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Aufreger: FPÖ behauptet Aufnahmestopp im Floridsdorfer Spital ab 17:00 Uhr

Klappt das Krankenhaus Floridsdorf um 17:00 Uhr die Gehsteige hoch? Die FPÖ behauptet es
Klappt das Krankenhaus Floridsdorf um 17:00 Uhr die Gehsteige hoch? Die FPÖ behauptet es ©Peter Gugerell
Nach Angaben der FPÖ, die auch rasch durch manche Medien weiterverbreitet wurde, sollen im Floridsdorfer Spital unglaubliche Missstände herrschen. Nach 17:00 Uhr würde dort in der Internen Medizin niemand mehr aufgenommen, es gäbe massiven Personalmangel, Notfallpatienten würden ans andere Ende der Stadt gebracht. VIENNA.AT hat nachgefragt - und die Wahrheit hinter der "Dienstanweisung" erfahren.

Am Dienstag ließ die Wiener FPÖ in einer Aussendung mit angeblichen massiven Missständen im Spitalsbereich aufhorchen, die von der Gratis-Zeitung “Heute” weiterverbreitet wurden.

Schwere Vorwürfe der FPÖ

Konkret erhob die FPÖ Vorwürfe, dass es eine angebliche neue Dienstanweisung des KAV (Krankenanstaltenverbundes) gäbe, die das Floridsdorfer Spital betreffe: Die Rettung dürfe ab 17:00 Uhr dieses Spital nicht mehr anfahren, um dort Patienten in die Interne Abteilung einzuliefern. FPÖ-Bezirksparteichef Wolfgang Irschik behauptete, dass etwa eine Person mit einem akuten Kreislaufkollaps in der Nähe des Floridsdorfer Spitals nach 17:00 Uhr ans andere Ende der Stadt gebracht werde: ins Wilhelminenspital in Wien Ottakring. Ungeheuerlich – wenn es denn der Wahrheit entspräche.

Die Wahrheit über Patientenaufnahme

VIENNA.AT hat bei Andrea Danmayr, Mediensprecherin des KAV, direkt nachgefragt, wieviel Gehalt diese Meldung habe. Danmayr war über die gravierenden Anschuldigungen bereits im Bilde, und widerlegte im Gespräch geduldig Wort für Wort.

Danmayr erklärte uns zunächst zum besseren Verständnis, wie Notfälle, die einen Transport durch die Rettung erforderlich machten, generell gehandhabt würden: Zunächst seien Gemeindespitäler, wie auch das Floridsdorfer Spital eines sei, angewiesen, prinzipiell alle Patienten aufzunehmen – anders als Privatspitäler. Aufnahmesperren jeglicher Art, die noch dazu an eine bestimmte Uhrzeit gebunden seien, gäbe es dort nicht.

Rettung ist immer aktuell informiert und reagiert

Im Rettungsdienst existiere ein ausgeklügelter Plan und ein Informationssystem, dass jederzeit darüber informiert sei, welches Kontingent an Patienten welches Krankenhaus aufnehmen könne. Die “Lenkung der Patienten” würde ständig aktuellen Gegebenheiten angepasst, sodass Rettungsfahrer in jedem Notfall nicht nur über das nächstgelegene, sondern auch über das im individuellen Fall am besten spezialisierte Spital informiert seien. Dieses werde dann natürlich angefahren. Oberste Priorität bei dieser Dienstanweisung habe die schnellstmögliche und bestmögliche Hilfe für den Patienten, der mit der Rettung in ein Spital befördert werde – ob dieses nun das Floridsdorfer Spital oder irgendein anderes sei.

Natürlich sei hier auch räumliche Nähe von Relevanz – dass in einem solchen Fall das Wilhelminenspital am anderen Ende der Stadt angefahren werde, wie Irschik behauptet, sei undenkbar. Notfälle hätten in jedem Fall Priorität.

17:00 Uhr und nichts geht mehr am Floridsdorfer Spital?

Danmayr erklärte, dass es weder eine spezifische Regelung für die behauptete Uhrzeit, noch für das Floridsdorfer Spital gäbe. Sollte es dort wirklich einmal der Fall sein, dass das “Patienten-Kontingent” ausgeschöpft sei, würde man jedes andere Spital in der Nähe eher anfahren, als eines am anderen Ende Wiens. Erste Wahl sei hier etwa laut Danmayr das nahegelegene Donauspital.

Die Behauptung, dass es sich nach Angaben der FPÖ um einen Aufnahmestopp speziell nach 17:00 Uhr handle, kann sich Danmayr nicht ganz erklären. Zwischen 17:00 und 18:00 wechsle zwar der Tagdienst auf den Nachtdienst, doch das habe nichts mit drohender Unterbesetzung zu tun, das benötigte Personal sei trotzdem vor Ort. Im Falle eines größeren, unerwarteten Zwischenfalls, etwa eines Unfalls mit mehreren Personen, denen zugleich geholfen werden müsse, teile man die Patienten unabhängig von der Uhrzeit bestmöglich auf alle geeigneten Spitäler in der Nähe auf.

“Selbsteinlieferer”, die von jemand anderem als der Rettung ins Spital gebracht würden, nähme man ohnehin jederzeit auf, das Vorgehen der Rettung sei aber demgegenüber planbarer und werde daher auch von übergeordneter Stelle bestmöglich koordiniert.

Kein Mangel an Rettungswägen in Transdanubien

Auch der angebliche Mangel an notwendigen 24-Stunden-Rettungswägen, von dem Irschik spricht, sei nach Angaben der Rettung so nicht richtig: Dem FPÖ-Bezirksparteichef zufolge gäbe es lediglich vier Rettungswägen im Rund-um-die-Uhr-Betrieb für die rund 290.000 Einwohner von Floridsdorf und Donaustadt. Danmayr liegen in diesem Kontext die offiziellen Zahlen der Rettung vor: In Wirklichkeit gäbe es für Floridsdorf und Donaustadt elf 24-StundenRettungswägen und zahlreiche mehr, die im Fall der Fälle etwa aus Brigittenau kämen. Hinzu käme der Tagdienst der Rettung, der bis 19:00 Uhr im Einsatz sei. “Floridsdorf ist ja nicht aus der Welt!”, so Danmayr.

Unterm Strich also viel Lärm um Nichts und haltlose Behauptungen, die durch Fakten leicht zu widerlegen sind. Dass sich von der besagten Zeitung niemand beim KAV gemeldet habe, um über die angebliche Dienstanweisung nachzufragen, erstaunt Danmayr, die sämtliche Auskünfte dazu nach eigenen Angaben gerne gegeben hätte.

Fazit: Gut zu wissen, dass man sich um die umfassende medizinische Versorgung in Wien 21 durch das Floridsdorfer Spital und Co. nach wie vor keinerlei Sorgen machen muss.

(DHE)

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