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Alles was kommt - Trailer und Kritik zum Film

Ein typischer französischer Film und eine typische Rolle für die große Aktrice Isabelle Huppert: In "L'avenir" muss sie als selbstbewusste Philosophielehrerin zusehen, wie ihr Leben in die Brüche geht. Die neue Freiheit als Chance zu begreifen fällt in der Theorie deutlich leichter als in der Praxis.

In dem Pariser Philosophen-Haushalt (Nathalies Gatte Heinz, gespielt von André Marcon, liest gerne Karl Kraus) regieren große Ideen und pointierte Konversationen. Gefühle sind kein Thema, auch den beiden Kindern gegenüber nicht. Die französische Regisseurin Mia Hansen-Love (35, “Tout est pardonné” u.a.) weiß, wovon sie in ihrem Film erzählt: Sie ist selbst Tochter einer Pariser Philosophielehrerin. Mit intellektueller Kühle lässt sich aber nicht alles meistern, zumal ziemlich viel auf einmal zusammenkommt.

Alles was kommt – Die Handlung

Nathalies Mutter, ein kapriziöses ehemaliges Model, hält ihre Tochter mit Eskapaden und Selbstmorddrohungen auf Trab, ihr Verlag hält ihre renommierten Lehrbücher nicht mehr für zeitgemäß und ihr Mann eröffnet ihr, nach 25 Jahren Ehe zu einer anderen Frau ziehen zu wollen. Dazu passt, dass ihre Schüler lieber streiken und über Sozial- und Bildungsreformen statt über große Philosophen diskutieren wollen, und dass die Forderung ihres zunehmend mit den Anarchisten liebäugelnden einstigen Lieblingsschülers, die Kluft zwischen Lehre und Leben müsse geschlossen werden, die gut situierte Professorin nur mit ihrer eigenen Bürgerlichkeit konfrontiert. “Alles was kommt” (wie der deutsche Verleihtitel heißt) zeigt ihr, dass die Uhr abzulaufen beginnt und die neue Zeit mit anderen zieht.

Alles was kommt – Die Kritik

Hansen-Love, die für ihren Film bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären für die Beste Regie ausgezeichnet wurde, zeigt das leise Drama des Alterns in ruhigen, präzisen Bildern, in denen die Vorzüge der SNCF, der französischen Staatsbahnen, ebenso ins rechte Licht gerückt werden wie die Schönheit von Regionen wie der Bretagne und der französischen Alpen. Dass ihr Drehbuch auf spektakuläre Handlungshöhepunkte ebenso verzichtet wie auf die Erfüllung herkömmlicher Konventionen, sollte dem sensiblen Film positiv angerechnet werden.

Die trockene, selbstverständliche Spielweise Hupperts, die bei geringstmöglicher äußerlicher Emotion den inneren Kampf zwischen Fassungslosigkeit und Selbstbeherrschung, Verletztheit und Einsamkeit transparent macht, ist dabei natürlich mehr als die halbe Miete. Dass sich wohl nicht wenige Zuseher von “L’avenir” zwischen Rousseau und Schopenhauer mit ihren eigenen Problemen wiederfinden, ist ihr Verdienst. Schauspielkunst und Philosophie ergänzen hier einander kongenial. “Alles was kommt” ist weder abenteuerlich noch besonders lustig. Wie das Leben auch. Aber es macht Sinn, sich damit auseinanderzusetzen.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Alles was kommt”

(APA)

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