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Mutmaßlicher georgischer Einbrecher-Capo in Wien vor Gericht

In Wien fand ein Prozess gegen einen mutmaßlichen Capo statt
In Wien fand ein Prozess gegen einen mutmaßlichen Capo statt ©BilderBox.com (Sujet)
Ein mutmaßlicher Capo einer vielköpfigen georgischen Einbrecher-Bande, die in der Bundeshauptstadt ihr Unwesen trieb, hatte sich am Mittwoch im Wiener Straflandesgericht zu verantworten. Der 49-Jährige wurde schwer belastet.

Staatsanwalt Marcus Böhm legte dem 49-Jährigen zur Last, von seiner kleinen Wohnung in Wien-Penzing aus die Kriminellen dirigiert zu haben: “Er war die führende Person in dieser Vereinigung.”

Anklage als “konstruiert” bezeichnet

Verteidiger Josef Philipp Bischof bezeichnete den Angeklagten demgegenüber als “älteren, kränkelnden Mann” und forderte die Schöffen auf, ihren “Hausverstand” walten zu lassen: “Schauen Sie ihn an! Schauen Sie seine Wohnung an! Hätte er tatsächlich diese Rolle inne gehabt, würde er ein anderes Leben führen als er geführt hat.” Die Anklage sei “konstruiert”, sein Mandant weise “zwei lächerliche Vorstrafen” – eine wegen Ladendiebstahls, eine andere wegen Hehlerei – auf.

Dem Staatsanwalt zufolge soll der Mann mindestens zehn georgische Einbrecher kommandiert haben, wobei er von den Ergebnissen einer umfassenden Telefonüberwachung belastet wird. Er soll die Kriminellen in seiner Heimat angeworben und ihnen in Wien Unterkünfte besorgt haben, wobei er auch festlegte, wer mit wem zusammenzuwohnen hatte. Teilweise soll der 49-Jährige die Täter beim Aufbrechen fremder Wohnungen überwacht haben. Die Beute bewahrte er in seiner Bleibe auf, Schmuckstücke und Wertgegenstände ließ er gewinnbringend weiterverkaufen. Die weniger kostbaren Preziosen soll er per Post nach Georgien geschickt haben.

War 49-Jähriger ein Capo?

Wie der Ankläger darlegte, kümmerte sich der 49-Jährige um seine Männer, wenn diese von der Polizei festgenommen wurden: “Er hat veranlasst, dass sie im Gefängnis Handys und Geld bekommen.” Mitgeschnittene Telefonate zwischen Häftlingen und dem Angeklagten würden das belegen, betonte Böhm.

Der mutmaßliche Banden-Chef wurde am 23. März 2014 festgenommen. Neben ihm klickten für weitere fünf Georgier die Handschellen, die seiner Organisation angehört haben sollen. Bei einer Hausdurchsuchung wurden in der Wohnung des 49-Jährigen nicht weniger als 533 Gegenstände sichergestellt, die in den vorangegangenen Wochen und Monaten als gestohlen gemeldet worden waren.

Reisepässe und Wertsachen sichergestellt

Neben Uhren und Schmuck stießen die Ermittler in Koffern und Taschen, die der Mann unter seinem Bett und im Wohnzimmerschrank geponiert hatte, vor allem auf Computer, Laptops und Smartphones. Daneben fanden sich Reisepässe von elf Georgiern, bei denen es sich laut Anklage durchwegs um Bandenmitglieder gehandelt haben soll.

Die sichergestellten Wertsachen konnten 25 Einbruchsdiebstählen zugeordnet werden. Auf das Konto der kriminellen Organisation dürften allerdings wesentlich mehr Fakten gehen. Dafür spricht die Statistik. 674 Einbrüche wurden im vergangenen März in der Bundeshauptstadt verzeichnet. Nach der Festnahme der Georgier registrierte die Polizei im darauf folgenden Monat nur mehr 397 Coups.

(apa/red)

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