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Autosalon Genf: Autobauer setzen auf Aufschwung in Europa

Die Highlights beim Genfer Autosalon 2014.
Die Highlights beim Genfer Autosalon 2014. ©AP
Nach jahrelanger Krise in Europa wächst in der Autobranche die Zuversicht. "Wir erwarten eine moderate Erholung des europäischen Marktes in diesem Jahr", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Dienstag auf dem Autosalon in Genf. Schnell gehe es nicht, aber es gebe positive Signale aus Südeuropa.
Genfer Autosalon 2014: Erste Highlights

Auch BMW -Chef Norbert Reithofer machte in Europa eine “leichte Tendenz nach oben” aus. Er setze weiter auf Wachstum in den USA und China. In den beiden weltgrößten Automärkten gleichen die Oberklasse-Anbieter die Schwäche in der Heimat aus. Weil in den USA besonders viele teure Limousinen und Geländewagen verkauft werden und deutsche Marken gefragt sind, spielen die Hersteller Pläne für neue Werke in Amerika durch.

Sechs Jahre Tristesse

In Europa verkaufen BMW, Daimler oder Audi noch immer fast die Hälfte ihrer Fahrzeuge und fahren in der Regel gute Renditen ein. Die Länder Südeuropas, die von der Krise besonders heftig geschüttelt wurden und deren Pkw-Märkte teils auf eine Größe wie vor Jahrzehnten zusammengeschnurrt sind, zählen zwar nicht zu ihren größten Absatzmärkten. Doch die Verunsicherung der Kunden hatte nach und nach auf den Rest des Kontinents übergegriffen. Nach sechs Jahren Tristesse erwartet die Branche, dass die Verkaufszahlen in Europa 2014 erstmals seit 2007 wieder steigen. Um die zwölf Millionen Fahrzeuge werden vorhergesagt – das Vorkrisenniveau von 15 Millionen läge damit aber noch in weiter Ferne.

US-Markt auf Normalniveau zurück

Die USA sind da schon weiter: Der Markt war bereits vor Europa in die Krise gestürzt, hatte sich nach langer Flaute dann mit Riesenschritten erholt und auf sein langjähriges Normalniveau zurückgefunden. Gut für die deutschen Konzerne: In den Staaten ist die Zahl der verkauften Premiumfahrzeuge so groß wie nirgendwo sonst. Mit einer eigenen Fertigung auf dem amerikanischen Kontinent können die Autobauer die Nachfrage in den USA wie auch in den Hoffnungsmärkten Südamerikas bedienen.

Audi produziert in Mexiko und Brasilien

Die VW-Tochter Audi etwa will künftig in Mexiko und in Brasilien produzieren. Bei BMW wird seit längerem spekuliert, dass der Konzern eine Fertigung in Mexiko hochzieht. Der Autobauer selbst lässt offen, ob er sich in den USA, in Mexiko oder anderswo nach einem neuen Standort umsieht. Reithofer sagte in Genf lediglich, er könne sich ein größeres Produktionsvolumen im NAFTA-Raum vorstellen – also in den Ländern des Nordamerikanischen Freihandels-Abkommens USA, Kanada und Mexiko. Wenn man weiter wachse, könne man über ein weiteres Werk nachdenken. Daimler-Chef Zetsche erklärte zu Plänen für ein neues Werk in der NAFTA-Region, dies sei für den nächsten Produktionszyklus von Kompaktwagen gedacht, der 2018 starte. Auf die Frage, ob eine Entscheidung in den nächsten zwölf Monaten fallen müsse, antwortete er: “Das klingt vernünftig.”

Mit Blick auf die Turbulenzen in den Schwellenländern sagte der Daimler-Chef, er gehe nach wie vor von einem guten Wachstum aus, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Auch BMW setzt darauf, den Absatz in vielen aufstrebenden Ländern zu steigern und so unabhängiger von einzelnen Regionen zu werden. Für 2014 bekräftigte Vorstandschef Reithofer das Ziel, erneut mehr Autos zu verkaufen. “Wir streben ein Volumen von über zwei Millionen Fahrzeugen an.” 2013 hatte der Oberklasse-Hersteller bereits 1,96 Millionen Autos der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce an Kunden übergeben. In der automobilen Oberklasse waren die Münchner damit der unangefochtene Platzhirsch.

Internet-Vormarsch im Auto

In aller Munde auf der Messe ist der Vormarsch des Internet in Multimediasystemen von Fahrzeugen. Für Volkswagen-Chef Martin Winterkorn wird die Digitalisierung die Autoindustrie dazu zwingen, ihre Modelle schneller zu erneuern. Er sprach von einer revolutionären Entwicklung. “Unsere Branche steht in den nächsten Jahren vor einem der größten Umbrüche seit Bestehen des Automobils.” Der Modellzyklus von sieben bis acht Jahren müsse deutlich kürzer werden. Daimler-Chef Zetsche erwartet dagegen nach eigenen Worten keine dramatische Veränderung. Schon in den vergangenen Jahren habe sich der Zeitraum, bis ein Modell erneuert werde, von acht auf sieben Jahre verkürzt. Bei Premiumwagen dauere dies länger als bei Volumenmodellen. Er rechnet mit einer Verkürzung auf sechs Jahre.

Beim französischen Autobauer PSA Peugeot Citroen indes könnte es zu weiteren Einschnitten kommen. Der künftige Konzernchef Carlos Tavares hält weitere Restrukturierungen nach 2016 für möglich. Dann läuft der mit den Gewerkschaften ausgehandelte Pakt aus. “Was aber danach kommt, hängt davon ab, wie sich 2016 unsere Lage darstellt”, sagte Tavares dem “Handelsblatt” (Dienstag). “Im Unternehmen gibt es ein gutes Verständnis für unsere Schwächen und dafür, dass unsere Zukunft nicht glänzend ist, wenn wir die nicht beheben.”

“Werte schaffen”

Tavares will PSA mit drei Marken in die Zukunft führen: Peugeot, Citroën und DS. Bisher nur eine Baureihe von Citroen, soll DS ähnlich wie Audi zu einer eigenen Marke werden: “Audi hat 30 Jahre dafür gebraucht, ich denke, wir können das in 20 Jahren schaffen.” Gleichzeitig soll die Zahl der Modelle schrumpfen. PSA bringe mit den vielen Typen nicht die richtige Botschaft an den Kunden. Mit Blick auf den Anteil Frankreichs bei PSA sagte Tavares: “Der französische Staat wird bei uns als normaler Investor einsteigen, damit hat er dasselbe Interesse wie die anderen großen Investoren Dongfeng und Peugeot: Er will, dass wir Wert schaffen.”

Mini-Segment schwächelt

Die deutschen Hersteller können dagegen nicht klagen, zumindest, was ihren Heimmarkt betrifft. Im Februar konnten sie in Deutschland mit wenigen Ausnahmen mehr Fahrzeuge verkaufen als im Vorjahresmonat. Die Nachfrage nach Kleinwagen ging allerdings zurück. Während sich sportliche Geländewagen (+28 Prozent) oder Oberklasse-Limousinen (+15,1 Prozent) deutlich besser verkauften als ein Jahr zuvor, schwächelte das Mini-Segment, in dem die Verkäufe um 11,3 Prozent nachgaben. Auch Vans und Mittelklassewagen fanden weniger Interessenten, wie das Kraftfahrtbundesamt am Dienstag in Flensburg mitteilte.

(APA)

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