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Roger Waters Konzert in Wien: Kurz für Neo-Faschismus in Österreich verantwortlich

Roger Waters gab am Mittwoch nicht nur seine Musik zum Besten, sondern auch seine Meinung über den Neo-Faschismus.
Roger Waters gab am Mittwoch nicht nur seine Musik zum Besten, sondern auch seine Meinung über den Neo-Faschismus. ©APA/HANS KLAUS TECHT
Roger Waters, der ehemalige Musiker von Pink Floyd, gab am Mittwoch ein Konzert in der Wiener Stadthalle. Allerdings gab er nicht nur seine Musik zum Besten, sondern ließ sich auch über den Neo-Faschismus, der momentan in vielen Teilen der Welt und auch in Österreich herrscht, aus. Für den österreichischen Wandel machte Waters Bundeskanzler Sebastian Kurz verantwortlich.
Roger Waters Konzert in Wien: Kurz für Neo-Faschismus in Österreich verantwortlich

“Trump ist ein Schwein”, “Widerstand gegen den Neo-Faschismus”, “Traut nicht der Regierung” und schon gar nicht sozialen Medien: Die Botschaften von Roger Waters bei seinem Konzert am Mittwoch in Wien waren plakativ. Neben Polit-Getöse und einer bombastischen Show, die der ehemalige Musiker von Pink Floyd in die Stadthalle brachte, gab es großartige, zeitlose und wunderbar gespielte Songs.

Die Themen, die den mittlerweile 74-jährigen Briten erregen, haben sich über die Jahrzehnte kaum verändert. Entfremdung, Versagen der Bildungseinrichtungen, Atomwaffen, korrupte wie machtgeile Politiker, Krieg und Rassismus prangert Waters an. “Widerstand gegen Mark Zuckerberg” war gestern Abend auf der Leinwand zu lesen, dazu die Warnung, dass der Neo-Faschimus im Aufwind sei: “In the USA – Trump, In Hungary – Orban, In France – Le Pen, In Austria – Kurz, In the UK – Farage, In Russia – Putin”. Subtilität ist nicht Waters Sache.

“Fuck the pigs”

Daher flog es wieder, das legendäre Schwein, das bereits das Cover des Floyd-Klassikers “Animals” zierte. “Schweine regieren die Welt”, ließ Waters wissen – und: “Fuck the pigs!”. Von den Videowalls lächelte US-Präsident Donald Trump, nackt mit einem winzigen Penis, dazu blitzten seine umstrittensten Sprüche (“Grab her by the pussy”) auf. Waters ließ es sich nicht nehmen, gegen die Politik Israels zu wettern und leidenschaftlich für die Palästinenser Partei zu ergreifen. Wegen seiner Unterstützung der antiisraelischen Organisation BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) steht der Streitbare selbst in der Kritik. Und stellte klar: “Widerstand gegen Antisemitismus”.

Viel zu reden gab es nach dem Auftritt auch über die fantastische Lichtshow (inklusive einer riesigen Licht-Pyramide), den 360-Surround-Sound (der einen perfekten Klang in den Saal zauberte) und die Projektion des ikonischen Londoner Battersea Kraftwerks quer durch die Halle (mit qualmenden Rauchfängen). Trotz des Aufwands, trotz der Sinnesreize, trotz Theaters (inklusive Wiener Kinderchor beim obligatorischen, unkaputtbaren “Another Brick In The Wall, Part 2”) und trotz der Gesellschaftskritik war es allerdings die Musik, die Waters Wiener Gastspiel im Rahmen seiner “Us + Them Tour” außergewöhnlich machte.

Wirkungsvoll inszenierte Dramaturgie

Die Dramaturgie hätte der “alte Hase” nicht wirkungsvoller inszenieren können: An den Anfang setzte er das sphärische “Breathe”, dann ließ Waters seinen Bass “rollen”, um in “One Of These Days” überzugehen und schließlich bei “Time” zu landen. Die Stimmen der exzellenten Sängerinnen Jess Wolf und Holly Laessig (von der Indieband Lucius) hoben bei “The Great Gig In The Sky” ab. Bei “Welcome To The Machine” demonstrierte Waters Kraft in der Stimme und führte in zunehmend rockigeres Gefilde.

“Wish You Where Here” klang nach drei sich nahtlos zwischen das Floyd-Kulturgut einfügenden, politischen Nummern von Waters aktuellem Soloalbum “Is This The Life We Really Want” noch versöhnlich. Bei Auszügen aus “The Wall” war das Aufbegehren bereits in den Klängen spürbar. “Dogs”, “Pigs” und “Money” brachte die fantastische Band schließlich mit Dringlichkeit, Druck und bisweilen Härte. Zum Abschluss war dann wieder Gefühl statt Zorn gefragt (“Brain Demage”, Eclipse”), ehe Waters sein Publikum mit einem packenden “Comfortably Numb” entließ, bei dem die beiden Gitarristen Dave Kilmister und Jonathan Wilson, der übrigens sämtliche Vocal-Parts von David Gilmour mit Bravour übernahm, noch einmal ihr Können zeigten.

Die Setlist mag ein Pink-Floyd-Best-Of, bei dem wenig schief gehen kann, plus vier neue Songs gewesen sein. Aber wie perfekt die einzelnen Blöcke zusammenpassten, so als wären sämtliche Stücke für diese Tournee erst komponiert worden, das war erstklassig.

APA/red

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