koch” ist in der Schau natürlich ebenso zu sehen wie “Fischer an der Seine bei Poissy” und der in den 1930er-Jahren erworbene “Weg in Monets Garten in Giverny”.

Gemeinsam mit den übrigen, von vielen Leihgebern zusammengetragenen Werken Monets funktioniere die Schau “auch als kleine Retrospektive” und konfrontiere fast zwei Jahrzehnte nach der letzten großen Monet-Ausstellung im Belvedere (1996) nun eine neue Besucher-Generation mit den impressionistischen Meisterwerken, sagte Kurator Stephan Koja. Vor allem aber gelingt es ihm, ein klares Konzept nicht nur stringent, sondern auch vergnüglich umzusetzen. Denn das empfohlene Ratespiel, sich bei den Bildern selbst zu überlegen, ob sie von Meister Monet oder jemandem anderen stammen, macht Spaß und den Kern der Ausstellung unmittelbar anschaulich: Monet war Vorbild und Trendsetter, seine kompositorischen und motivischen Anregungen sind unübersehbar.

Im ersten Raum zeigt Koja acht Monet-Gemälde, die zu Lebzeiten des Künstlers (1840-1926) in Wien zu sehen waren. Schon damals seien aber die österreichischen Künstler viel gereist, auch eine ganze Reihe von Publikationen habe sich damals mit Monet beschäftigt: “Der Beitrag der deutschsprachigen Kunstgeschichte zur Bewertung des Impressionismus ist ganz erstaunlich.” In den folgenden Räumen begegnet man immer wieder verblüffenden Parallelen und Konfrontationen.

Ein 1900 gemaltes, wunderschönes Attersee-Bild von Gustav Klimt aus dem Leopold Museum, das formatfüllend ein flirrendes Licht- und Wellenspiel zeigt, hängt neben Monets “Seestück bei Pourville” aus 1882. Klimt wäre zumindest in der Landschaftsmalerei “ohne Monet nicht zu dem geworden, der er war”, ist Koja überzeugt. Auch die Nachbarschaft von Klimts “Schloss Kammer am Attersee” und Monets venezianischem “Palazzo Contarini” ist bestechend.

Dass um die Jahrhundertwende Mohnfelder “ein Modethema” (Koja) waren, wird ebenso gezeigt wie die Meisterschaft, mit der Olga Wisinger-Florian die Farb- und Blumenpracht ihrer Gartenmotive auf die Leinwand brachte. Der Vergleich ihrer “Pergola bei Mentone” (um 1900) mit Monets 1902 entstandenem Giverny-Bild ist einer der Höhepunkte der Schau, die mit der Einbeziehung der Fotografien von Heinrich Kühn auch eine kleine Überraschung bietet.

Mit zwei pointillistischen Donaukanal-Bildern von Franz Jaschke und vier Erzberg-Variationen von Herbert Boeckl, die auf fünf Versionen von Monets “Waterloo Bridge” treffen, wird untermauert, dass auch Monets Idee der Serie aufgegriffen wurde, ehe abschließend anschaulich wird, dass Monet “in seinem Oeuvre den Schritt in die Abstraktion der Moderne vollzogen hat: Die Seerosenbilder sind purer, reiner Gestus, bei dem das Pulsieren der Farbe fast ungehemmt ist”, so Koja. Die Ausstellung schließt mit einem Raum, in dem man von vier Großformaten Max Weilers umgeben ist.

“Wir zeigen nur tote Künstler”, denn “Kunsthistoriker sollten eine Generation Abstand halten”, begründete der Kurator den mit Weiler gesetzten Schlusspunkt. Obendrein sei die Orangerie “ein begrenzter Raum”. Doch zeigten etwa die Arbeiten der Tiroler Malerin Andrea Bischof ein Weiterwirken Monets bis in die Gegenwart. Die von einem Journalisten vorgebrachte Anregung, diesen Gegenwartsbezug vielleicht im 21er Haus herzustellen, hielt Husslein-Arco für keine schlechte Idee: “Das kann man vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt machen…”

(S E R V I C E – “Im Lichte Monets. Österreichische Künstler und das Werk des großen Impressionisten”, Ausstellung in der Orangerie des Unteren Belvedere, 24. Oktober 2014 bis 8. Februar 2015, Tgl. 10-18 Uhr, Mi 10-21 Uhr, Katalog im Hirmer Verlag, 256 S., 36 Euro,)

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