“Schwarz wie der Teufel, heiß wie die Hölle, rein wie ein Engel und süß wie die Liebe” – so musste für den französischen Diplomaten Talleyrand sein Lieblingsgetränk beschaffen sein. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten und jeder genießt seinen Kaffee anders.
Wiener Kaffeespezialitäten
In einem Wiener Kaffeehaus bestellt man nicht einfach einen Kaffee (schon gar nicht mit Betonung auf der ersten Silbe), sondern man wählt eine der Kaffeespezialitäten. Die beliebteste ist vermutlich die Melange. Das Buch gibt eine Übersicht von Advocat bis Zarenkaffee, wobei nicht nur die genaue Zusammensetzung sondern auch die Herkunft der Namen erklärt wird. Dieser “kleine Guide der Kaffeenamen” verlockt geradezu dazu, es bei der nächsten Bestellung mal mit einem Sonderwunsch zu versuchen und sich dann darauf zu berufen, dass es sich schließlich um ein traditionelles Wiener Getränk und nicht um einen flüchtigen Trend handelt. Früher bestellte man seinen Kaffee übrigens mit Hilfe einer Farbpalette, anhand derer von schwarz bis milchig-weiß das Mischverhältnis von Kaffee und Milch festgelegt wurde.
Kleine Cafés und traditionelle Kaffeehäuser
Wie unterscheidet sich das Wiener Kaffeehaus eigentlich von seinen Artgenossen in anderen europäischen Metropolen? – Dieser Frage gehen die Autoren in dem Kapitel “Das Wiener Kaffeehaus” auf den Grund und arbeiten vier Unterscheidungsmerkmale heraus: Neben dem Standort in der österreichischen Bundeshauptstadt sind es die Einrichtung, das Angebot und das Personal, die ein Wiener Kaffeehaus zu dem machen, was es ist.
Vorgestellt werden in dem Buch sowohl alteingesessene traditionelle Kaffeehäuser wie das Café Central, das Café Griensteidl, das Café Hawelka und das Café Landtmann, als auch junge Szene-Cafés wie das Caffè Latte, das Caffè Couture oder die Kaffeeküche in der Schottentor-Passage. Etwas schade: Die Autoren unterscheiden bei den Kaffeehäusern zwischen den “klassischen” und den “wahren Wienern”, was aber vermutlich nicht so abwertend gemeint ist, wie es klingt. Nett hingegen ist, dass auf Vollständigkeit Wert gelegt wird und auch Ketten wie Starbucks oder das McCafé berücksichtigt werden.
Auch der Tatsache, dass immer Menschen zuhause auf Filterkaffee verzichten und stattdessen auf aufwendigere Zubereitungsarten setzen, wird Rechnung getragen, indem nicht nur Röstereien, sondern auch Kaffeeschulen vorgestellt werden: In Wien gibt es einige Ausbildungsstätten und Workshops für Baristas und Kaffeeliebhaber.
Ein Handbuch für Kaffeeliebhaber
Das Buch “Kaffee in Wien” bietet Lehrreiches, indem beispielsweise erklärt wird, welchen Weg die Bohne vom Strauch in die Tasse nimmt und bietet mit dem Kapitel “Unnützes Kaffeewissen” genügend Gesprächsstoff für den nächsten Kaffeeklatsch. Neben dem informativen Teil bietet das Handbuch auch einen Kaffeehausführer, der für Wiener wie Nicht-Wiener gleichermaßen interessant ist.
Buch-Tipp: Stadtbekannt.at: Kaffee in Wien, Holzbaum Verlag, ISBN 978-3-902980-14-4, 128 Seiten, 9,99 Euro
(SVA)