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Beginn der Befragung von Angeklagten bei Drogen-Prozess

Der Prozess wegen sechs Cannabis-Plantagen geht weiter mit ersten Einvernahmen
Der Prozess wegen sechs Cannabis-Plantagen geht weiter mit ersten Einvernahmen ©APA (Sujet)
Nachdem am Mittwoch der Prozess rund um den Betrieb von insgesamt sechs Cannabis-Indoor-Plantagen am Landesgericht Wiener Neustadt begonnen hat, wurden nun die ersten der 13 Angeklagten befragt.
Erster Prozesstag

Am kommenden Montag und Dienstag werden die Einvernahmen fortgesetzt, Verhandlungstage wurden mit Donnerstag und Freitag in der kommenden Woche fixiert.

Zweiter Tag im Drogen-Plantagen-Prozess in Wiener Neustadt

Der Staatsanwalt hielt dem Erstangeklagten vor, mit 13 Mobiltelefonen kommuniziert zu haben. Er habe die Handys für vier verschiedene Länder verwendet, entgegnete der 38-Jährige. Seine Befragung dauerte dreieinhalb Stunden. Der ungarischer Staatsbürger serbischer Herkunft, von Beruf Immobilienmakler und Hundetrainer, beharrte darauf, gemeinsam mit einem mitangeklagten Freund nur das Objekt in Matzendorf (Bezirk Wiener Neustadt) gemietet zu haben, und bestritt jeden Zusammenhang mit anderen Standorten. Es sei ihm einzig um die Herstellung von Cannabis-Öl zu medizinischen Zwecken gegangen, erzählte er von seiner chronisch kranken Freundin.

Einvernahme des Zweitangeklagten

Nach der Mittagspause war am Donnerstag der Zweitangeklagte an der Reihe. Der 42-jährige serbische Staatsbürger, von Beruf Lkw-Fahrer, war arbeitslos gewesen, bekam über einen Bekannten Hilfsjobs in Österreich vermittelt und landete dann in Frohnleiten, einem der sechs Standorte der von der Polizei ausgehobenen Indoor-Plantagen. Dort war er 2014 zwei Wochen lang, dann kehrte er nach Serbien zurück. Als man ihn fragte, ob er weitermachen wollte, sagte er ja. Außer in Frohnleiten war er in Matzendorf mit Bauarbeiten im Keller beschäftigt. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits Cannabispflanzen in den kleineren Räumen, sagte der Mann. Seinem Eindruck nach gehörten die Standorte nicht zusammen – “auch wenn die gleichen Leute da und dort waren?”, wunderte sich der Richter.

50 Euro Tagesgeld Entlohung

“Zwei, drei Mal” hatte der 42-Jährige nach seiner Aussage einen Bekannten in Matzendorf vertreten, wenn dieser auf Urlaub war, oder in Unternalb bei Retz. Dort sei er selbst auch gewesen und noch wo, räumte er ein – “insgesamt also an vier Standorten”, arbeitete Grafl heraus. Telefonischen Kontakt hatte er mit zwei Leuten, sagte der Mann. In Frohnleiten sei er mit 50 Euro pro Tag entlohnt worden, in Summe dürften es zweieinhalb Monate dort gewesen sein. Für die Arbeit in Unternalb – Renovierung in Vorbereitung auf eine Plantage – erhielt er 2.500 Euro. “Sie wurden also als Plantagenarbeiter weitergereicht und waren ständig zwischen den Standorten unterwegs”, stellte der Richter fest. “Sie fuhren jeden zweiten Tag mit dem Viertangeklagten im Auto hin und her – und Sie wollen mir sagen, dass die Plantagen nichts miteinander zu tun hatten?” Er habe nur gewusst, dass Öl hergestellt werde, sagte der Serbe auf die Frage, was mit den getrockneten, in Säcke verpackten Pflanzen passierte. Wer die Säcke abholte, sei ihm nicht bekannt gewesen.

Nichts von Umbauten im Keller gewusst

Der ebenfalls mit ihm befreundete Viertangeklagte – in beiden Männern sieht die Staatsanwaltschaft die führenden Köpfe der Bande – habe öfter in Matzendorf übernachtet, erklärte der 38-Jährige. Von den – massiven – Umbauten im Keller für die Einrichtung der professionellen Pflanzenaufzucht habe er gewusst, nicht aber von der Manipulation des Stromzählers. Richter Gerald Grafl hielt dem Ungarn die Liste der Telefonate und durch die Überwachung dokumentierte enge Verbindungen zwischen den Standorten in den Bundesländern Niederösterreich, Steiermark und Burgenland sowie eine frühere Aussage über serbische Hintermänner vor.

Weitere Aussagen der Angeklagten

Als letzter am Donnerstag wurde ein 65-Jähriger vorgeführt, der quasi den Hausmeister in Frohnleiten gegeben hatte. Er habe gekocht und geputzt und bekam 50 Euro pro Tag. Mit der Pflanzenaufzucht habe er nichts zu tun gehabt und sei auch nie in den Keller gegangen. Er blieb auch nach Vorhalt früherer Aussagen dabei, nicht mehr darüber zu wissen.

(APA/Red.)

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