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Banksy-Graffiti wechselt in Gaza für Spottpreis den Besitzer

Journalist machte sich Unwissen des Verkäufers zunutze
Journalist machte sich Unwissen des Verkäufers zunutze
Ein Graffiti des weltbekannten Straßenkünstlers Banksy hat im Gazastreifen für einen Spottpreis den Besitzer gewechselt. Ein Bild des britischen Malers, das die trauernde Göttin Niobe zeigt, wurde demnach für 700 Schekel (umgerechnet 165 Euro) von einem Journalisten erworben und mitgenommen. Sammler haben auf Auktionen bereits rund eine Million Euro für Banksy-Werke bezahlt.


Das Werk ist eines von drei Arbeiten, die der berühmte Graffiti-Künstler, über dessen Identität es nur Mutmaßungen gibt, bei einem heimlichen Aufenthalt in den Kriegstrümmern des isolierten Palästinensergebiet hinterlassen hatte, wie er selbst in einem Ende Februar veröffentlichten Video zeigte. Eines zeigt einen Wachturm, der Kindern als Kettenkarussell dient. Auf einem weiteren Wandrest ist eine riesige Katze abgebildet, die mit ineinander verknäuelten Metallresten wie mit einem Wollknäuel spielt.

Seine ein Monat später veräußerte Niobe hatte er auf die Eingangstür des zerstörten Hauses der Familie Hamduna gemalt. Die eiserne Tür war nach einem israelischen Bombentreffer im Gaza-Krieg des vergangenen Sommers als einsame Ruine übrig geblieben. Nun steht dort nur noch der leere Türrahmen.

Familienvater Rabie Hamduna warf dem Journalisten vor, ihn hereingelegt zu haben. “Ich hatte ja keine Ahnung vom Wert des Graffitis”, sagte der 33-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. “Er hat behauptet, seine Fotoagentur habe die Malereien auf meiner und anderen Türen in Auftrag gegeben und er solle sie nun zurückholen.” Weil seine Familie seit der Zerstörung des Hauses zur Miete wohnen müsse und er dringend Geld brauche, habe er in den Kauf eingewilligt, fügte Hamduna hinzu.

Eine Internetkampagne wirft dem Käufer vor, “öffentliches Gut” gestohlen zu haben, das allen Gaza-Bewohnern zugänglich bleiben müsse. Bei dem neuen Besitzer handelt es sich demnach um den frei arbeitenden ortsansässigen Journalisten Bilal Chaled. Er soll unter anderem für eine türkische Nachrichtenagentur arbeiten.

Chaled bestreitet nicht, die Niobe-Tür für wenig Geld gekauft zu haben. Doch habe er nicht aus Eigennutz gehandelt, versicherte er auf Facebook: “Ich wollte das Werk nur schützen, das beim Wiederaufbau des Hauses gefährdet worden wäre.” Nach seinen Angaben soll die Tür bei internationalen Kunstausstellungen gezeigt werden, “damit die Welt darüber redet, was uns in Gaza widerfährt”.

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