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Amanda Palmer und Edward Ka-Spel kollaborieren - Wien-Konzert im Porgy & Bess

Amanda Palmer kollaborierte mit Jugendidol Edward Ka-Spel
Amanda Palmer kollaborierte mit Jugendidol Edward Ka-Spel ©VIENNA.at
Amanda Palmer strikes again: "I Can Spin a Rainbow" nennt sich ihr neues Album, das die US-Musikerin gemeinsam mit ihrem Jugendidol Edward Ka-Spel (63) von der britisch-niederländischen Band The Legendary Pink Dots aufgenommen hat. "Es war sehr intim," so Palmer über die Zusammenarbeit.

Die psychedelisch anmutende und poetisch schillernde Kollaboration kommt am 5. Mai auf den Markt, am 16. Juni gastiert das Duo in Wien im ausverkauften Porgy & Bess. Eine musikalische Zusammenarbeit mit Ka-Spel, der Palmer als junge Künstlerin bestärkte, ihren eigenen Weg zu gehen, war bereits seit einigen Jahren ein Fixpunkt auf Palmers To-Do-Liste, wie die 40-jährige US-Künstlerin im Gespräch mit der APA verriet.

Projekt ging mit Verzögerung an den Start

Eine erste Aufnahme-Session im Sommer 2015 musste die damals hochschwangere Ehefrau von Neil Gaiman jedoch bereits am ersten Tag abbrechen, da ihr bester Freund Anthony im Sterben lag. Im Sommer 2016 war es dann allerdings so weit und Palmer reiste samt Baby und Nanny nach Großbritannien, wo sie in Imogen Heaps Studio in Essex über mehrere Wochen gemeinsam mit Ka-Spel an neuen Songs arbeitete.

“Das gemeinsame Schreiben mit Edward war eine Reise in die Vergangenheit meines eigenen Songwritings”, sinniert Palmer. “Meine Jugend und die frühen Zwanziger waren eine Zeit, in der mich seine Musik sehr beeinflusst hat und in der mein eigenes Schreiben viel poetischer und weniger prosaisch war als heute.” Ka-Spels Werk weise weitaus mehr Bezüge auf und arbeite mit rätselhafteren Bildern. Diese Eigenschaften sind nun auch “I Can Spin a Rainbow” anzuhören. “Es war, als würde ich einen alten Mantel aus dem Schrank nehmen und er würde mir nach wie vor passen”, beschreibt Palmer diesen Prozess. “Und dieses Gefühl war ungeheuer befreiend.”

“Gemeinsam Songs zu schreiben ist intimer als Sex mit einem Fremden”

Dabei war Palmer, die in den 2000er-Jahren als Sängerin des Punk-Cabaret-Duos Dresden Dolls zu großer Bekanntheit gelangte, im Vorfeld skeptisch, mit einem Kollegen so eng zusammenzuarbeiten. “Gemeinsam Songs zu schreiben ist für mich intimer als mit einem Fremden Sex zu haben. Songwriting ist für mich die persönlichste Sache überhaupt. Da gehe ich ganz tief in mich und schaue, was da ist. Ich konnte nie verstehen, wieso man das gemeinsam mit jemandem anderen machen sollte”, blickt Palmer auf ihre anfängliche Skepsis zurück. “Das wäre irgendwie so, als würde man jemandem dabei zusehen, wie er auf die Toilette geht.”

Frühere Kollaborationen mit Kollegen hätten sich oft als kompliziert herausgestellt. Ka-Spel habe ihr diese Angst jedoch schnell genommen. “Diesmal fühlte es sich absolut mühelos an. Wir sind einfach zwei Menschen, die das alles der Freude wegen machen. Wir beide wollten gut sein und den anderen beeindrucken. So haben wir uns selbst und gegenseitig herausgefordert. Es war ein sehr intimes Arbeiten”, erinnert sich Palmer an die gemeinsamen Wochen in England. “Edward hat schamlos transparent gearbeitet.” Ein bestimmtes Konzept hätten sie nicht verfolgt: “Die Entstehung jedes Songs war anders. Manchmal kam er mit Texten an oder spielte mir etwas auf seinem Computer vor, oder ich saß am Klavier und spielte, während er Texte dazu erfand. Manchmal inspirierten uns kleine Sprachmemos, die ich auf meinem Handy fand, dann waren es wieder aktuelle, schreckliche Nachrichten aus den Medien, die Basis für einen Song wurden.”

Besondere Zusammenarbeit: Amanda Palmer und Edward Ka-Spel

Auch für Ka-Spel, der in den vergangenen Jahrzehnten mehr als 40 Alben aufgenommen hat, war es eine besondere Zusammenarbeit, wie er zur APA sagte: “Nach so langer Zeit fragt man sich immer wieder: Was kann jetzt noch Neues kommen? Und dann arbeite ich mit Amanda zusammen und bin selbst überrascht, dass ich noch einen Schritt weitergehen kann.” Ein bestimmtes Thema, das die neun Songs (elf auf der Vinyl-Version) verbindet, hätten sie nicht verfolgt. “Vielmehr ist es bei Edward so: Ein und derselbe Song hat fünf oder sechs unterschiedliche Bedeutungen”, lacht Palmer. Einer der Songs etwa, das vorab ausgekoppelte “Rainbows End”, widmet sich “unserem schwierigen Verhältnis zu Bildschirmen”, wie Palmer erzählt. “Es geht um die Metapher, wie leicht wir via GPS – als blauer Punkt – in einen Raum versetzt werden können und zugleich spirituell so verloren sind wie nie zuvor.”

Palmer und Ka-Spel live im Porgy & Bess in Wien

Nach den gemeinsamen Schreib- und Aufnahmewochen kehrte Palmer wieder in die USA zurück und verbrachte die vergangenen Monate auf Reisen. Ka-Spel übernahm die Finalisierung der Songs. “Er ist wirklich ein Genie. Er hat die Songs im Nachhinein gemischt und den Tracks ihre unterschwellige Magie verpasst. Es war so, als hätten wir gemeinsam ein Haus gebaut und er allein hat es nachher eingerichtet. Ich habe seinem Geschmack vertraut. Und als ich das Haus wieder betrat, wollte ich sofort einziehen. Es ist eine sehr sanfte Platte, aber sie ist auch dunkel und zeigt ihre Krallen.”

(Das Gespräch führte Sonja Harter/APA)

Konzert mit Amanda Palmer und Edward Ka-Spel: 16. Juni, Porgy & Bess (bereits ausverkauft). Weitere Infos zum Event finden Sie hier.

(apa/red)

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