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Asylberechtigte beim AMS: Mehr Arbeitslose gemeldet, aber auch mehr beschäftigt

AMS-Chef Johannes Kopf zur Situation von Asylberechtigten
AMS-Chef Johannes Kopf zur Situation von Asylberechtigten ©APA
Das Arbeitsmarktservice (AMS) gab bei einer Pressekonferenz am Freitag Einblick in die Situation von Asylberechtigten: Die Zahl der Arbeitslosen bzw. Personen in Schulung stieg um 33 Prozent auf 28.720 Personen an, jedoch gab es auch ein klares Plus bei den Beschäftigungen.

Von den Menschen, die von Anfang 2015 bis Mitte 2016 einen positiven Asylbescheid erhalten haben, kamen 15 Prozent im Arbeitsmarkt unter.

Arbeitslosigkeit und Jobs von Asylberechtigten laut AMS stark gestiegen

67 Prozent waren beim AMS gemeldet und der Rest stand dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung (etwa durch Schwangerschaft). Die beste Qualifizierung hatten Personen aus Syrien, dem Iran und dem Irak, während bei den Afghanen ein Viertel gar keine Schulbildung hat. Frauen sind im Schnitt besser ausgebildet, haben aber oft keine Berufserfahrung. Wobei eine bessere Qualifikation nicht automatisch gute Jobchancen bedeuten. “Von einem Akademiker erwartet man auch ein besseres Deutsch”, verweist AMS-Chef Johannes Kopf auf die “lange Reise der Integration”.

Zwei Drittel der Geflüchteten in Wien arbeitslos gemeldet

Die mit Abstand höchste Last ruht auf den Schultern von Wien. Fast zwei Drittel der Geflüchteten sind in Wien arbeitslos gemeldet. Wobei Wien ohnehin schon höhere Arbeitslosenzahlen als Westösterreich hat. Kopf hätte sich hier eine Vereinheitlichung der Mindestsicherung gewünscht. Außerdem gebe es nach wie vor lange Asylverfahren, die die Integration erschweren würden, so Kopf am Freitag bei einer bis auf den letzten Platz gefüllten Pressekonferenz.

Fehlende Wohnsitzauflage für Wien zusätzlich problematisch

AMS-Wien-Chefin Petra Draxl ergänzte, dass es die fehlende Wohnsitzauflage für Wien auch nicht leichter mache. Neben dem Ballungsraum Wien weisen die Bezirke St. Pölten und Linz einen besonders hohen Anteil von Asylberechtigten an den Arbeitslosen auf. Für 2017 plant das AMS Fördermaßnahmen für rund 34.000 Asylbeschäftigte. 28.518 davon werden an Schulungen teilnehmen. Hilfreich sollten heuer die leicht anziehende Konjunktur sowie zusätzliche Deutschkurse und mehr Mittel für das AMS Wien sein, so Kopf. Zu der Unterbringung von Asylberechtigten in gemeinnützigen Jobs hielt Kopf fest, dass sich das auf zwei Personengruppen beschränken werde: Jene, die in den Pflegebereich wollen – und jene, die sonst nirgends unterzubringen sind. “Personen, die im Arbeitsmarkt sind, werden wir dafür sicher nicht herausnehmen”, betonte der AMS-Chef.

Jobs fŸr FlŸchtlinge
Jobs fŸr FlŸchtlinge

Sechs Menschen, sechs Schicksale, sechs Hoffnungen

Bei der Pressekonferenz wurden exemplarisch sechs Asylberechtigte eingeladen, ihre Integration zu skizzieren. Hier ihre Geschichte:

> Die 1965 geborene Tschetschenin Khabta Suleymanova hat in Russland Medizin studiert und arbeitete in ihrem Heimatland als Kinderärztin. 2009 kam sie nach Österreich und begann 2012 ein Nostrifizierungs-Studium an der Uni Wien. Heuer im Frühjahr wird sie ihren Turnusplatz antreten.

> 1992 erblickte Nur El-Din El-Rez in Syrien das Licht der Welt. In der mittlerweile schwer umkämpften Stadt Homs studierte er Physik, brach aber ab um ein eigenes Internet-Cafe zu gründen. 2015 startete er ein Studium an der TU Graz, wo er Ende Februar einen Job als Programmierer antritt.

> Ebenfalls aus Syrien stammt Muhammad Hussam Al-Zalek (Jahrgang 1990), der in der Sockenfabrik seiner Familie arbeitete. Er floh und landete in einer Flüchtlingsunterkunft in der Südsteiermark, wo er seine Mitbewohner bekochte. Diese Leidenschaft führte ihn zu einem Arbeitstraining im Gasthaus “Zur alten Schule” (Riedenthal/NÖ), mittlerweile führt er dieses Programm im Wiener “Le Salzgries” fort.

> Ein weiterer Syrer ist Ayham Gazal (Jahrgang 1992). Er schnupperte in die österreichische Arbeitswelt im “Romantikhotel Zell am See”, wo er mittlerweile in die Stammbelegschaft übernommen wurde.

> Den 1995 in Syrien geborenen Anas Badr verschlug es ins ägyptische Kairo, wo er als Koch arbeitete. Nach zwei Praktika im Hotel “Palace” in Bad Hofgastein absolviert er dort inzwischen eine Lehre.

> Ebenfalls in der Gastronomie landete der Afghane Fazelwahab Shadgul (Jahrgang 1964). Nach einem Deutschkurs im Verein Ute Bock holte er den Pflichtschulabschluss nach und macht inzwischen eine Lehre als Restaurantfachmann.

(APA/Red.)

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