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Jüngeren Bruder vor Donau Plex niedergestochen: 14 Monate teilbedingt

Mit diesem messer attackierte der Mann seinen Bruder
Mit diesem messer attackierte der Mann seinen Bruder ©BPD Wien
Weil er im Sommer des Vorjahres seinen jüngeren Bruder vor dem Entertainment-Center Donauplex in Wien-Donaustadt niedergestochen und lebensgefährlich verletzt hatte, stand am Montag ein 26-Jähriger wegen versuchten Mordes vor Geschworenen.
Messerstich vorm Donau Plex

Der Angeklagte gab an, er sei sehr zornig gewesen, habe den 19-Jährigen aber “zu keinem Zeitpunkt töten wollen”. Vielmehr habe er sich um den “kleinen” Bruder gesorgt, weil dieser Kontakte zu Männern pflegte, die zumindest mit einem Bein im Kriminal standen.

Brüder hatten eigentlich gutes Verhältnis

Ihr Verhältnis sei “grundsätzlich sehr, sehr gut” gewesen, erläuterte der 26-Jährige. Dass er ihm verwehren wollte, weiter seine Bekannten zu sehen und schließlich auch dem Vater vom Umgang des 19-Jährigen berichtete, nahm der jüngere dem älteren Bruder aber offenbar krumm.

Am 26. August 2013 kam es deswegen zu einem heftigen Streit. Der 19-Jährige hielt dem Älteren vor, ihn beim Vater “verpetzt” zu haben. Er bedachte ihn außerdem mit heftigen Schimpfwörtern und drohte ihm, er werde ihm “die Zähne einschlagen”. “Er wurde immer zorniger und aggressiver”, erinnerte sich der Angeklagte.

“Ich war schon sehr haaß”

Dass er vor gemeinsamen Freunden “niedergemacht” wurde, wurde dem 26-Jährigen schließlich zu viel. “Ich war schon sehr haaß”, räumte er ein. Er zog daher ein Messer mit einer Klingenlänge von sieben Zentimetern aus der Tasche und stieß dieses dem Bruder zweimal mit voller Wucht in den Rücken: “Ich wollte ihm zeigen, dass das die Grenze ist.”

Wäre dem jungen Mann nicht rasch ärztliche Hilfe zuteil und er einer Notoperation unterzogen worden, wäre der 19-Jährige laut Gerichtsmediziner gestorben. Dieser hat dem großen Bruder inzwischen verziehen, wie er im Zeugenstand darlegte.

Emotionale Szenen beim Prozess in Wien

Er nahm eine “Mitschuld” auf seine Kappe: “Verdient habe ich ein Messer nicht. Aber ich habe in meiner Wortwahl übertrieben.” Am Ende seiner Zeugenaussage erhob sich der ältere Bruder von der Anklagebank und fiel dem 19-Jährigen um den Hals.

Kein Mordversuch: 14 Monate teilbedingt

Die Geschworenen haben im Prozess gegen den 26-Jährigen, der seinen jüngeren Bruder niedergestochen und lebensgefährlich verletzt hatte, den Vorwurf des versuchten Mordes nach kurzer Beratungszeit einstimmig verworfen. Der Angeklagte wurde wegen schwerer Körperverletzung schuldig gesprochen und zu 14 Monaten Haft verurteilt, davon vier Monate unbedingt.

Da er diese Zeit bereits in der U-Haft abgesessen hat, wurde der Mann noch am Montag auf freien Fuß gesetzt.

Milderungsgründe durch Verhalten des Angeklagten

Bei der Strafbemessung waren seine bisherige Unbescholtenheit, der Umstand, dass er sich selbst der Polizei gestellt hatte, die Fürsprache des verletzten Bruders sowie der “gute Eindruck, den der Angeklagte hier gemacht hat” mildernd, wie die vorsitzende Richterin Eva Brandstetter erläuterte.

“Ich bedanke mich für das faire Verfahren und dass Sie mir geglaubt haben, dass ich nicht so ein Mensch bin, der seine Bruder töten will. Ich möchte mich entschuldigen, dass ich dem Staat Kosten verursacht habe”, reagierte der 26-Jährige auf die Urteilsverkündung. Er nahm die Strafe ohne Rücksprache mit seinem Verteidiger an. Da auch die Staatsanwältin keine Einwände hatte, ist das Urteil bereits rechtskräftig.

(apa/red)

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