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Beim Survival Day mit Reini Rossmann: "Überleben" üben in Wald und Wiese

Wie ein Feuer entfacht und ein Shelter gebaut wird, lernten wir beim Survival Day mit Reini Rossmann
Wie ein Feuer entfacht und ein Shelter gebaut wird, lernten wir beim Survival Day mit Reini Rossmann ©VIENNA.at
Auch wenn die Zombie-Apokalypse vielleicht noch etwas auf sich warten lässt: In Sittendorf bei Wien kann man etwas lernen, das in einer Vielzahl von Situationen von großem Nutzen sein kann. VIENNA.at hat einen Survival-Tageskurs des bekannten Survival & Wildnis-Trainers Reini Rossmann besucht.
Beim Survival Day: Eindrücke
Survival mit Reini Rossmann

Es ist ein nasser Samstagmorgen im Mai, an dem wir uns nahe eines Friedhofs in Sittendorf in der Nähe von Mödling versammeln, um die Grundregeln des Überlebens in der Natur zu lernen.

Survival mit Reini Rossmann: Alles, was man wissen muss

17 Personen beiderlei Geschlechts, vom jungen Mädchen bis zum älteren Herrn, sind gekommen, um sich von Reinhard “Reini” Rossmann, einer österreichischen Koryphäe auf dem Gebiet des Survivals, in die Geheimnisse des Feuermachens, Unterstandbauens, der Wasseraufbereitung, der Orientierung im Gelände und des Suchens und Findens von Essbarem einweihen zu lassen. Die gemischte Gruppe ist höchst interessiert und motiviert, während der nächsten acht Stunden so manches zu lernen, was in der freien Natur von größtem Nutzen sein kann.

Und davon erfahren wir zur Genüge, während wir gemeinsam durch Wald und Wiesen wandern und einige Aufgaben und Fragen gestellt bekommen. Im Vorbeigehen nehmen wir so manches Wissenswerte mit: So lenkt Reini Rossmann gleich zum Auftakt unsere Aufmerksamkeit auf die Föhre bzw. Kiefer, die in unseren Breitengraden sehr gängig ist – leicht zu erkennen an ihren langen Nadeln, und durch ihr spezielles Erscheinungsbild nicht mit giftigen Nadelbäumen zu verwechseln. Deren jungen Triebe können – von den Nadeln befreit – gegessen werden und enthalten ätherische Öle, die antiseptisch wirken. Auch wenn diese keinen Nährwert haben, stellen wir fest, dass sie gar nicht übel schmecken, vielmehr aromatisch und definitiv nach Wald. Noch viel wichtiger ist, dass sie uns von großem Nutzen sein können – Rossmann hält uns an, trockene Nadeln dieses Baumes zu sammeln, die wir später zum Entzünden eines Feuers brauchen werden. Denn eine der ersten Survival-Regeln, die uns der Survival-Trainer erklärt, besagt: “Wenn du eine Ressource vor der Nase hast, nimm sie mit!”

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Grundregeln des Überlebens in der Natur

Gleich darauf folgt schon ein erstes “Ausweiten der Komfortzone”, wozu wir am heutigen Tag noch öfter Gelegenheit haben werden: Beim Verkosten der sogenannten “Kuckucksspucke”, welche die Schaumzikade auf Pflanzen hinterlässt, passen schon die ersten von uns. Denn auch wenn dieser Proteinschaum durchaus nahrhaft ist, mutet er optisch nicht gerade einladend an. Wenn wir wüssten, dass es später sogar noch gesottenen Regenwurm geben wird …

Doch first things first: Gilt es doch vorab, im gemeinsamen Gespräch ein paar Grundregeln zu klären, was unsere Prioritäten in einer Survival-Situation angeht. Ja, die Gefahren durch zu langen Verzicht auf Essen und Trinken sind potentiell lebensbedrohlicher als eine Bären-Attacke oder ein früher Tod durch Blitzschlag. Rossmann bringt es auf eine einfache Regel: Der Mensch überlebt praktisch rund 3 Wochen ohne Nahrung, rund 3 Tage ohne Wasser – aber nur rund 3 Stunden in extremer Hitze oder Kälte. Damit wird klar: Die körperliche Unversehrtheit hat definitiv Vorrang vor der Nahrungssuche. Damit kommen wir auch gleich zum ersten richtigen Programmpunkt: Dem Erbauen eines Shelters, eines Unterstands im Wald.

Wie ein Unterstand im Wald entsteht

Mit vereinten Kräften und nach Rossmanns kundiger Anleitung entsteht rasch eine Art “Lean-to”, wie es Survivalisten nennen – und zwar klarerweise nicht etwa unter Zuhilfenahme von Planen und Co., sondern nur aus dem, was der umliegende Wald hergibt. Dabei errichten wir eine Art “Lattenrost” aus Ästen, der mit haufenweise feuchten Blättern aufgepolstert wird, ein langer Stock, der auf Astgabeln ruht, bildet unser “Zeltdach”, daran gelehnte Äste werden mit Rindenstücken, komprimiertem Blattwerk und Co. abgedichtet. Das Ergebnis ist erstaunlich komfortabel. Was mit vereinten Kräften in gefühlter Windeseile gelingt – wie heißt es so schön: “Viele Hände machen ein rasches Ende” – würde uns völlig allein jedoch wesentlich mehr Zeit abverlangen. Laut Rossmann müssten wir hierbei gut vier Stunden Zeit einberechnen, bis ein Unterstand wie dieser steht.

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Mehr als nur Zündeln: So macht man richtig Feuer

Doch was wäre ein Shelter dieser Art ohne das dazugehörige Feuer, das davor entfacht wird und sicherstellt, dass wir auch des Nachts in einer Survival-Situation nicht erfrieren? Als Nächstes geht es also, was viele von uns ausgesprochen freut, ans Zündeln. Die richtige Basis für ein Feuer, nämlich eine sogenannte sibirische Feuerstelle zu bauen, braucht einiges an Übung, und von unseren Kleingruppen gelingt es auf Anhieb nur einer, das Feuer, für dessen Basis wir 15 Minuten Zeit hatten, auch tatsächlich zu entzünden. Und das, obwohl es im ersten Schritt sogar noch pro Feuerstelle drei Zündhölzer von Rossmann gibt, um dieses zu entfachen.

Nach dem “Trial-and-Error-Prinzip” lernen wir praktisch à la “Learning by doing”, worauf es ankommt: Kein Feuer ohne entsprechenden Windschutz, ohne richtig geschichteten trockenen Zunder, ohne kleine Spandeln unten und erst weiter außen größere Äste. Auch empfiehlt es sich, die Feuerstelle wie ein kleines Häuschen anzulegen, mit einem Hohlraum unten, in den man das Zündholz entsprechend vorsichtig hineinführt, um ein rasches Übergreifen eines zarten Flämmchens auf die gesamte Feuerstelle zu gewährleisten. Mit ein bisschen Übung schaffen wir es schließlich alle. Spätestens jetzt macht sich Euphorie bei den Teilnehmern des Survival Days breit: Alle haben ihren Spaß an den kleinen und größeren Erfolgserlebnissen, die wir im Laufe des Tages zu verzeichnen haben. Und ein endlich aufloderndes Feuer, das aus eigener Kraft entstanden ist, ist definitiv geeignet, die Stimmung in Richtung Ausgelassenheit zu heben.

Survival Day: Wie ein Tampon beim Überleben hilft

Dabei ist das Entzünden eines Feuers auf diesem vergleichsweise einfachen Wege erst der Anfang – als wahre Königsdisziplin in Sachen Survival darf das Entfachen von Feuer unter erschwerten Umständen gelten. Nämlich ohne Zündholz oder Feuerzeug – vielmehr mit Feuerstahl. Dass nicht nur Taschentücher, sondern noch viel besser ein Tampon und ein herkömmlicher Lippenpflegestift (Stichwort: Erdölprodukt!) dazu geeignet sind, ein Feuer rasch anzufachen und minutenlang am Brennen zu halten, erfahren wir mit großem Staunen. Später wird es sogar noch etwas schwieriger: Wir entfachen das Feuer mittels “Feuerbohren”, mit einem Holzbrett und einer Vorrichtung wie beim Pfeil und Bogen-Schießen.

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Wo gehe ich hin? Orientierung im Gelände

Doch erst steht noch die Orientierung im Gelände an. Wo ist Norden, wo ist Süden? Neben einigen zeitintensiveren Methoden, sich ohne einen Kompass zurechtzufinden, der bekanntlich immer erkennen lässt, wo sich Norden befindet, kristallisiert sich heraus, dass man die Himmelsrichtungen am besten mit einer herkömmlichen Analog-Armbanduhr bestimmen kann: Der Stundenzeiger ist auf die Sonne zu richten und zwischen 12 Uhr und dem Himmelskörper eine imaginäre Linie zu ziehen. Voilà, schon haben wir Süden. Die Beobachtung von Moos, das an bestimmten Stellen von Bäumen wächst, ist demgegenüber unsicher und nicht die hilfreichste Methode, sich im Gelände zurechtzufinden. Und wer es mit der “Stock-Methode” probieren möchte, hat es hoffentlich nicht eilig – dauert diese doch mehrere Stunden.

Wie Wasser zu Trinkwasser wird

Nächster wichtiger Programmpunkt: Wir suchen Wasser – und finden dieses am Rande einer Pferdekoppel auf dem weitläufigen Gelände. Doch einladend sieht das schlammige Nass nicht gerade aus. Und birgt auch, wie uns Reini Rossmann erläutert, garantiert Bakterien, Viren und Parasiten, die für das freie Auge nicht sichtbar sind und – in einer Survival-Situation lebensbedrohlichen – Durchfall hervorrufen könnten.

Um das potentiell gefährliche, weil verschmutzte Wasser in Trinkwasser zu verwandeln, haben wir Rossmann zufolge diverse Möglichkeiten, von speziellen Filtern bis hin zur UV-Methode, bei der man eine Wasserflasche viele Stunden praller Sonne aussetzt. Dafür, dass diese Methoden letztlich wirken, haben wir jedoch keine Garantie. Als einzig wirklich sicherer Weg zu bedenkenlos trinkbarem Wasser gilt das Aufkochen: Gerade einmal 3 Minuten kochen reichen vollkommen aus, um alle biologischen Gefahren darin zu beseitigen. Um dies zu erreichen, erhitzen wir eine herkömmliche PET-Flasche, in die wir bis zum Rand das gefundene Wasser gefüllt haben, in einer Feuerstelle. Auch wenn das Behältnis in den Flammen etwas zusammenschrumpelt und man notgedrungen an alles Schlechte denken muss, was man je über Plastikflaschen gehört hat: Das solcherart abgekochte Wasser birgt nur noch zu vernachlässigende Gefahren in sich.

Bon Appetit: Ein Regenwurm zum Abendessen

Auch Regenwürmer haben wir inzwischen aus der nach den vielen Niederschlägen der letzten Tage feuchten Erde gegraben – und auf die Unerschrockeneren unter uns, die eine weitere Ausweitung ihrer Komfortzone vertragen können, wartet eine letzte Art “Mutprobe”: Es gibt gekochten Regenwurm. Dass man sich dabei vorstellen soll, man würde eine Spaghettinudel oder ein einzelnes Calamari essen, hilft nur wenig. In der Runde erscheinen so manche verzogene Gesichter beim Biss auf das Kriechtier – auch wenn Rossmann uns schon vorgewarnt hat, dass ein Regenwurm zunächst ein wenig nach Erde schmeckt und es zwischen den Zähnen daher knirschen kann.

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Survival Day: Keine Angst vor Endzeitszenarien

Nach dieser Grenzerfahrung geht ein langer Survival Day zuende und wir reflektieren gemeinsam über alles, was uns Reini Rossmann in den letzten Stunden beigebracht hat. Müde, aber glücklich und voller Eindrücke verlassen wir schließlich die Survival-Situation in Sittendorf – und sind an dieser Stelle nicht unfroh, dass in wenigen Stunden kein Shelter im Wald, sondern ein gemütliches Bett zuhause auf uns wartet.

Eins ist klar: Wir haben beim Survival Day viel gelernt, uns selbst als äußerst fähig erlebt, auch so mancher Unbill der Natur entsprechend zu begegnen und brauchen keine Angst mehr zu haben, uns in einem etwaigen Endzeitszenario nicht zumindest ein wenig besser zurechtzufinden als noch wenige Stunden zuvor. Reini Rossmann hat uns als echter Auskenner in Sachen Survival einen kurzweiligen und spannenden Tag beschert, bei dem dank der geradlinigen Art des Survival-Trainers auch viel gelacht wurde. Auch wenn mein Wunsch, Regenwürmer zu essen, sich nach wie vor in Grenzen hält …

Lust bekommen, selbst das Überleben in der Natur zu erlernen? Alles zu den Survival-Trainings mit Reini Rossmann lesen Sie hier!

(DHE)

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