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Above And Below - Trailer und Kritik zum Film

Ein Film wie ein Kunstwerk: Nicolas Steiners Dokumentarfilm "Above and Below" über Menschen, die am Rande der US-amerikanischen Gesellschaft leben, betört durch sein atemberaubendes Zusammenspiel von Bildern und Musik.

Am Freitag läuft der Film in den österreichischen Kinos an. Cindy, Rick und Lalo leben in den Flutkanälen der Wüstenstadt Las Vegas. Dave nennt einen heruntergekommenen Wüstenbunker in der kalifornischen Einöde sein Zuhause.

Above And Below – Die Geschichte

Kriegsveteranin April wandelt in einem Raumanzug durch die karge Landschaft Utahs, weil sie dereinst auf den Mars auswandern will. Die fünf leben alle auf ihre Art am Rande der US-amerikanischen Gesellschaft, in räumlichem Sinne ebenso wie in übertragenem.

Der Schweizer Regisseur Nicolas Steiner (“Kampf der Königinnen”) hat seine Protagonisten in ihren eigenwilligen Lebenswelten besucht und begleitet. Rick und Cindy etwa, die ihr Obdach in einem Flutkanal mit Abfall und Liegengelassenem so gemütlich wie möglich einrichten – bis der nächste Regen das Hab und Gut des Ehepaars wegschwemmt und es sich von Neuem das Nötigste zusammensuchen muss. Manchmal bedroht die Flut die beiden sogar an Leib und Leben.

Und trotzdem ist zuweilen so etwas wie Glück spürbar im Leben des Paares. Etwa wenn Cindy über ihre Liebe zu Rick spricht und erklärt, wie wichtig es sei, sich jeden Tag zu küssen. Oder wenn sie erzählt, dass die Nagellackfarbe ihre jeweilige Tagesstimmung spiegle. Fast vergisst man dabei, wie die beiden leben – und erinnert sich erst wieder daran, wenn Cindy, mit Drogen zugedröhnt, mit Rick streitet.

Above And Below – Die Kritik

Steiners Protagonisten sind alle irgendwie Freaks. Nur teilweise selbst verschuldet sind sie ins Abseits geraten, in einer Gesellschaft, die Menschen wie ihnen keinen Platz einräumt. Das tut dafür der Regisseur: Er gibt seine Protagonisten, alle auf ihre ganz eigene Weise kluge und reflektierte Menschen, kein einziges Mal der Lächerlichkeit preis und begegnet ihnen mit großem Respekt.

Steiner erzählt die Geschichten von Rick, Cindy, Dave, April und Lalo ohne viele Worte, dafür mithilfe von kunstvollen Bildern (Kamera: Markus Nestroy) und Klängen (Musik: Paradox Paradise). In seiner Bildsprache erhalten die dreckigen, düsteren Kanäle plötzlich einen mystisch-romantischen Anstrich, die tote, ausgetrocknete Wüste erstrahlt in ungeahnter Schönheit. Das Zusammenspiel von Musik und Bild entwickelt in “Above and Below” einen Sog, der sonst eigentlich spannenden Spielfilmen vorbehalten ist.

AaB TRAILER US from Markus Nestroy on Vimeo.

Steiner spielt in seinem Film auch mit räumlichen Richtungen: Im Untergrund leben Rick, Cindy und Lalo, in Richtung All möchte April abziehen. Sinnbild für das Oben und Unten, welche das Leben mit sich bringt, ist eine Achterbahnfahrt, die sich Rick und Cindy in der Vergnügungsoase Las Vegas gönnen.

“Above and Below” wurde an zahlreiche Filmfestivals auf der ganzen Welt eingeladen, gewann unter anderem den Preis der Zürcher Filmstiftung und war für den “Prix de Soleure” der Solothurner Filmtage nominiert. Dabei ist das Werk Steiners Diplomfilm, der Walliser studierte in Dänemark, Deutschland und zuletzt in San Francisco, wo er auch auf seine Filmidee stieß.

Die US-Filmmagazin-Koryphäe “Variety” zählte den Film zu den Entdeckungen des Jahres, zudem ist er nominiert für den Deutschen wie auch den Schweizer Filmpreis als bester Dokumentarfilm. Viel Ehre für einen Film, an dessen Konzept Steiners Ausbildner zuerst gezweifelt hatten, wie der Regisseur in einem Interview der “Mittellandzeitung” erzählt hatte. Ein Glück, hielt der 31-jährige Filmemacher an seinem Vorhaben fest: Sein Gesamtkunstwerk rechtfertigt jeden gewonnenen Preis.

(APA)

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