Mit den Fahrradfahrern ist das so eine Sache in Wien: Sie gehören nicht nur zu den unbeliebtesten, sondern auch zu den gefährdetsten Verkehrsteilnehmern der Stadt. Beide dieser Punkte sind aber auch unzertrennlich mit der vorhandenen Infrastruktur und der Verkehrskultur der Wiener verbunden. Und für beides gibt es ein paar Vorbilder in anderen Städten, an denen man sich in Wien orientieren könnte.
Zürich: Adäquate Fahrradgaragen
Rund um die U-Bahn-Stationen und Bahnhöfe in Wien das Fahrrad zu parken ist unsicher und unbequem – oder unmöglich. Überdachte Fahrradgaragen, zu denen man nur mit Berechtigungskarte Zutritt hat, würden das Parken attraktiver machen. Das haben sich auch die Planer des neuen Hauptbahnhofs in Wien gedacht: Dort soll es ab Sommer eine Fahrradgarage mit 1.000 Stellplätzen geben. Mögen viele weitere Standorte folgen.
Kopenhagen: Ausbau der Infrastruktur
Kopenhagen gilt stets als Positiv-Beispiel, wenn es um Radverkehr geht. So auch in Sachen Infrastruktur. Die neue Fahrradbrücke “Cykelslangen” (zu Deutsch: Fahrradschlange) ist ein gutes Beispiel für etwas, das es in dieser Form in Wien vermutlich nicht so bald geben wird: Eine Brücke, die ausschließlich von Fahrradfahrern genutzt werden darf. In Wien setzt man stattdessen weiterhin auf Mehrzweckstreifen und gemeinsame Geh- und Radwege. Was in der Theorie die ideale Lösung ist, ist in der Praxis leider sehr unfallträchtig.
Paris: Eine aktive Fahrradpolizei
Fahrrad fahren in Paris? Erst seit wenigen Jahren ist das en vogue. Und ohne Frage ist und bleibt die Métro, in der man übrigens keine Fahrräder transportieren darf (Ausnahme ist die Linie 1 an Sonn- und Feiertagen bis 16.30 Uhr), das wichtigste Verkehrsmittel in der französischen Hauptstadt. Auch die Polizei hat das Fahrrad und seine Vorteile längst für sich entdeckt.
In Wien sind “je nach Witterungslage” “bis zu fünf Beamte” mit dem Fahrrad unterwegs, heißt es von Polizeisprecher Patrick Maierhofer auf Anfrage von VIENNA.at. Insgesamt gebe es ca. 50 Polizeibeamte, die eine Berechtigung für den Streifendienst mit dem Fahrrad haben.
Amsterdam: Unfälle durch Rücksichtnahme verhindern
Münster: Radmitnahme im Bus erlaubt
Die deutsche Stadt Münster als Metropole zu bezeichnen, ist vielleicht gewagt, denn die Stadt hat nicht einmal 300.000 Einwohner. Aber sie gilt als fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands. Um öffentlichen Verkehr und Radverkehr bestmöglich zu kombinieren, ist die Mitnahme von Fahrrädern in den Bussen, die natürlich entsprechenden Raum dafür bieten, gestattet. Zusätzlich gibt es seit einigen Jahren ein Agreement, das sicher auch in Wien umgesetzt werden könnte: “Busspur – Radfahrer frei” und “Radweg – Busse frei” heißt das selbsterklärende Konzept.
… und was haben sich andere Städte von Wien abgeschaut?
Leihfahrrad-Systeme boomen weltweit und die Wiener Citybikes, die 2013 ihr 10. Jubiläum gefeiert haben, haben als Vorbild für viele andere Städte gedient.