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An End to Antisemitism!-Konferenz in Wien gestartet

Auf der Konferenz in Wien sollen Strategien gegen Antisemitismus ausgearbeitet werden.
Auf der Konferenz in Wien sollen Strategien gegen Antisemitismus ausgearbeitet werden. ©APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Religion trafen am Sonntag im Wiener Rathaus bei der "An End to Antisemitism!"-Konferenz zusammen. Bei der Eröffnung in Wien ließ sogar Papst Franziskus eine Nachricht verlesen. Die Konferenz dauert bis Donnerstag.

Die Redner waren sich über den weltweiten Anstieg des Antisemitismus einig. Die jüngste Nazi-Liederbuchaffäre in Niederösterreich und das umstrittene polnische “Holocaust-Gesetz” seien zwei Beispiele, die dies belegen würden.

Für Papst Franziskus stellt die Gleichgültigkeit in Bezug auf den Antisemitismus eine große Gefahr dar. Diese sei das “Virus der heutigen Zeit”, in der die Menschen zwar besser vernetzt, jedoch weniger achtsam gegenüber anderen seien. Er forderte darum, die Erinnerung an die Nazi-Verbrechen an den Juden am Leben zu erhalten. “Es gibt keine gemeinsame Zukunft ohne Erinnerung”, hieß es in der Botschaft, die von Norbert Hofmann, dem Sekretär der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, verlesen wurde. Die Kirche wolle sich zusammen mit den Juden gegen den Antisemitismus stellen.

Van der Bellen musste krank absagen

Laut Van der Bellen, der wegen Krankheit verhindert war, ist der Antisemitismus nach wie vor aktuell und “beängstigend”. Er rief in seiner verlesenen Botschaft zum Einsatz für die Einhaltung der Menschenrechte und der Menschenwürde auf. Diese stellten den “Schlüssel für ein gemeinsames Leben” dar. Gleichzeitig hieß es, dass Kritik an der Politik Israels per se kein Antisemitismus sei, diesem jedoch oft als Plattform diene.

“Der Antisemitismus in Europa wächst, auch in den Regierungsparteien”, erklärte der Wiener Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ), der ebenfalls krankheitsbedingt nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnte, in einer Botschaft. “Das beunruhigt die meisten Österreicher” hieß es weiter. Mailath-Pokorny forderte darum eine Verbesserung im Bildungssektor und eine sorgfältigere Überwachung sozialer Medien.

Kritik in Richtung FPÖ

“Vielleicht können wir eines Tages den Antisemitismus vernichten, das ist das Ziel dieser Konferenz”, sagte der Wiener Judaist Armin Lange, der für die Konferenzorganisation sprach. Die israelische Botschafterin in Wien dankte den Organisatoren für die Konferenz, die “auf das Problem des Antisemitismus aufmerksam macht.”

“Gegen Antisemitismus muss jetzt vorgegangen werden, bevor es zu spät ist”, betonte der Unternehmer und Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, Moshe Kantor. In Bezug auf die von der FPÖ eingerichtete Historikerkommission, die kritisch die Geschichte der Freiheitlichen beleuchten soll, gab sich Kantor skeptisch: “Wir hoffen, dass sie unabhängig bleibt und die Ergebnisse veröffentlicht.”

Vortrag zu modernen Antisemitismus

Der französische Philosoph und Autor Bernhard-Henri Levy leitete in einem umfangreichen Vortrag die Besonderheiten des modernen Antisemitismus her. Dieser gründe sich auf prinzipieller Israelfeindlichkeit, Holocaustleugnung und dem “Wettbewerb der Opfer” – einer These, die den Juden vorwirft, durch ihre Erinnerungskultur die Leiden anderer Völker und Ethnien auszublenden. Er entkräftete alle drei Punkte detailliert und rief das Publikum dazu auf, gegen diese zuvor genannten antisemitischen Argumente vorzugehen.

Die Eröffnung endete mit der Verleihung des Preises des EJC an die litauische Autorin Ruta Vanagaite für ihr 2016 erschienenes Buch “Die Unsrigen”. Das Buch behandelt die Mittäterschaft litauischer Bürger am Holocaust und löste im Land eine umfangreiche öffentliche Debatte aus. Der Titel bezieht sich laut Vanagaite sowohl auf die ermordeten litauischen Juden als auch auf ihre litauischen Mörder.

Strategien gegen Antisemitismus entwickeln

Die “An End to Antisemitism!”-Konferenz wurde von den Universitäten von Wien, Tel-Aviv und New York sowie dem Europäischen Jüdischen Kongress (EJC) organisiert. Während der Konferenz sollen 150 internationale Forscher in vier Tagen effektive Strategien gegen Antisemitismus entwickeln. Diese sollen in einem Handbuch zusammengefasst werden, um Staaten, Nichtregierungsorganisationen und anderen “Entscheidungsträgern” im Kampf gegen Antisemitismus zu helfen.

(APA/red)

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