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Ehefrau in Wien-Ottakring erstochen: "Alle Schuld gehört mir"

In diesem Haus ereignete sich die Bluttat,
In diesem Haus ereignete sich die Bluttat,
Der Vorfall geschah am  25. November 2012 in der Montleartgasse in Wien-Ottakring: Nachdem er in der Früh neben seiner Gattin aufgewacht war und sich geduscht hatte, ging Tayfur C. in die Küche, bewaffnete sich mit Messern und einem Holzprügel und soll damit seine 43-jährige Frau getötet haben. Dafür musste er sich nun vor Gericht verantworten.
Vorbericht: Bluttat in Ottakring

Seinen 21 Jahre alten Sohn, den er zuvor mit dem 40 Zentimeter langen Ast-Stück im Schlaf attackiert hatte und der dann – nachdem er stark am Kopf blutend aus dem Bett gefallen – seiner Mutter im Wohnzimmer zu Hilfe eilte, um ihr das Leben retten, verletzte Tayfur C. schwer.

Unter anderem versetzte er dem Studenten zwei Stiche in die Leber.”Ich bin schuldig”, gab der Angeklagte zu Protokoll, dem Staatsanwältin Dagmar Pulker Mord und versuchten Mord anlastete. Seinen Sohn habe er allerdings nicht umbringen wollen: “Das ist mein Leben.” Zum Tathergang selbst war dem ausgebildeten Heilmasseur wenig zu entlocken. Weshalb seine Frau tot sei, “erkläre ich nicht. Ich erkläre mir das auch nicht.” Er müsse “in dem Moment wohl den Verstand verloren haben”.

Finanzielle Schwierigkeiten bei Ehepaar

Das Paar hatte vor über 20 Jahren geheiratet und zwei Kinder groß gezogen. Finanziell sah es nicht rosig aus, die Mutter musste schließlich als Putzfrau arbeiten gehen, damit dem Sohn und der 15 Jahre alten Tochter das Studium bzw. die schulische Ausbildung finanziert werden konnten. Der Ehemann brachte als Taxifahrer wenig Verdienst heim, nachdem er als selbstständiger Masseur in den Konkurs geschlittert war.

Unmittelbar nach seiner Festnahme hatte der 45-Jährige erklärt, seine Frau sei Schuld, dass es zur Bluttat gekommen sei. Diese habe ihn “in eine Paranoia getrieben”, ihn nie gelobt, nie mit ihm gekuschelt, sondern “Psychospiele gespielt”. Alles sei “wegen meiner Frau passiert, die mich 20 Jahre lang belogen und betrogen hat”, hatte die Polizei notiert.

“Alle Schuld gehört mir”

Daran hielt der Angeklagte vor den Geschworenen nicht mehr fest. “Alle Schuld gehört mir”, stellte er klar. Er habe “20 Jahre einen Traum gehabt. Ich habe alles verloren”. Weshalb er seine Frau mit zehn Stich- und fünf Schnittverletzungen tötete, blieb auf eindringliches Befragen von Richter Stefan Apostol und der beiden Beisitzer jedoch weiter im Unklaren: “Ich kann mich nicht erinnern, wie das alles passiert sein könnte. Aber es war klar, dass ich das verursacht hatte.”

Geld sei “nie Thema gewesen”, sagte Tayfur C, der bemüht war, das Bild einer durchschnittlichen Ehe zu zeichnen. Es habe “normale Familienstreitigkeiten” über “Kinder, Schule, alltägliches Leben” gegeben. Eine halbe Stunde später sei man aber wieder versöhnt vor dem Fernseher gesessen. Das Leben sei “schwierig” gewesen, “aber ich habe nicht auf das Negative geschaut”.

Erhellend fiel dann die zeugenschaftliche Einvernahme des Sohnes aus, der dank einer Notoperation überlebt hatte. Er beschrieb den Vater als verbitterten Mann, der stets unzufrieden von der Arbeit nach Hause gekommen sei und die Mutter für sein unerfülltes Leben verantwortlich machte: “Er hat versucht, alles Negative auf ihren Rücken zu lasten. Es war immer schon so, dass er sich als Opfer gesehen hat.” Auf die Frage, was dem Vater nicht gefallen habe, erwiderte der 21-Jährige: “Was hat ihm gefallen?”

“Kein schlechter Vater”

Scheidung sei “bei jedem Streit Thema gewesen”. Er selbst habe dem Vater eine Trennung nahe gelegt: “Ich habe ihm immer wieder geraten, das Ganze zu beenden. Irgendwann hat alles seine Grenzen.”

Was seinen Vater dazu gebracht haben könnte, zu den Messern und dem Holzstück zu greifen, das dem Hund des 21-Jährigen üblicherweise als Spielzeug diente, konnte auch der Zeuge nicht beantworten. “Ich kann nicht sagen, dass er ein schlechter Vater war. Aber auf keinen Fall ein guter Ehemann”, bemerkte der junge Mann, der am Ende seiner Einvernahme erklärte, er wolle nicht, dass Tayfur C. noch einmal aus dem Gefängnis kommt: “Er ist mein Vater. Aber er hat mir mindestens 20 Jahre Zeit mit meiner Mutter weggenommen.”

(APA)

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