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Ausstellung über die Sünde, Kosovo-Albaner zu sein

Ob es Sünde sei, wenn man als Kosovo-Albaner geboren werde, fragt der kosovarische Künstler Driton Hajredini in seinem Video „Sin“ einen Priester bei der Beichte.

Die Antwort aus dem Beichtstuhl folgt prompt: „Natürlich nicht, aber es könnte eine Bestrafung sein.“ Und was man tun könne, um leichter an ein Visum, etwa zur Einreise in die EU, zu kommen? Laut dem Priester ganz einfach: „Beten.“ Das Video – offensichtlich mit versteckter Kamera in Münster gedreht – ist der Höhepunkt einer Ausstellung zu Hajredini, die KulturKontakt Austria ab Mittwoch in der Wiener Galerie ArtPoint zeigt und die gerade im Zuge der Asyl-Diskussionen um die junge Kosovarin Arigona an Aktualität gewonnen hat.

Hajredini, der selbst 1992 nach Deutschland geflüchtet ist und 2005 „Artist in Residence“ in Wien war, beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit Grenzen, Identität und dem Reisen. Rund um das Video sind mehrere Öl-Malereien angeordnet, die Hajredinis „Koffer-Serie“ zugerechnet werden. Eine große Mauer aus Koffern fällt als erstes ins Blickfeld, wenn man die Galerie betritt. Die „Wall“ steht stellvertretend für die beschränkten Auftrittsmöglichkeiten des Künstlers in seiner Heimat und die eingeschränkten Reisemöglichkeiten ohne EU-Reisepass.

Während das Kofferpacken in der EU eher mit Urlaub verbunden wird, steht der Koffer im ehemaligen Jugoslawien vielfach für Flucht und Vertreibung. Eingepackt in die alten Koffer sind Familienbilder und andere Erinnerungen – eine persönliche Sicht auf das „Leben als Kosovare“ und die Bedeutung dessen, was es heißt, durch Herkunft quasi „gebrandmarkt“ zu sein. Und auf den Koffern sitzen Vögel:
„Keine Amseln“, wie Hajredini in Anspielung auf das „Amselfeld“ meinte, „sondern Krähen“. Diese seien vielfach als Einzige in den Städten des Kosovo zurück geblieben.

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