AA

AMS-Bericht: Migranten besonders schwer zu vermitteln

Manche AMS-Mitarbeiter hätten sogar Angst vor ihren ausländischen Schützlingen.
Manche AMS-Mitarbeiter hätten sogar Angst vor ihren ausländischen Schützlingen. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Ein interner AMS-Bericht zeigte massive Probleme im Umgang mit Arbeitslosen mit nicht-deutscher Muttersprache auf. AMS-Mitarbeiter täten sich schwer, Migranten zu vermitteln, vereinzelt fühlen sie sich sogar von ihren Klienten bedroht. AMS-Chef Johannes Kopf warnt davor, vorschnell Vorurteile über Migranten beim AMS zu fällen. Der Bericht beziehe sich auf  Einzelbeobachtungen.

Der knapp 50-seitige Bericht vom Juni 2017 war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und basiert auf Untersuchungen in Geschäftsstellen in Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Wien, wie mehrere Tageszeitungen heute (Dienstag) berichten. Die Prüfer haben untersucht, ob Migranten beim Arbeitsmarktservice (AMS) schlechter betreut werden als Inländer und ob sie bei der Jobsuche von Unternehmen diskriminiert werden. Dafür wurden keine Hinweise gefunden.

AMS-Mitarbeiter von Tschetschenen bedroht

Befragte AMS-Führungskräfte gaben an, dass “Auffälligkeiten nach Nationalitäten” zu beobachten seien, massive Probleme gebe es nach “übereinstimmenden Wahrnehmungen” vor allem bei Tschetschenen, die überdurchschnittlich oft gewaltbereit seien. Manche AMS-Mitarbeiter hätten Angst, ihnen Vorschläge für Jobs oder Kurse zu machen, einige Mitarbeiter seien auch bedroht worden. Tschetschenen, Syrer und Afghanen seien auch in soziale Berufe oder in die Gastronomie schwer zu vermitteln, “weil der Servicegedanke abgelehnt wird”, heißt es in dem Bericht. Allgemein würden muslimische Väter und Ehemänner die Arbeitsaufnahme oder Ausbildung ihrer Töchter und Frauen behindern.

Schulungen zum interkulturellen Verständnis

In einem Statement der AMS-Führung, das im Revisionsbericht angeführt wird, werden den AMS-Mitarbeitern “Schulungen zum interkulturellen Verständnis” angeboten. Vielen Beratern falle es offenbar schwer, “zwischen Wahrnehmung und Vorurteil zu unterscheiden”. AMS-Chef Johannes Kopf betonte gegenüber den “Salzburger Nachrichten” (SN), dass es sich bei den Aussagen um Einzelbeobachtungen von AMS-Beratern handle, die keine Aussagekraft über die Gesamtsituation hätten.

Bericht untersuchte nur Einzelbeobachtungen

Der Revisionsbericht enthalte keinerlei Angaben über die Häufigkeit der beschrieben Wahrnehmungen, was in der Berichterstattung darüber verschwiegen werde, kritisierte AMS-Chef Kopf auf “Facebook”. Der Revisionsbericht werde somit “unvollständig und zu Fehlinterpretationen verleitend” dargestellt.

In Wien haben 61 Prozent der AMS-Kunden Migrationshintergrund, in ganz Österreich sind es 42 Prozent.

Kopf ärgert sich über Leak

“Ich ärgere mich”, dass der interne Revisionsbericht des Arbeitsmarktservice den Medien zugespielt wurde, sagte AMS-Chef Johannes Kopf am Dienstag im Ö1-“Mittagsjournal. Er stehe zu dem Bericht, aber ihn störe die Rolle der Medien, wo unter anderem gefordert worden sei, dass “der Vorstand aus dem Job gejagt werden soll”.

Wien. “Wir selbst haben den Bericht bestellt, wir selbst haben die Revision gebeten, dort näher hinzuschauen, um die Dinge besser zu machen”, sagte Kopf.

(APA/red)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • AMS-Bericht: Migranten besonders schwer zu vermitteln
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen