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Ausstellung: Turnende Bauernkinder als "Idealmenschen" der NS-Zeit

Schülerinnen beim Turnen, als "Idealmenschen" in der NS-Zeit.
Schülerinnen beim Turnen, als "Idealmenschen" in der NS-Zeit. ©Nachlass Anna Koppitz
Die Wiener Fotografin Anna Koppitz beschäftigte sich mit der bildlichen Umsetzung der NS-Rassenideologie. Dieses Kapitel zeigt eine Ausstellung im Wiener Photoinstitut Bonartes - eine Schau, die turnende Bauernkinder als "Ideal" dieser Zeit ablichtet.

“Im Dienst der Rassenfrage” lautet der Titel der Schau, die von einer gleichnamigen, interdisziplinären Publikation begleitet wird. Im Kern geht es um einen Auftrag des NS-Ministers für Ernährung und Landwirtschaft, R. Walther Darre. Der Rassenideologe entsandte Anna Kopitz in die “Reichsschule des Reichsnährstandes für Leibesübungen” nahe Wolfsburg.

Idealmenschen der Nationalsozialisten

Hatte sich Koppitz bis zum Tod ihres Mannes 1936 eher im Hintergrund gehalten, nahm sie dieses Projekt an und fotografierte die Schüler der auf Burg Neuhaus untergebrachten Reichsschule, die als Jugendliche aus Bauernfamilien zum Vorbildkörper stilisiert werden sollten. Die blonden Modelle beiderlei Geschlechts stellten für die Nationalsozialisten die vermeintlichen Idealmenschen “nordischer Rasse” dar, die als Gegenbilder zu den verfemten “Rassen” und dem ebenfalls abgelehnten urbanen Intellektualismus dienten.

Den kernigen, urwüchsigen Bauernporträts ihres Mannes, von denen einige ebenfalls in der Schau zu sehen sind, kehrt Anna Koppitz den Rücken zu und setzt auf eine stilisierte, glänzende Oberfläche. Turnende Jugend im Gymnastikfuror zwischen Sportaufnahme und einer neoantiken Körperästhetik im Stile von Leni Riefenstahl. Veröffentlicht wurden Koppitz’ Werke dann in “Odal. Monatszeitschrift für Blut und Boden”. Ein später angedachtes Aktprojekt der “Arbeitsgemeinschaft Auslesevorbild und Züchtungskunde” in Zusammenarbeit mit dem Ideologen Paul Schultze-Naumburg zerschlägt sich, als Minister Darre als Ideologe 1942 in Ungnade fällt.

Ausstellung in Wien

Koppitz’ NS-Bilder wurden nach 1945 nicht mehr publiziert. Allerdings wurde Kuratorin Magdalena Vukovic für ihre Forschung der Nachlass der 1989 verstorbenen Fotografin zugänglich gemacht, in dem sich das konkrete Propagandamaterial jedoch nicht fand. Offensichtlich wurden von Koppitz, die kein NSDAP- oder Reichskulturkammer-Mitglied war, im Nachhinein Spuren getilgt. Nun kann man ihre Werke bis zum Sommer in Wien sehen.

>> “Im Dienst der Rassenfrage. Anna Koppitz’ Fotografien für Reichsminister R. Walther Darre” von 6. April bis 8. Juli im Photoinstitut Bonartes, Seilerstätte 22, 1010 Wien.

(APA)

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