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Auf dem Boden der Tatsachen: Flames of Vengeance

Furios inszenierte Kämpfe in frischer Grafik: Flames of Vengeance.
Furios inszenierte Kämpfe in frischer Grafik: Flames of Vengeance. ©Waibel
Ein Jährchen ist ins Land gezogen, seit mit Divinity 2 aus belgischen Landen ein Ausnahme-RPG in die Läden kam. Erfrischend andere Story traf auf vertraute Spielelemente, Spielwitz traf auf Originalität im Gameplay. Das Addon „Flames of Vengeance“ will da anknüpfen.
D2: Flames of Vengeance

Ich kann eigentlich gar nicht mehr genau sagen, welches Element aus Divinity 2 mich damals so begeistert hat, dass ich nicht aufhören konnte, zu zocken, bis der Abspann über den Schirm flimmerte. Da flog jedes andere Game, das es zu testen galt, erstmal für eine Weile ins Eck. Dabei hatte das Grundspiel bei Release damals noch seine Ecken und Kanten. Abstürze, spielbeeinflussende Bugs, unschöne Animationen, eine mäßige Performance, selbst auf guten Spielen waren da nur einige der Eckdaten. Dennoch war es, als gesamtes betrachtet, für mich persönlich eine der Rollenspiel-, wenn nicht Spieleperlen schlechthin im 2009er.

Spielwitz, eine gehörige Portion schwarzer Humor, gepaart mit einer Vielzahl origineller Dialoge, dazu die absolute Freiheit bei der Charakterskillung und die Möglichkeit, zeitweilig in einen mächtigen Drachen mutieren zu können woben sich um geschickt um eine raffiniert inszenierte Story. Ein eher unrühmliches Ende vergrämte dennoch sehr viele Fans. Diesen Fauxpas versuchen die Macher der Larian Studios mit dem vorliegenden Addon nun auszubügeln. Larian schafft es nun wieder einmal, die Spieler in ihren Bann zu ziehen, wenn auch nicht alles eitel Wonne ist. Besonders hervorzuheben aber auch hier: Der Publisher schafft es, die Software ohne die mittlerweile gängige Praxis der Gängelung zahlender Kunden durch rigorose Kopierschutzmaßnahmen auszuliefern. Lobenswert!

Zu Beginn können Veteranen des Grundspiels auf Wunsch ihren liebgewonnen Helden importieren, müssen dazu aber noch einmal den Kampf und das unrühmliche Ende erleben, denn Divinity 2 legte am Ende keinen Speicherstand an. Darüber hinaus können aber alle Spieler so sie wollen, sich einen nagelneuen hochleveligen 35er-Helden aus dem beschränkten optischen Baukasten basteln. Voraussetzung im jeden Fall: Das Grundspiel Divinity 2: Ego Draconis, denn Flames of Vengeance ist kein Standalone-Addon. Mittels verfügbarer Skillpunkte, die dem eines altgedienten Helden entsprechen, kann man sich entweder den durchschnittlichen Alleskönner oder einen Spezialisten in den Richtungen Magie, Bogenschütze oder Nahkämpfer basteln. In den folgenden humorvollen 15 Stunden des Addons wird man wieder grandios unterhalten, wobei nach meinem Geschmack der Drachenpart etwas zu kurz kommt. Auch fehlen weitläufige Landschaftsabschnitte völlig, so rennt man zumeist entweder in der Stadt Aleroth herum oder stolpert durch unzählige düstere Dungeons. 

Die Ausgangslage ist schnell erklärt: Aufgrund des eher unrühmlichen Endes des Helden aus dem Grundspiel bedrohen die fliegenden Festungen des Oberschurkens Damian die Welt, lediglich die Macht von Aleroths Magiern verhindert ein schnelles unrühmliches Ende der Bevölkerung. Doch der Schild ist nicht von Dauer und wird unter den Dauerattacken Damians schwächer – da muss ein echter Held ran. Bevor man sich in richtig heldenhafte Abenteuer stürzen kann, geht es darum, sich in grotesk schrulligen Aufgaben wie zum Beispiel jener für die Hexe Ursula, die Männer bevorzugt in nahrhaftes Gemüse verwandelt, zu beweisen. Da mein Held ja ein gesunder sein soll, habe ich den ersten im Spiel gefundenen Geschlechtsgenossen in Form einer Tomate gleich einmal verzehrt, womit die Stats meines Helden stiegen, die Aufgabe aber leider dann hinfällig war. So stehen kreative Wege zur mannigfaltigen Erfüllung der Aufgaben offen.

Abgesehen vom Manko, dass sich der Held erst am Schluss der wieder einmal vor Originalität strotzenden Geschichte in die mächtige Schuppenechse verwandeln kann, weiß „Flames of Vengeance“ durchaus zu überzeugen. Angesichts der Tatsache, dass das Addon das Grundspiel voraussetzt, würde ich aber Neulingen auf jeden Fall das Durchspielen von Divinity 2: Ego Draconis wärmstens empfehlen. Denn zum einen fällt dann auch das Manko der mangelnden Einsteigerfreundlichkeit des Addons weg, zum anderen kommt man so auch leichter in die Geschichte hinein. Außerdem kann man dann direkt vom Endkampf hin zum Beginn des Addons springen, und den liebgewonnenen Helden übernehmen.

Technisch hat Larian das Addon auf ein neues technisches Niveau gehievt, was sich aber leider auch negativ auf die Performance auswirkt. Zwar habe ich bei meinen System der unteren High-Performance-Klasse keine Ruckler bemerken können, doch drückten die Verbesserungen im Bereich Texturen und Beleuchtung sehr auf die Performance. Wobei ich sehr empfindlich und eine Framerate unter stabilen 60 fps als nicht flüssig empfinde. Sowohl Sprachausgabe als auch Musikuntermalung knüpfen direkt an das hohe Niveau des Hauptspiels an, wenngleich sich viele Synchronsprecher mit der Zeit doch wiederholen. Die Grafik hat Larian mit satteren Farben und Effekten noch etwas aufgebohrt.

Fazit:

Einmehr mehr ein Hoch auf die Larian Studios und den Publisher dtp, der auch aufgrund einer sanften Kopierschutzpolitik sich rühmlich hervortut aus dem Reigen der Publisher, die gerne zahlende Kunden zu potentiellen Verbrechern stempeln und diese mit tiefgreifenden Kopierschutzmaßnahmen bis hin zu Entmündigungen (nicht mehr verkaufbare Software nach einmaligem Gebrauch) gängeln. Larians Nachfolgewerk zum Goldstück Divinity 2 hat mich zwar nicht ganz so start gefesselt wie das Grundspiel, ist aber immer noch Rollenspielunterhaltung auf sehr sehr hohem Niveau. Ein Niveau, von dem sich selbst internationale Größen und Entwicklerstudios eine dicke Scheibe abschneiden können. Danke, Larian, dass es Euch gibt! Wer das originelle “Ego Draconis” seinerzeit in sein Herz geschlossen, sich dabei aber am unrühmlichen Ende gestört hat, wird nicht darum herumkommen, sich auch in die Abenteuer dieser liebevoll gestalteten Erweiterung zu stürzen. Neueinsteiger sollten zuerst das notwendige Grundspiel durchspielen.

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