Im Waschsalon des Karl-Marx-Hofs in Wien ist ab Donnerstag, 7. September 2017, eine neue Sonderausstellung mit dem Titel “Presse und Proletariat” zu sehen. Die Ausstellung widmet sich der Bedeutung von Zeitungen im Roten Wien ab 1848. Für die junge Arbeiterbewegung ist die eigene Zeitung weit mehr als bloßes Informationsmedium, Propagandainstrument oder Werkzeug der Organisation. Die eigene Zeitung, sie ist eine scharfe Waffe und ein hohes Gut, ein Versprechen für die Zukunft und die Verheißung einer „besseren Welt“.
Erste sozialdemokratische Zeitungen 1848
Nach Inkrafttreten des liberalen „Preßgesetzes“ 1848 entstehen in ganz Österreich innerhalb kürzester Zeit mehr als 300 periodische Druckwerke, darunter 86 Tageszeitungen. Die ersten Zeitungen, die sich mit Arbeiterfragen beschäftigen, waren “Der Ohnehose”, “Der Proletarier” oder “Der Radikale”. Doch erst Victor Adler gelingt es, mit der ab 1889 erscheinenden Arbeiter-Zeitung ein Blatt herauszugeben, das den Titel „Zentralorgan der österreichischen Sozialdemokratie“ auch verdient. In der Ersten Republik mausert sich die Arbeiter-Zeitung unter ihrem Chefredakteur Friedrich Austerlitz zum politisch führenden und auch international beachteten Blatt.
Sozialdemokratische Zeitungen für die weibliche Leserschaft
Daneben entsteht im neuen Vorwärts-Verlag an der Rechten Wienzeile eine Reihe weiterer Publikationen: Für die weibliche Leserschaft gibt es die “Arbeiterinnen-Zeitung”, “Die Frau” und “Die Unzufriedene”. Für Kinder gibt es das “Kinderland”. Die Bilderzeitung “Der Kuckuck” avanciert bald zur mit Abstand modernsten Illustrierten des Landes, theoretische Aufsätze finden sich in der Monatsschrift “Der Kampf”.
Darüber hinaus verfügen auch die einzelnen Gewerkschaften sowie die zahlreichen der Sozialdemokratie nahestehende Vorfeld- und Unterorganisationen – wie die Naturfreunde, die Arbeiter-Esperantisten oder die Arbeiter-Radfahrer – über eigene Publikationen.
Infos zur Ausstellung “Presse und Proletariat”
Die Ausstellung “Presse und Proletariat” ist im Waschsalon Nr. 2 im Karl-Marx-Hof zu sehen.
Adresse: Halteraugasse 7, 1190 Wien
Öffnungszeiten: Donnerstag 13.00 – 18.00 Uhr, Sonntag 12.00 – 16.00 Uhr
Eintrittspreise: Erwachsene 3 Euro, Senioren sowie Gruppen ab zehn Personen 2 Euro, Studenten, Präsenz- und Zivildiener und Lehrlinge 1 Euro. Sonderausstellungszuschlag 2 Euro.