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Wenn Krankenstände kontrolliert werden: Was dürfen Krankenfürsorger der WGKK?

Krankenstände können kontrolliert werden - doch wie läuft es ab, wenn man zuhause Kontrollbesuch bekommt?
Krankenstände können kontrolliert werden - doch wie läuft es ab, wenn man zuhause Kontrollbesuch bekommt? ©BilderBox.com (Sujet)
Ist man arbeitsunfähig, im Krankenstand und muss zuhause das Bett hüten, kann man überraschenden Besuch bekommen: Von Krankenfürsorgern, die im Rahmen einer Kontrolle nach dem Rechten sehen. Doch wie läuft das genau ab und wie dürfen diese "Kontrollore" sich überzeugen, ob man krank ist? VIENNA.at hat bei der WGKK nachgefragt.
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Viele Gerüchte gehen um, was “Krankenstandskontrollen” betrifft, wirkliches Wissen darum, was die “Kontrollore” dürfen, ist rar: Was der Beruf des Krankenfürsorgers genau beinhaltet, ist wenigen Wienerinnen und Wienern klar. Was kann einem passieren, wenn man nicht wirklich krank ist, sondern vielleicht nur blau macht und dann solchen Besuch bekommt?

VIENNA.at wollte Licht in dieses Dunkel bringen. Regine Bohrn von der Öffentlichkeitsarbeit der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) hat unsere Fragen rund um Rechte und Pflichten der Krankenstandsfürsorger sowie den Ablauf von deren Kontrollen beantwortet.

Was dürfen die Krankenfürsorger der WGKK?

VIENNA.at: Was genau sind die Aufgaben eines Krankenfürsorgers?

Regine Bohrn: Durch gesetzlichen Auftrag ist die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) zur Durchführung von Kontrollen im Zusammenhang mit Krankenständen verpflichtet. Der Zweck der Krankenkontrolle ist es, die missbräuchliche Verwendung von Versichertenbeiträgen im Einzelfall hintanzuhalten.

Diese Kontrollen werden sowohl im Einzelfall, auf Wunsch des Dienstgebers als auch stichprobenartig in einzelnen Bezirken von unseren Krankenfürsorgern durchgeführt. Die Koordination dieser Kontrollen erfolgt durch die einzelnen Außenstellen.

Als Serviceleistung über den gesetzlichen Auftrag hinaus leisten Krankenfürsorger auch Hilfe beim Ausfüllen der verschiedenen Antragsformulare, sie geben Auskünfte über die Bewilligung von Heilbehelfen und Hilfsmitteln und beantworten Fragen im Zusammenhang mit Kranken- und Wochengeld.

Wie wird man Krankenfürsorger – muss man eine Ausbildung mit medizinischem Background haben? (Hat der Beruf eher ein Naheverhältnis zum Beamten oder Krankenpfleger)?

Eine Ausbildung zum Krankenfürsorger mit medizinischem Background gibt es keine, dafür eine längere Schulungsphase durch erfahrene Kollegen direkt in der Praxis. Es handelt sich um sogenannte Laienkontrollen. Ein Naheverhältnis ist eher zum Beamten als zum Krankenpfleger gegeben.

Krankenfürsorger kontrollieren Krankenstände: Zahlen für Wien

Wie viele Krankenfürsorger der WGKK sind in Wien im Einsatz?

Zwei Krankenfürsorger sind ganztägig, zehn halbtägig mit Krankenkontrollen im Einsatz.

Wie viele Krankenstände wurden im Vorjahr in Wien kontrolliert (von wie vielen gemeldeten)?

Im Jahr 2016 wurden 20.646 Kontrollen durch die Krankenfürsorger der WGKK durchgeführt.
In Summe gab es im Vorjahr 1,16 Millionen Krankenstandsfälle bei den Versicherten der WGKK.

In welchen Fällen kommt es zu einer Kontrolle durch einen Krankenfürsorger?

Durch Aufforderung des Dienstgebers, dringender Kontrollauftrag anderer Kassen, Nichterscheinen zum Kontrolltermin, Anordnung des Dienststellenarztes, Auffälligkeiten im Krankenstandsverhalten.

Wenn der Krankenfürsorger zwei Mal läutet

Wie läuft eine “Krankenkontrolle” bzw. der Besuch eines Krankenfürsorgers üblicherweise ab?

Die Krankenfürsorgerin oder der Krankenfürsorger läutet bzw. klopft bei der Wohnung an und schaut, ob die oder der Versicherte daheim ist. Dann folgt ein Gespräch, das in der Regel vor der Türe stattfindet.

Wie darf sich der Krankenfürsorger davon überzeugen, ob man wirklich krank ist (Fieberthermometer kontrollieren, Hand auf die Stirn legen …)?

Direkter Kontakt mit dem Versicherten ist nicht gegeben und auch nicht gestattet.

Stichwort Datenschutz: Muss man dem Krankenfürsorger sämtliche Befunde des Arztes vorlegen?

Nein, muss man nicht, da der Krankenfürsorger keine medizinische Ausbildung hat (Laienkontrollen). Lediglich in Zusammenhang mit der Vorladung zur Kranken-kontrolle (z.B. Dienstgeber wünscht eine Sofortkontrolle) kann auf freiwilliger Basis die Vorlage von Befunden erfolgen.

Darf sich der Krankenfürsorger in der gesamten Wohnung frei bewegen?

Der Krankenfürsorger darf sich nicht in der gesamten Wohnung frei bewegen. Im Regelfall erfolgen die Kontrollen vor der Haustür.

Wenn man dem Krankenfürsorger nicht aufmacht

Leistet er üblicherweise auch „Krankendienste“ wie Tee kochen, Medikamente aus der Apotheke holen, Verband wechseln, o.ä.?

In Einzelfällen leisten die Krankenfürsorger auch Hilfe bei der Besorgung von dringend notwendigen Medikamenten.

Wird man vorab über einen Besuch des Krankenfürsorgers informiert?

Nein.

Zu welchen Zeiten (von – bis) muss man mit einem Besuch eines Krankenfürsorgers rechnen? Auch am Wochenende?

Die Versicherten können zu den vom Vertragspartner (zB. Ärztin oder Arzt) angegebenen Ausgehzeiten die Wohnung verlassen. In dieser Zeit wird natürlich keine Kontrolle durch den Krankenfürsorger durchgeführt.

Was passiert, wenn man gerade nicht zu Hause ist, wenn der Krankenfürsorger kommt, weil man zB einen Arzttermin wahrnehmen muss?

Bei Versicherten, die nicht angetroffen werden, hinterlässt der Krankenfürsorger einen Brief, indem der Versicherte aufgefordert wird, am nächstfolgenden Werktag bei der WGKK zur kontrollärztlichen Untersuchung zu erscheinen.

Was passiert, wenn man dem Krankenfürsorger die Tür nicht öffnet, weil man zu schwach ist, mit hohem Fieber im Bett liegt, etc.? Ist man gesetzlich verpflichtet, aufzumachen?

Wie gesagt, in diesem Fall würde der Krankenfürsorger einen Brief hinterlassen.

So geht es nach der “Krankenkontrolle” weiter

Angenommen man hat zwei Wohnsitze, weil man pendelt – an welchem muss man sich aufhalten bzw. wo wird kontrolliert?

Im Rahmen der Krankmeldung ist jene Adresse anzugeben, auf der sich die Betroffenen während der Erkrankung aufhalten. Ein Pendeln ist nur zulässig, wenn es der Gesundheitszustand des Erkrankten zulässt bzw. wenn der Heilungsverlauf nicht verzögert wird.

Was passiert nach dem Besuch des Krankenfürsorgers?

Wurde der oder die Versicherte nicht zu Hause angetroffen, wird – wie erwähnt – ein Brief hinterlassen, indem der Versicherte aufgefordert wird, am nächstfolgenden Werktag bei der WGKK zur kontrollärztlichen Untersuchung zu erscheinen. Die Ärzte überprüfen dann noch einmal den Gesundheitszustand. Wenn die Entscheidung gefallen ist, dass keine Arbeitsunfähigkeit mehr gegeben ist, wird der Krankenstand beendet. Sollte die Arbeitsunfähigkeit weiterhin vorliegen, bleibt die oder der Versicherte im Krankenstand.

Wird die oder der Versicherte zu Hause angetroffen, so erhält er im Regelfall durch den Krankenfürsorger eine Vorladung zur Krankenkontrolle beim „Chefarzt“. Keine Vorladung erfolgt, wenn triftige Gründe gegen diese Einladung sprechen (z.B. Fieber, Unkenntnis der genauen Diagnose nach einem Spitalsaufenthalt, da auf der Krankmeldung nicht vermerkt).

 Wir danken für das Gespräch.

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