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Austria Wien-Sportdirektor Wohlfahrt will sich nicht benoten

FK Austria Wien Sportdirektor Franz Wohlfahrt zog in einem Interview Zwischenbilanz
FK Austria Wien Sportdirektor Franz Wohlfahrt zog in einem Interview Zwischenbilanz ©APA/HERBERT PFARRHOFER
Die Veilchen haben sich den Herbstmeistertitel in der Fußball-Bundesliga gesichert. Sportdirektor Franz Wohlfahrt ist mit der bisherigen Performance von Austria Wien durchaus zufrieden.
Wohlfahrt tritt Job an
Neuer Austria-Direktor

Nach zwei Niederlagen zum Jahresabschluss 2015 gehen die Wiener aber zwei Punkte hinter Titelverteidiger Red Bull Salzburg ins Frühjahr und die ausstehenden 16 Runden. Sportdirektor Franz Wohlfahrt ist mit der bisherigen Performance durchaus zufrieden.

Austrias Sportdirektor Wohlfahrt im Interview

Im Interview mit der APA – Austria Presse Agentur sprach der ehemalige ÖFB-Team-Tormanntrainer Franz Wohlfahrt über den abgelaufenen Herbst, das anstehende Frühjahr und zog auch Bilanz nach seiner nun etwas mehr als einjährigen Tätigkeit als Austria-Sportdirektor.

APA: Wie sind Sie mit der Herbstsaison zufrieden?

Wohlfahrt: “Sehr gut wäre es gelaufen, wenn wir das letzte Spiel gewonnen hätten, so war es gut. Mit der Punkteanzahl können wir zufrieden sein. Die Art und Weise, wie es dazu gekommen ist, gibt noch Raum für Verbesserungen.”

APA: Wo muss sich die Mannschaft am meisten steigern?

Wohlfahrt: “Wir haben zu viele Gegentore bekommen, um ganz oben zu stehen. In diesem Bereich ist eine höhere Konzentration nötig, wenn man nicht in Ballbesitz ist. Das Ziel, dass wir viel in Ballbesitz sind, haben wir erreicht, das wollen wir aber noch einmal verbessern.”

Knappe Ergebnisse sind “positive Ergebnisse”

APA: Sieben von zehn Austria-Ligasiegen gelangen nur mit einem Tor Unterschied, wie sehen Sie diese Entwicklung?

Wohlfahrt: “Österreich hat sich mit vier 1:0-Siegen für die EM qualifiziert. Knappe Ergebnisse sind positive Ergebnisse, ich wehre mich dagegen, dass man knappe Ergebnisse als negativ sieht. Ein Sieg kann nicht negativ sein.”

APA: Die ersten drei Teams liegen innerhalb von drei Punkten, ist ein ähnlich knappes Frühjahr zu erwarten?

Wohlfahrt: “Es kommt darauf an, ob es einer Mannschaft von den drei Favoriten gelingt, sich durch eine Serie abzusetzen. Wenn es wieder wie im Herbst den einen oder anderen kleinen Rückschlag gibt, dann wird es bis zum Schluss eng bleiben.”

Wohlfahrt über Ziele der Austria Wien

APA: Wie lautet die Zielsetzung der Austria?

Wohlfahrt: “Unsere Zielsetzung hat sich gegenüber dem Saisonbeginn nicht verändert, wir wollen nächstes Jahr international spielen. Ich weiß, dass man Ziele auch adaptieren kann, der Zeitpunkt jetzt ist aber nicht der richtige dafür. Wenn wir Ende April auf die Tabelle schauen und sehen, dass wir zwei Punkte hinten sind, wie jetzt, kann man sagen, jetzt volles Risiko, vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit, aber jetzt davon zu sprechen wäre sinnlos.”

APA: Wie positiv ist es, dass Alexander Gorgon und Lukas Rotpuller beim Verein gehalten werden konnten?

Wohlfahrt: “Gorgon und Rotpuller sind nicht Spieler, die in der Sekunde zu ersetzen sind. Gorgon war im Herbst unser Toptorschütze, Rotpuller der Turm in unserer Verteidigung. Ich habe die Aufgabe vom Verein bekommen, international zu spielen, dahingehend waren meine Überlegungen natürlich, diese Spieler zu halten.”

Ausfälle bei den Veilchen

APA: Zum Frühjahrsstart steht Tormann Robert Almer noch nicht zur Verfügung, wie schwer wiegt sein Ausfall?

Wohlfahrt: “Er ist ein wichtiger Spieler für uns und ein ehrgeiziger Junge, der bei der EM spielen will. Unser Ziel ist natürlich, dass er bald wieder spielt, das ist kein Geheimnis. Er hat zwei Jahre im Nationalteam gespielt, aber bei keinem Verein, er ist daher ein Torhüter, den wir mit großer Wahrscheinlichkeit auch ohne großen Aufbau gleich in die Meisterschaft reinhauen können. Er muss sich selbst fit fühlen, wenn er sagt, er ist so weit, dann kann er auch spielen. Wann der Zeitpunkt ist, wollen wir aber offen lassen, weil wir ihn nicht unter Druck setzen wollen.”

APA: Wie kann man mit der Entwicklung seines Vertreters Osman Hadzikic zufrieden sein?

Wohlfahrt: “Seine Entwicklung ist so, wie ich es von einem 19-Jährigen erwartet habe. Er hat in manchen Spielen durch seine Reaktionsfähigkeit und -schnelligkeit Tore verhindert. Dass er auch den ein oder anderen Fehler macht, hat mich nicht überrascht. Bei so jungen Spielern, vor allem auch Torhütern, passieren Fehler. Ich bin da nicht erschrocken, das gehört dazu.”

Zwischenresümee von Wohlfahrt

APA: Sie sind nun etwas mehr als ein Jahr im Amt, welches Zwischenresümee ziehen Sie?

Wohlfahrt: “Ich bin froh, dass die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen im Verein so super klappt, ich viele Möglichkeiten bereitgestellt bekomme, um meine Ideen umzusetzen. Vor Saisonbeginn hat es einige neue Personalien gegeben, dass wir die Möglichkeit dazu gehabt haben, ist nicht selbstverständlich. Was die medizinische Abteilung betrifft, haben wir Mike Steverding als Partner in Deutschland dazugewonnen. Das ist für uns sehr wichtig in der Wiederherstellung verletzter Spieler, da sind wir jetzt besser aufgestellt. Ein wichtiger Schritt war auch die Funktion des Chefscout zu besetzen, die es so noch nicht gegeben hat. Gerhard Hitzel ist aufgrund seiner Erfahrung für uns ein idealer Mann und auch für mich sehr wichtig. Natürlich gibt es immer noch Verbesserungsmöglichkeiten, wir sind noch nicht fertig.”

APA: Wie war der Wechsel vom Tormanntraineramt zur Sportdirektortätigkeit?

Wohlfahrt: “Der Arbeitsaufwand ist hoch, die Bereiche, wo man arbeitet, sind anders. Ich denke aber, dass ich auch was Menschenführung und Geschäftssinn betrifft, viele Erfahrungen gemacht habe im Leben, die man in der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen hat. Es ist okay, dass man mich als Tormanntrainer gesehen hat, ich war aber auch Leiter der Tormannausbildung in Österreich, habe alle Ausbildungen gemacht bis zum Profi-Lizenz-Trainer und auch für die FIFA und UEFA Ausbildungen geleitet und Trainer ausgebildet. Außerdem war ich seit 1991 neben dem aktiven Fußball Unternehmer. Mir ist es nicht unrecht, wenn man mich unterschätzt, aber ich habe immer viel gelernt, versucht die Augen offen zu lassen, auch während meiner Karriere als Spieler. Als Tormann hast du auch immer eine Führungsrolle inne. Natürlich ist es jetzt etwas anders, aber nicht viel anders, deshalb war für mich die Umstellung auch kein großes Problem.”

APA: Viel mehr Zeit als sonst werden Sie im Flugzeug verbracht haben…

Wohlfahrt: “Gemeinsam mit der Scouting-Abteilung haben wir mehr als 100 Spiele bzw. Spieler beobachtet, das ist natürlich nur dann möglich, wenn wir das Budget dafür haben, das wurde dank der Finanzabteilung auch immens erhöht. Das sind wichtige Sachen, um langfristig arbeiten zu können.”

Wohlfahrt recht zufrieden

APA: Wie sind Sie mit Ihren bisherigen Transfers zufrieden?

Wohlfahrt: “Ich glaube der Großteil, den wir gemacht haben, ist gut aufgegangen. Ich bin der Meinung, je früher man dabei und je mehr Zeit man investiert in die Scouting-Geschichte, umso mehr kann man die Fehler minimieren und das ist auch unser Ziel. Denn wenn man Zwei- oder Dreijahresverträge macht und es funktioniert nicht, dann hat man ein Problem.”

APA: Zum Abschluss, welche Schulnote würden Sie sich selbst geben?

Wohlfahrt: “Schulnoten gibt immer der Lehrer, ich werde mich selber nicht benoten, das steht mir nicht zu. Ich weiß, wie viel Zeit investiert wurde, weiß, dass nicht immer alles funktionieren kann, das ist auch klar. Auch was Transfers betrifft, muss es nicht immer sein, dass sie gelingen.”

(Das Gespräch führte Thomas Tretzmüller/APA)

(apa/red)

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