Jugendliche hatten Gewürzfläschchen dabei
Die drei Jugendlichen trafen sich am 26. März bei der U-Bahn-Station Schottenring, um auf eine Freundin zu warten. Weil die Gegend gerne als Drogenumschlagplatz dient, wurden sie von dem Polizisten und zwei seiner Kollegen kontrolliert, “weil sie etwas auf den Boden fallen lassen haben”. Das sei auffällig genug gewesen, um die Burschen zu perlustrieren. Dabei kamen zwei Fläschchen Majoran zum Vorschein, deren Inhalt nach Angaben des Angeklagten gerne zum Strecken von Marihuana verwendet werden.
“Der eine hat gesagt, dass er das Gewürz gefunden hat, der andere hatte es mit, weil sie noch damit kochen wollten”, sagte der 33-jährige Polizist. “Es gibt sogar Leute, die auf der Wiese das Gras auszupfen, um es dann als Marihuana zu verkaufen. Ist auch schon vorgekommen”, meinte der Beschuldigte.
Polizist: “War 08/15 Amtshandlung”
Die Beamten nahmen die Burschen mit auf die Polizeiinspektion, um sie einer genaueren Kontrolle durchzuführen. “Sie sind freiwillig mitgegangen und waren nicht ungut”, sagte der 33-Jährige. In einer Arrestzelle wurden die Burschen – einer nach dem anderen – durchsucht. Für den Beamten verlief alles normal. Drogen wurden bei den Jugendlichen nicht gefunden, nur das spätere angebliche Prügelopfer hatte ein Messer eingesteckt. “Für mich war die ganze Amtshandlung 08/15”. Die Vorwürfe der Burschen seien ihm “völlig unerklärlich”.
19-Jähriger soll verprügelt worden sein
Denn kaum aus der Polizeiinspektion entlassen, berichtete der 19-Jährige von den Prügeln durch den Polizeibeamten. Seine Begleiter hatten nichts mitbekommen, weil sie vor der Tür warteten, wollen aber gehört haben, wie jemand “Was soll der Scheiß, hör auf damit!” rief. Zudem entdeckten sie auf der Schläfe des Kumpels – ob links oder rechts, konnte einer der beiden nicht mehr sagen – rote Schwellungen. “Als wir rausgegangen sind, hat er über die Polizei geschimpft”, berichtete der 17-Jährige Freund. Dass der 19-Jährige der Polizei gegenüber nicht sehr positiv eingestellt ist, bestätigte auch der dritte im Bunde, ein 16-Jähriger, “weil er dauernd Scheiße baut”.
Der 33-jährige Angeklagte hatte, als er von dem Verfahren gegen ihn erfahren hatte, eine Freundin gebeten, sich mit dem Opfer auf Facebook zu befreunden. Die Einträge in dem sozialen Netzwerk, die von der Verteidigung vorgelegt wurden, zeigten ein nicht allzu freundliches Bild der Polizei. Unter anderem wurde die Abkürzung ACAB (“All Cops are Bastards”) verwendet. Am Tag nach dem Vorfall soll der 19-Jährige laut Anwalt “Hab eh einen umgehaut, bin nur zu zwei Fäusten gekommen” und dass den Polizisten in die “Bullenfresse” geschlagen gehöre geschrieben haben.
Die Verhandlung musste auf 20. August vertagt werden, weil das mutmaßliche Prügelopfer und seine Mutter die Ladung zum Prozess nicht erhalten haben.
(APA)