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Afroklänge im Wiener Musikverein

Ungewöhnliche Klänge ertönten im Wiener Musikverein.
Ungewöhnliche Klänge ertönten im Wiener Musikverein. ©APA (Sujet)
Am 12. März 2015 konnten im Wiener Musikverein ungewöhnliche Klänge wahrgenommen werden. Das Linzer Bruckner Orchester brachte afrikanischen Wind nach Wien und damit in die westliche Musikkultur. Das Orchester mit George Gershwin, Alexander Zemlinsky. Philip Glass und Angelique Kidjo fand mehrheitlich guten Anklang.
10 Jahre Wiener Musikverein

Den Auftakt des Abends bildete mit George Gershwins Orchestersuite als Kondensat seiner Oper “Porgy and Bess” noch ein Klassiker des Repertoires. Hier präsentierte sich das Orchester unter Chefdirigent Dennis Russell Davies noch als mächtiger, wenn auch in den Streichern etwas trockener Klangkörper, der allerdings bei Gershwins Symbiose aus Jazz und Konzertmusik bisweilen den Swing vermissen ließ.

Symphonische Gesänge von Alexander Zemlinsky

Einen ersten Höhepunkt stellten danach Alexander Zemlinskys “Symphonische Gesänge” dar. Der langsam wieder auf die Spielpläne rückende Schönberg-Lehrer zog als Libretto den 1929 von Anna Nußbaum veröffentlichten Lyrikband “Afrika singt” mit afroamerikanischen Texte heran. Der Linzer Ensemblestar Martin Achrainer übernahm hierbei den Gesangspart mit seinem klaren, metallenen Bariton, der nicht allzu mächtig und dafür klangschön die sieben Lieder interpretierte und zu Recht bejubelt wurde.

Angelique Kidjo: “Es war eine Art Wiedergeburt”

Einen ambivalenten Eindruck hinterließ schließlich das dritte Werk des afrikanischen Abends, obgleich die Linzer unter Davies mit Philip Glass eigentlich ihren “Hauskomponisten” im Gepäck hatten. Der US-Amerikaner hat unter dem Titel “Ife” drei Sätze nach Texten der westafrikanischen Yoruba aus Benin für Mezzosopran und Orchester geschrieben. Den Gesangspart übernahm Afrosoulstimme Angelique Kidjo, für die der Ausflug ins Symphonische eine Abkehr vom bis dato Gekannten darstellt. “Es war eine Art Wiedergeburt”, umschrieb die 54-Jährige nach dem Konzert selbst ihren Ansatz.

Stimmliche und sonstige Herausforderungen

Dennoch bleibt Kidjo bei diesem Ausflug letztlich eine Fremde, gelingt es dem eigentlich mit suprakulturellen Arbeiten vertrauten Glass nicht, die beiden so unterschiedlichen Tonsprachen des afrikanischen Volksgesangs und seiner eigenen, Percussion-getriebenen Orchesterwelt zu vereinen. Kidjo, die ihre Stimme durch Mikrofon verstärken musste, um gegen die Urgewalt des Orchesters anzukommen, ist in der starren Struktur einer Symphonie zu eingesperrt, kann ihre stimmlichen Qualitäten nur begrenzt zur Geltung bringen. Nur selten gelingt hier ein Amalgam, bei dem die beiden Ebenen als Echo, als rhythmischer Spiegel aufeinander reagieren. Meist stehen sich hier zwei Welten gegenüber, die nicht so recht zueinander passen wollen. Dem Applaus am Ende tat dies keinen Abbruch.

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(apa/red)

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