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Ausstellung über Verlust universitärer Intelligenz in der Hauptuni Wien

Wanderausstellung zum 650-Jahr-Jubiläum der Uni Wien widmet sich der Polarisierung und und Einschüchterung zur Vertreibung und Vernichtung im NS-Regime
Wanderausstellung zum 650-Jahr-Jubiläum der Uni Wien widmet sich der Polarisierung und und Einschüchterung zur Vertreibung und Vernichtung im NS-Regime ©APA
Jahrzehntelang hatte die Universität Wien den Mantel des Schweigens über ihre NS-Geschichte gebreitet. Erst mit der Debatte über Österreichs Beteiligung an den NS-Verbrechen begann eine Aufarbeitung der Vergangenheit der Hochschule.
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Zu ihrem 650-Jahr-Jubiläum widmet die Uni dem Thema eine Ausstellung – und die zeigt, dass die Bedrohung vor allem der jüdischen Intelligenz schon sehr früh einsetzte. Die von einem Team um die beiden Juristen Franz Stefan Meissel und Thomas Olechowsk konzipierte Ausstellung “Bedrohte Intelligenz – Von der Polarisierung und Einschüchterung zur Vertreibung und Vernichtung im NS-Regime” wird heute, Dienstag, Abend in der Aula im Hauptgebäude der Uni Wien eröffnet. Dort ist sie bis 6. April zu sehen, ehe sie auch an anderen Standorten der Uni Wien wie dem Juridicum gezeigt wird.

“Verlust von universitärer Intelligenz”

Minutiös zeigt die Schau den beispiellosen Verlust von universitärer Intelligenz durch den Ausschluss von Studenten und Lehrenden aus “rassischen” oder sonstigen politischen Gründen von Lehre und Forschung. Bereits in den fünf Jahren Austrofaschismus sank die Zahl der Studenten von 12.000 auf 9.000. Unmittelbar nach dem “Anschluss” im März 1938 brachen die Hörerzahlen um weitere 42 Prozent ein, darunter waren auch 2.230 rassistisch und/oder politisch verfolgte Studenten.

Enthebung des Amtes an Hauptuni

Nach der Machtergreifung der Nazis verlor beinahe die Hälfte der Universitätslehrer ihre Position. Per Bescheid wurden etwa die Professoren Charlotte Bühler, Erwin Schrödinger, Wolfgang Pauli oder Ludwig Mises ihres Amtes enthoben. Etlichen gelang die Flucht, viele andere wurden verhaftet, eingesperrt und in den Konzentrationslagern ermordet. Dazu zählten etwa die an der Uni Wien tätigen Professoren Stephan Brassloff, Viktor Hammerschlag, Josef Hupka, Elise Richter, u.a., deren Schicksal in der Schau exemplarisch vorgestellt wird.

1907: “Verjudung der Universitäten”

Die Polarisierung und Einschüchterung vor der Vertreibung und Vernichtung begann aber schon viel früher. Der Geologe Eduard Suess, Vater der Wiener Hochquellwasserleitung, musste wegen antisemitischer Anfeindungen das Amt des Rektors der Uni Wien 1889 vorzeitig niederlegen. In einer Broschüre zum österreichischen Katholikentag 1907 ist schon von der “Verjudung der Universitäten” zu lesen.

Diskriminierung jüdischer Wissenschafter

In der Zwischenkriegszeit wurde der Antisemitismus zu einem bestimmenden Faktor an der Uni Wien, mit gewalttätigen antijüdischen Krawallen und der Diskriminierung jüdischer Wissenschafter. Die Titelseite der als Zeitung gestalteten Ausstellungs-Publikation zeigt das Bild von nationalsozialistischen Studenten, die am 23. Juni 1931 ein Plakat mit der Aufschrift “Juden Eintritt verboten” neben den Eingang zur Uni kleben und jüdische Studenten am Betreten des Hauptgebäudes hindern.

(APA/Red.)

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