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Amtsmissbrauch, Diebstahl und Bestechlichkeit: Polizist vor Gericht

Der Prozess in Wiener Neustadt wurde erneut vertagt.
Der Prozess in Wiener Neustadt wurde erneut vertagt. ©apa (Sujet)
Ein suspendierter Polizist musste sich am Mittwoch vor dem Landesgericht Wiener Neustadt verantworten. Dem 57-Jährigen wird Amtsmissbrauch, Diebstahl und Bestechlichkeit vorgeworfen. Er soll Kollegen bestohlen, Organmandate in die eigene Tasche kassiert und Anzeigen unter den Tisch gefallen haben lassen. Ihm wurde vom Gerichtspsychiater eine Persönlichkeitsstörung attestiert.

Auf der Polizeiinspektion war der Angeklagte dafür bekannt, dass er fast nie Urlaub konsumierte, als “scharfer, böser Bulle bei Kontrollen seine Macht ausnützte” und sich oft gebärdete wie “ein Pitbullterrier, der sich verbeißt”. Das bekam man von einem Zeugen – seinem letzten Vorgesetzten – zu hören.

Suspendierter NÖ Polizist vor Landesgericht Wiener Neustadt

Auf der Dienststelle stellte man sogar eine Diebesfalle auf. Denn laut Anklage soll der 57-Jährige nicht nur Uniformkappen der Kollegen verschwinden sondern auch Büromaterial, Klopapier (200 Rollen fand man bei ihm zuhause), Kaffeepads (285 Stück) und noch einiges mehr mitgehen haben lassen. Der Polizist wies alle Vorwürfe zurück: “Ich war unbeliebt, weil ich unbequem war. Ich wollte auf Streife fahren, die anderen wollten in der Stube ‘huckenbleiben’ und durchschlafen”, so die Sicht der Dinge des Angeklagten.

Dazu, dass er Organmandate in die eigene Tasche gesteckt haben soll, meinte der Ordnungshüter: “Ich habe vergessen, das einkassierte Geld abzuführen.” In dem seit Dezember des Vorjahres laufenden Prozess, für den immerhin drei Jahre ermittelt worden war, ist ein Gerichtspsychiater beigezogen worden. Der Grazer Universitätsprofessor Manfred Walzl attestierte dem suspendierten Polizisten jetzt eine “zwanghafte Persönlichkeitsstörung” in dem Sinne, dass der 57-Jährige von einem ständigen Bedürfnis nach übertriebener Kontrolle, übergroßer Ordnung und Perfektion getrieben wurde, so nach dem Motto “keiner kann es ihm recht machen”. Das habe eine Überforderung und “eingeschränkte Zurechnungsfähigkeit” bewirkt, dennoch sei der Beamte “grundsätzlich schuldfähig”.

Prozess vertagt

Mit auf der Anklagebank ist auch die 42-jährige Ehefrau des Angeklagten. Ihr wird vorgeworfen, 8.000 Liter Diesel mit der Tankkarte einer Spedition getankt zu haben. Die Unmengen von Treibstoff hortete sie in einem Nebengebäude ihres Hauses in einer dicht besiedelten Wohngegend. Die Fässer fand man, als in der Sauna des Paares Feuer ausbrach. Die Frau bestritt, illegal getankt zu haben.

Wichtige Zeugen waren am Mittwoch nicht erschienen. Daher wurde das Verfahren auf unbestimmte Zeit vertagt.

(apa/red)

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