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73 und kein bisschen weise: 23 Mal verurteilt

"Heut’ zahlen sich Einbrüche nimmer aus", sinniert Erich im Wiener Straflandesgericht. Der Mann weiß vermutlich besser als jeder andere, wovon er spricht. Schließlich blickt er auf eine lange "Karriere" zurück.

Er ist 73 und hat in den fünfziger Jahren zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Gefängnis gemacht, nachdem er unbefugt in Bereicherungsabsicht in fremde Räumlichkeiten eingedrungen war. 21 weitere „Häf’n“-Aufenthalte sollten folgen. Insgesamt hat er 37 Jahre hinter Gittern verbracht.

Trotz seines vorgerückten Alters hat sich Erich noch immer nicht zur Ruhe gesetzt. Das Einbrechen ist ihm inzwischen zwar zu beschwerlich geworden. Für den Handel mit Kokain und Haschisch fühlt er sich aber noch fit genug. Daher hat er im Vorjahr kurzerhand „umgesattelt“.

An die 200 Gramm Suchtgift brachte er unters Volk, ehe im November 2005 die Handschellen klickten. Seine deutlich jüngere Lebensgefährtin stand im Verdacht, davon gewusst zu haben. „Mein Honey dürft’s net karniefeln“, beschied Erich den Polizisten und nahm daher alle Schuld auf seine männlichen Schultern. Er zeigte den Beamten bereitwillig, wo er seine Drogenvorräte „gebunkert“ hatte. Weil er ein Versteck vergaß, schrieb er anschließend in der U-Haft dem Richter und entschuldigte sich: Man möge doch bitte noch schnell nach Ottakring fahren, da gebe es auch noch ein Lager mit ein bisserl Gift.

„Was mach ma denn jetzt mit Ihnen?“ fragte sich nun heute, Donnerstag, Staatsanwältin Petra Staribacher. „Einsperren“, lachte Erich. „Ihr könnt’ ihn auch zu mir schicken“, schlug seine Freundin vor. Die ist zwar seit 23 Jahren mit ihm zusammen, hat ihren Partner aber nicht all zu oft an ihrer Seite genossen. „Immerhin 18 Jahre war er im Häf’n“, verriet sie, während sich der Schöffensenat (Vorsitz: Wilhelm Mende) zur Beratung zurück zog.

Diese Zeit nützte Erich, um sich mit Verteidiger Werner Tomanek an alte Zeiten zu erinnern. „Früher hat’s im Bau amal im Monat an Fasttag geben. Und am Tag der Tat is ma bei schweren Delikten in Dunkelhaft kommen.“ Mit den 15 Monaten, die das Gericht diesmal über ihn verhängt, ist Erich einverstanden: „Vielen Dank für das milde Urteil!“ Dass damit seine zweifelhafte Karriere zu Ende ist, wollte er allerdings nicht versprechen.

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