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Prozess um Handgranatenmord in Wien-Ottakring ab dem 12. November

Am Tatort in Ottakring
Am Tatort in Ottakring ©APA
Am Mittwoch, dem 12. November 2014, startet im Straflandesgericht der auf zwei Tage anberaumte Schwurprozess um den sogenannten Wiener Handgranatenmord. 
Auch Vater vor Gericht
Neue Details enthüllt
Suche nach der Waffe
Rohrbombe war geplant
Verdächtigen-Trio in U-Haft
Handgranatenmord geklärt

Das gab die Sprecherin des Wiener Straflandesgerichts, Christina Salzborn, bekannt. Die Verhandlung ist auf zwei Tage anberaumt und könnte bereits am 13. November in erster Instanz zu Ende gehen. Das Verfahren wird Richterin Martina Krainz leiten. Den drei Angeklagten drohen bei Schuldsprüchen lebenslange Freiheitsstrafen.

Der Handgranatenmord in Ottakring

Der Transportunternehmer Zlatko N. (45) und der zeitweise von ihm als Fahrer beschäftigte Horst Waldemar W. (57) waren in der Nacht auf den 11. Jänner 2014 auf aufsehenerregende Weise in der Odoakergasse in Wien-Ottakring getötet worden. Die beiden hatten mit dem 35-jährigen Kristijan H. einträgliche Geschäfte mit importiertem Diesel gemacht, der ohne Abfuhr der Mineralölsteuer im Sommer 2013 direkt an Tankstellen verkauft wurde.

Streit um Geld endet mit Bluttat

Nicht nur Unstimmigkeiten über die Gewinnaufteilung, bei der sich Zlatko N. und Horst Waldemar W. übers Ohr gehauen fühlten, sollen die beiden das Leben gekostet haben. Zwar bedrohten sie laut Anklage Kristijan H. und forderten mehr Geld. Letztlich ausschlaggebend für das Mordkomplott soll jedoch gewesen sein, dass der 57-Jährige gebürtige Deutsche entgegen einer Abmachung nicht das Land verlassen wollte.

Scheinfirma für illegalen Sprit-Import

Zum Schein war auf den Namen von W. eine Firma gegründet worden, über die im großen Stil der illegale Treibstoff-Import – insgesamt 1,53 Millionen Liter Diesel – abgewickelt wurde. Der “Strohmann” machte jedoch trotz einer entsprechenden Zusicherung keine Anstalten, unterzutauchen und von der Bildfläche zu verschwinden. Kristijan H. soll aufgrund dessen befürchtet haben, dass die illegalen Tricksereien – allein die hinterzogene Mineralölsteuer machte rund 613.000 Euro aus – ans Tageslicht kommen und W. bei einer Befragung durch die Strafverfolgungsbehörden seine Hintermänner preisgeben könnte.

Duo sollte beseitigt werden

Zlatko N. machte Kristijan H. wiederum zum Vorwurf, seinen Fahrer nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Er entschloss sich, auch den 45-Jährigen zu beseitigen. “Erste Überlegungen, sich auf W. zu beschränken, verwarf er aus Sorge über die möglichen Reaktionen von N. In seinem Kalkül schätzte er die Wahrscheinlichkeit, für die Begehung der Morde zur Verantwortung gezogen zu werden, geringer ein als die Entdeckungswahrscheinlichkeit für die Finanzvergehen”, schreibt Staatsanwalt Leopold Bien in seiner vorliegenden Anklageschrift.

Männer nach Ottakring gelockt

Nachdem Kristijan H. die beiden Männer nach Wien gelockt hatte, bestellte er sie in die Odoakergasse. Laut Anklage setzte er sich in das Fahrzeug von Zlatko N. und tötete diesen mit einem Revolver, indem er dem 45-Jährigen in den Kopf und in die Brust schoss. Als er die Waffe auf Horst Waldemar W. richtete, hatte diese Ladehemmung, worauf er laut Staatsanwalt eine Handgranate an sich nahm, den Sicherungssplint herauszog und dem 57-Jährigen auf dem Beifahrersitz vor die Füße warf. Bevor es zur Explosion kam, hatte der Hauptangeklagte das Fahrzeug verlassen.

Die Detonation der Granate hatte keine unmittelbare tödliche Wirkung, obwohl sie W. die linke Hand zerfetzte und Brust- sowie Bauchhöhle öffnete. “W. war kurzfristig sogar noch bei Bewusstsein und rief nach Hilfe, ehe er in Ohnmacht fiel”, ist der Anklageschrift zu entnehmen. Der Tod erfolgte erst im Rettungsauto infolge eines Einrisses der Körperhauptschlagader.

Auch Schwester vor Gericht

Neben Kristijan H. müssen sich seine ältere Schwester sowie der mit ihm befreundete Dejan V. als Beitragstäter vor den Geschworenen verantworten. Dem 35-jährigen V. wird angekreidet, an der unmittelbaren Tatausführung in Kenntnis des mörderischen Plans beteiligt gewesen zu sein. Außerdem soll er den Revolver sowie eine Rohrbombe besorgt haben, mit der das Verbrechen ursprünglich hätte ausgeführt werden sollen, wovon Kristijan H. dann allerdings nach Recherchen im Internet Abstand nahm, weil er befürchtete, die Explosion könnte Unbeteiligte verletzen.

Die 43-jährige Renata H. soll in die blutigen Pläne zur Gänze eingeweiht gewesen sein, für Dejan V. ein Hotelzimmer angemietet, ihre eigene Wohnung als Lager für diverse zur Durchführung der Bluttat angeschaffte Utensilien zur Verfügung sowie ihren Bruder und dessen Helfer zum Tatort chauffiert und von dort wieder weggebracht haben.

Vater droht Haft wegen Handgranate

Bereits am kommenden Montag steht der Vater des Hauptangeklagten wegen eines Vergehens nach dem Kriegsmaterialgesetz im Grauen Haus vor dem Kadi. Dass der 63-Jährige auf Ersuchen seines Sohnes eine Handgranate aus Kroatien nach Wien schaffte, ohne zu wissen, wofür diese gedacht war, könnte ihm bis zu zwei Jahre Haft einbringen. Für die Einfuhr des Kriegsmaterials wäre nämlich eine behördliche Bewilligung erforderlich gewesen.

(apa/red)

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