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Arme Stenzel, arme ÖVP

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Gastkommentar von Johannes Huber: Politiker tun sich besonders schwer, ihren Job aufzugeben: Team Stronach-Nationalratsabgeordnete wechselten zuletzt reihenweise lieber die Seite und gingen zur ÖVP. Im Wiener Gemeinderat erhielt Şenol Akkiliç bei den Grünen keinen sicheren Listenplatz mehr – und heuerte bei den Sozialdemokraten an. Und jetzt Ursula Stenzel – nachdem sie von den Schwarzen fallengelassen worden ist, tritt sie bei der Wahl am 11. Oktober eben an der Seite von Heinz-Christian Strache an. So wenig Rückgrat muss man erst einmal haben.

Stenzels beste Zeiten sind längst vorbei. Mit 69 hätte sich die ehemalige ZiB-Moderatorin und EU-Abgeordnete auch einen Pensionsantritt redlich verdient. Doch sie kann nicht loslassen. Solche Leute könnten einem leidtun. Doch das wäre zu viel des Guten.

Als Bezirksvorsteherin in der Inneren Stadt ist Stenzel vor allem als Spaßbremse aufgefallen. Bzw. mit ihrer Ablehnung des „Silvesterpfades“ oder von Straßenkünstlern. Zunächst hat sie sich bei den Anrainern viel Zuspruch dafür geholt. Schon 2010 war ihr Stern aber im Sinken begriffen; bei der Bezirksvertretungswahl verlor sie mit der ÖVP mehr als fünf Prozentpunkte.

Warum sie nicht aufhören will? Vielleicht auch, weil sie ihren bisherigen Parteifreunden eins auswischen möchte. Und tatsächlich stehen diese schon so schlecht da, dass ihnen ihr Wechsel zur FPÖ schaden könnte. Grund: Die ÖVP ist mit 14 Prozent Stimmenanteil (Gemeinderatswahl 2010) bereits eine Kleinpartei. Aufzufallen und Gesprächsstoff zu liefern, ist ihr schon lange nicht mehr gelungen. Durch Stenzel hat sie es nun – unfreiwillig – geschafft. Und zwar mit der für sie tödlichen Botschaft, dass sie (erstens) ein zerstrittener Haufen ist und es (zweitens) eine gewisse Nähe zwischen ihr und den Freiheitlichen gibt. Sonst wäre jedenfalls nicht einmal Stenzel gewechselt – und wird nun wohl auch ihre letzten Anhänger mit dorthin ziehen.

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