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Zu Besuch im Wiener Tierschutzhaus

Schimpansen, Hunde, Katzen - diese Tiere und viele andere mehr wohnen im Wiener Tierschutzhaus
Schimpansen, Hunde, Katzen - diese Tiere und viele andere mehr wohnen im Wiener Tierschutzhaus ©VIENNA.at/Lukas Krummholz
Das Wiener Tierschutzhaus vor den Toren der Stadt ist Anlaufstelle für alle Tierfreunde, die sich ein Haustier holen und dabei Tierleid lindern wollen. VIENNA.at hat auf einem Rundgang durch die beeindruckende Anlage mit Leiterin Birgit Widhalm-Pechböck über Animal Hoarding, ungewöhnliche Bewohner und Tier-Diebstahl gesprochen.
Tierschutzhaus: Rundgang
Hundevergabe-Rekord 2013
Rassehund wurde gestohlen
Wiens älteste Katze
Neuer Standort gesucht
Tiere suchen ein Zuhause

Nicht weniger als 1.250 Tiere beherbergt das seit 1998 bestehende Wiener Tierschutzhaus in Vösendorf, wie Tierärztin und Leiterin Birgit Widhalm-Pechböck erläutert, als sie das Team von VIENNA.at an einem nasskalten Vormittag Ende Oktober über das weitläufige Gelände in der Gesamtgröße von 4 Hektar führt. Darunter befinden sich 420 Katzen und 260 Hunde.

Animal Hoarding: Wachsendes Problem

Doch was uns beim Besuch in Österreichs größtem Tierheim am meisten beeindruckt, ist die Vielfalt der Vier-, aber auch Zweibeiner, die hier Quartier gefunden haben. Nicht selten stammen diese aus Messie- bzw. Animal-Hoarding-Haushalten – ein zunehmendes Problem, wie Widhalm-Pechböck ausführt.

 

VIENNA.at/Lukas Krummholz
VIENNA.at/Lukas Krummholz ©VIENNA.at/Lukas Krummholz

Zwei Mulis bzw. Maultiere von einer Beschlagnahmung in Wien-Donaustadt, die auf einem Schrottplatz unter rostigen Teilen hausten, haben hier ebenso ein Übergangsheim bezogen wie 50 Hühner, die in einer kleinen Wohnung gehalten wurden. Widhalm-Pechböck  erzählt: “Wir hatten auch schon einen Fall mit 90 Kaninchen, die in einem 8 Quadratmeter-Raum gehalten wurden. Die Leute schaffen sich Tiere an, lassen sie nicht kastrieren, und dann wachsen sie ihnen über den Kopf.” Nachbarn melden dann oft die Missstände wegen der Geruchsbelästigung – das Tierschutzhaus wird auf den Plan gerufen.

Tierische Vielfalt im Wiener Tierschutzhaus

Auf dem Rundgang sehen wir so ziemlich jedes vorstellbare Klein- und so manches Bauernhoftier, Fische, Vögel und diverse Reptilien. Das Tierschutzhaus versorgt Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten und Chinchillas, Schweine, Ziegen, Wellensittiche, Straßen- und verflogene Brieftauben, Krähen, Warzenenten, Bartagamen, Wasserschildkröten und vieles mehr.

Alle Tiere, die es im Tierschutzhaus zu sehen gibt, finden Sie in unserer Bildergalerie.

Wildtiere wie Füchse, Dachse und Biber werden vom Tierschutzhaus ebenfalls aufgenommen, wenn sie verletzt oder in Not sind, aber nur aufgepäppelt und ausgewildert, sobald sie wieder gesund sind, erläutert Widhalm-Pechböck. Ein besonders herziges Highlight wartet in einem stallähnlichen Gehege: Darin tollen die quietschvergnügten Minischweine Happy und Mike umher, die sich hier inzwischen richtig wohlfühlen, wie die Leiterin erläutert.

VIENNA.at/Lukas Krummholz
VIENNA.at/Lukas Krummholz ©VIENNA.at/Lukas Krummholz

Auch Schimpansen leben im Tierheim

Ganz spezielle Bewohner, die man in einem Tierschutzhaus so nicht erwartet hätte, sind die beiden Schimpansen Hiasi und Rosi, die ein ungewöhnlicher Zufall vor über 30 Jahren hierhergeführt hat. Sie waren 1982 für Laborzwecke importiert worden, da jedoch die notwendigen Papiere fehlten, wurden sie am Flughafen Wien-Schwechat beschlagnahmt, landeten in einem Sanctuary und in weiterer Folge am damaligen Standort des Tierschutzhauses. Schönbrunn konnte die Menschenaffen nicht aufnehmen, so Widhalm-Pechböck, weshalb sie nun in einem eigens eingerichteten Gehege des Tierschutzhauses leben.

Sie stehen auf einer Warteliste für eine mögliche Umsiedelung innerhalb Europas, haben dort jedoch die Plätze 13 und 14, weshalb es mit einer baldigen Vermittlung nicht allzu rosig aussieht. Schimpansen können 60 Jahre alt werden, erklärt Widhalm-Pechböck. Sie scheinen sich vor Ort jedenfalls wohlzufühlen und nehmen Kontakt mit Besuchern auf, sobald diese vor dem durch Panzerglas gesicherten Gehege stehen. “Frauen liebt der Hiasi besonders – ich weiß auch nicht warum,” lacht Widhalm-Pechböck. Auch ein Rhesusaffe lebt hier.

Wer wird vermittelt – und wer hat es schwer?

Erst, nachdem wir die “spektakuläreren” Tiere im Tierschutzhaus gesehen haben, kommen wir zu den Tieren, die man wohl am ehesten mit dem Tierheim assoziiert: den Hunden und Katzen.

Die meisten der “Langsitzer”, die es besonders schwer haben, einen Platz zu finden, sind Listenhunde, so die Leiterin. Ihr schlecher Ruf führt leider nach wie vor dazu, dass ihnen weniger Menschen eine Chance geben. Der älteste Langsitzer im Tierschutzhaus ist jedoch ein Schäferhund namens David, der seit 2004 dort untergebracht ist. Die Namen für die Tiere dürfen übrigens die Pfleger selbst vergeben – je nach Aussehen und Wesen. Der Weg zum Hund aus dem Tierschutzhaus führt öfters über eine Patenschaft mit Übernahme: Erst fungieren die Interessenten als Gassigeher, und hat man sich aneinander gewöhnt, wird der Vierbeiner nach Hause geholt.

VIENNA.at/Lukas Krummholz
VIENNA.at/Lukas Krummholz ©VIENNA.at/Lukas Krummholz

Wenn “Tierfreunde” zu Einbrechern werden

Seltener kommt es zu Zwischenfällen, wo das Vergabe-Prozedere unterlaufen wird – so wurde im Tierschutzhaus etwa schon einmal ein Kaninchen gestohlen. In einem noch spektakuläreren Fall wurde ein Mann zum Einbrecher, nachdem er die nötigen Kriterien für einen Hund der Rasse “Cane Corso Italiano”, der ihm sehr gefiel, nicht erfüllte. “Der ist in der Nacht bei uns eingestiegen und hat den Hund einfach mitgenommen. Da er aber seinen Ausweis dabei auf unserem Gelände verloren hat, war es nicht schwer, ihn ausfindig zu machen.”

Behinderte Katzen finden leicht Zuhause

Bei Katzen haben es besonders Jungtiere leicht, denn den rund 50 Katzenbabys im Tierheim kann wohl niemand so leicht widerstehen. Das Tierschutzhaus vergibt diese jedoch bewusst nur zu zweit, damit sich die verspielten Kleinen nicht langweilen, wie uns erklärt wird. “Aber auch Katzen mit Behinderung, einäugige oder dreibeinige Tiere finden meist erstaunlich schnell einen Platz,” so die Leiterin. Schwerer haben es da unsaubere Tiere. Doch durchschnittlich 110 bis 120 Katzen finden Monat für Monat ein neues Zuhause, so Widhalm-Pechböck.

Im zweiten Teil unserer großen Reportage erfahren Sie alles über Zahlen, Fakten und Finanzierung rund um das Wiener Tierschutzhaus, Vergabekriterien für Heimtiere und die “Schwarze Liste” von Menschen, die als Tierhalter ungeeignet sind – demnächst auf VIENNA.at.

(red)

(DHE)

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