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"3096 Tage": Premiere für Natascha Kampuschs Leidensgeschichte in Wien

Die Weltpremiere von "3096 Tage" in Wien.
Die Weltpremiere von "3096 Tage" in Wien. ©Vienna.at/Lukas Krummholz
Der Film hatte bereits vorab für einiges an Kontroversen gesorgt, ab sofort können sich die Kinogeher selbst ein Bild davon machen: "3096 Tage", der Film über Natascha Kampuschs Leidensgeschichte, feierte am Montag Premiere in Wien. Und die Geschichte ließ kaum einen der Premierengäste unberührt.
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Es ist ein Film über 3.096 Tage, die am kommenden Samstag, dem 2. März, vor genau 15 Jahren begannen: Diese 3.096 Tage hat Natascha Kampusch, beginnend als zehnjähriges Mädchen bis zur jungen Frau in der Gewalt des Wolfgang Priklopil verbracht, bis sie sich im August 2006 aus der Gewalt ihres Peinigers befreite.

Am Montagabend feierte der Film über Kampuschs Leidensweg seine vielbeachtete Premiere.

Natascha Kampusch bei der Premiere

Kampusch selbst stand im dunkelroten Kostüm einige Minuten vor den Dutzenden Kameraleuten und Fotografen, versuchte freundlich lächelnd die Film- und Fotowünsche zu erfüllen. Fragen beantwortete sie nicht.

Aufgeregt und gespannt war das Filmteam ob der Frage, wie die Öffentlichkeit den Streifen aufnehmen würde. Antonia Campbell-Hughes etwa, die im Film Natascha Kampusch spielt, und einige Kilos abnehmen musste, meinte etwa: Die Rolle “war eine sehr große Verantwortung, sehr herausfordernd”. Sie habe Kampusch selbst zwar nicht getroffen, aber sie habe einiges über ihre Geschichte gewusst. “Das war das Wichtigste, die Zeit, die über so viele Jahre vergangen ist, und den Bogen der Gefühle zwischen diesen beiden Menschen (Kampusch und ihrem Entführer Priklopil, Anm.) zu verstehen.”

“3096 Tage”: “Geschichte vom Überleben”

Priklopil-Darsteller Thure Lindhardt sagte, er habe sehr genau überlegt, ob er diese Rolle annehmen solle. Er habe Natascha Kampuschs Buch gelesen: “Es ist eine Geschichte vom Überleben, von der wir alle sehr viel lernen können. Und das war letztlich der Grund, der mich Ja sagen ließ, weil ich glaube, dass das eine sehr wichtige und schöne Geschichte zu erzählen ist”, erzählte er.

Lindhardt meinte, er würde der medialen Charakterisierung Priklopils als “Monster” zustimmen: “Als Schauspieler muss ich mich selbst aber beiseite stellen und den Charakter verteidigen, den ich spiele, sonst kann ich es nicht tun. Woran wir uns erinnern müssen, besonders als Schauspieler, ist, dass dieser Typ einmal ein Kind war, er war ein Mensch wie jeder andere auch, er war krank, aber immer noch ein Mensch. Und er hatte eine Stimme, und dieser Stimme versuche ich Ausdruck zu verleihen.”

Regisseurin Sherry Hormann, nach eigenem Bekunden lange im Ringen mit sich selbst, ob sie den Streifen machen solle, meinte: “Ich bin im Reinen mit mir mit dem Ergebnis. Ich habe einen Weg gefunden mit meinem Team, dass wir mit Kraft aus diesem Film rausgehen, weil Natascha mit einer Stärke die Macht von Priklopil bricht und uns am Ende zeigt, wir haben eine Kraft in uns.”

Antonia Campbell-Hughes hungerte für die Rolle

Der Gewichtsverlust von Campbell-Hughes sei notwendig gewesen: “Es gibt einen Abschnitt im Leben von Frau Kampusch, den wir nicht bildlich festgehalten haben, und dazu gehört der Essensentzug, und den muss man zeigen”, erklärte Hormann. Am Tag, als Natascha Kampusch am Set gewesen ist “war ich so nervös. Mir passte überhaupt nichts an dem Tag, ich habe irgendwie immer gedacht, ich gucke mit ihren Augen, das kann doch nicht gut sein, aber es wurde dann gut.”

Es sei schwer gewesen, die richtigen Darsteller zu finden, sagte Hormann. “Viele Schauspieler hatten Muffen zu spielen.” Campbell-Hughes habe das stärkste Casting hingelegt, obwohl man die Rollen zunächst im deutschsprachigen Raum besetzen wollte. “Und dann war klar, Sekunde mal, vielleicht ist es auch Schicksal, diese Geschichte ist mehr als nur der Fall, diese Fälle passieren auf der ganzen Welt, es ist eigentlich eine universelle Geschichte.”

Reaktionen nach dem Film

Dass der Film den Premierengästen sehr nahe ging, war an den beeindruckten, bewegten Gesichtern abzulesen, mit denen sie den Saal verließen. Einige weinten. Der ehemalige Innenminister Karl Blecha (S) sagte zur APA: “Es ist eine ganz große Schwierigkeit zu vermitteln, wie der Schrecken solcher mehr als 3.000 Tage gewesen ist. Das ist wirklich gelungen.” Vor allem der Beginn des Films sei besonders bedrückend gewesen.

Thaiboxer Fadi Merza beeindruckte ebenfalls vor allem der Beginn: “Für mich war das Schlimmste, wie das kleine Mädchen um Essen betteln musste.” Die Stimmung im Saal sei sehr gedrückt gewesen. Der Kampfsportler zeigte sich von der Stärke Kampuschs beeindruckt: “Sie hat einfach sehr viel durchgemacht. Ihr wurde die Kindheit geraubt.”

(APA)

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