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Amerikanisches Idyll - Trailer und Kritik zum Film

Seymour Levov, genannt "Der Schwede", hat alles, was man sich wünschen kann: eine liebevolle Frau, eine aufgeweckte Tochter, ein gut laufendes Geschäft. Doch irgendwo kommen die Levovs vom Weg ab und geht etwas zu Bruch. Der Brite Ewan McGregor hat für sein Regiedebüt "Amerikanisches Idyll" Philip Roths gleichnamigen Roman in eine allzu nüchterne Familiensaga verwandelt.

Wobei sich der 45-jährige Hollywoodstar für sein erstes Mal hinter der Kamera einen prinzipiell lohnenden Stoff ausgesucht hat: In seinem 1997 erschienenen Buch zeichnet Roth ein zwiespältiges, allerlei Wunden aufreißendes Porträt der USA in den 60er-Jahren. Unruhen auf den Straßen und Auseinandersetzungen zwischen Schwarz und Weiß, die zunehmende Desillusionierung aufgrund des Vietnam-Krieges, ein Abflauen der Aufbruchsstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg: All das sind Zutaten, die er anhand der Levovs zu einem durchaus eindringlichen Cocktail mischt.

Amerikanisches Idyll – Die Handlung

Selbiges versucht McGregor nicht nur im Regiestuhl, sondern auch in der Hauptrolle: Als “Schwede” kann er zunächst mehrfach sein strahlendes Lächeln präsentieren, beginnt “Amerikanisches Idyll” doch mit dem Zustandekommen der Vorzeigefamilie. Erste Kratzer bekommt die Fassade, als das Stottern von Töchterchen Merry nicht in den Griff zu bekommen ist. Sind es zu hohe Erwartungen, der Druck durch die übermächtig erscheinenden Eltern? Was die Therapeutin den Levovs vor Augen führen möchte, können und wollen diese nicht akzeptieren. “Wir sind normal!”, entfährt es Mutter Dawn (Jennifer Connelly). Ja, das stimmt.

Denn ganz normal entwickelt sich Merry zu einer aufmüpfigen, rebellischen jungen Frau (Dakota Fanning), der jedes Mittel recht scheint, um dem Establishment ein lautes “Fuck you!” vor die Füße zu werfen. Während in den Straßen New Yorks und anderswo Scheiben zu Bruch gehen, Demonstrationen gewaltsam aufgelöst werden und die Welt aus den Fugen geraten zu scheint, verschiebt sich schließlich das Gefüge im Hause Levov: Statt in langen Nächten anderswo gegen den Krieg zu demonstrieren, solle sie es doch im beschaulichen Heimatort machen, rät Vater Seymour seiner Tochter. Was sie nur allzu wörtlich nimmt und in einer Bombenexplosion im örtlichen Postamt resultiert.

Amerikanisches Idyll – Die Kritik

Immer wieder unterbrechen zeitgeschichtliche Ausschnitte das filmische Drama wie Fremdkörper, versucht McGregor doch die Zerrissenheit einer Gesellschaft am Beispiel dieser Familie nachzuzeichnen. Wo die authentische Ausstattung zumindest ansatzweise Atmosphäre zu versprühen weiß, sind die Bilder dann aber meist doch zu glatt, ist die Entwicklung der Geschichte leider zu platt und vorhersehbar. Nach dem Untertauchen Merrys wird die Suche von Seymour zu einem nicht endenwollenden Scheitern, dessen emotionaler Widerhall ausbleibt. Die Blicke von McGregor und Connelly, sie sind zu lange leer, scheinen von der glatten Oberfläche nicht abweichen zu wollen.

Dass die zunehmende Ernüchterung in einer immer dunkler werdenderen Bildsprache mündet, kann ebenfalls nicht darüber hinweg täuschen, dass man sich zu sehr auf die Wucht der Schicksale verlässt. Und dabei bleibt es eigentlich Fanning überlassen, der zentralen Figur dieser Erzählung trotz langer Absenzen so viel Ausdruck zu verleihen, um die einzelnen Puzzlestücke zu einem homogenen Ganzen zusammenzufügen. Was ihr besonders zum Ende hin mit stoischer Miene, aber vielsagendem Blick zwar gelingt – aber leider den Rest nicht mehr aus dem Mittelmaß emporholen kann.

Ewan McGregor hat vieles versucht, hangelt sich aber großteils an beliebig wirkenden Versatzstücken entlang. Die Figuren mögen ansprechend gezeichnet wirken, sich in ihre jeweiligen Umgebungen gut einfügen können (oder eben gerade nicht, wenn dies vonnöten ist) – trotzdem bleiben sie alle unnahbar und distanziert. Wer die Hand nach diesem Idyll und seiner Zerstörung ausstreckt, dem wird beides durch die Finger rinnen, ohne großartige Spuren zu hinterlassen.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Amerikanisches Idyll”

(APA)

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