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Kritik an Stadt Wien: Immo-Spekulationen müssen unterbunden werden

Immobilien-Spekulationen sollen nun unterbunden werden.
Immobilien-Spekulationen sollen nun unterbunden werden. ©APA
Spekulationen mit Immobilien sollen in Wien stärker sanktioniert werden, das fordern die Wiener Grünen anlässlich der "Pizzeria Anarchia". Unter anderem soll die Stadt stärker in Schlichtungsverfahren Präsenz zeigen und eine Ethikkommission entstehen.
Fall "Pizzeria Anarchia"

Die rechtlichen Möglichkeiten würden derzeit gar nicht voll ausgeschöpft.

“Der Zeitpunkt ist gekommen, für die wenigen, die systematisch ihren privaten Profit über Mieterinteressen und die Stadt stellen, generalpräventiv ein Zeichen zu setzen”, erklärte der grüne Stadtplanungssprecher Christoph Chorherr am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Gerade in Fällen von “offensichtlich heruntergewirtschafteten” Häusern – wenn also der Lift jahrelang nicht repariert wird, Fenster oder Dach kaputt sind oder andere Sanierungsarbeiten nicht vorgenommen werden – könne die Stadt eingreifen.

Mieter-Anträge an Schlichtungsstellen

Unter Berufung auf Paragraf 6 des bestehenden Mietrechtsgesetzes könnte die Gemeinde, in der sich das Gebäude befindet, wie die Mieter Anträge bei der Schlichtungsstelle bzw. beim Bezirksgericht stellen und auf Sanierung drängen. Weigert sich der Hauseigentümer, könnte die Immobilie sogar vorübergehend in eine Zwangsverwaltung durch die Stadt übergehen. Bis jetzt sei dieser Weg jedoch noch nie gewählt worden, meinte Chorherr: “Die Gemeinde hat ein ziemliches Repertoire, das sie bisher noch nicht genutzt hat.”

Dabei hätte seiner Meinung nach bereits das Auftreten der Stadt Wien vor den Gerichten Wirkung. “Würde das einmal öffentlichkeitswirksam exekutiert, hätten es Spekulanten nicht mehr so einfach und es würde auch unmissverständlich zeigen, auf welcher Seite die Stadt Wien steht”, so der grüne Planungssprecher. Er werde jedenfalls intensive Gespräche mit dem zuständigen Stadtrat (SPÖ-Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Anm.) führen, so Chorherr.

Reform des Bundes-Mieterrechtsgesetzes gefordert

Dieser meldete sich am Donnerstag ebenfalls zu Wort: In einer Aussendung pochte Ludwig erneut auf eine dringend notwendige Reform des Bundes-Mietrechtsgesetzes, die unter anderem ein Paket zu mehr Rechtssicherheit, Fairness und Transparenz enthalten solle. Generell versuche man seitens der Stadt, etwa mithilfe des Rechtsbeistandsfonds oder der Gebietsbetreuung von Spekulation betroffenen Mietern so rasch wie möglich zu helfen. Wichtig sei es jedoch, dass sich Betroffene so schnell wie möglich bei den Behörden melden, betonten sowohl Ludwig als auch Chorherr.

Auch ohne Mietrechtsänderung gebe es allerdings einige Möglichkeiten, Spekulanten in die Schranken zu weisen: Unter anderem schwebt Chorherr die Gründung einer Ethikkommission der Immobilienwirtschaft vor, deren Aussagen – ähnlich dem Österreichischen Presserat – zwar keine rechtlichen Konsequenzen, aber dafür öffentliche Relevanz hätten.

Immobilien-Spekulation: Öffentlichen Druck erhöhen

Auch bei möglicherweise strafrechtlich relevanten Tatbeständen von Hauseigentümern – etwa Täuschungsabsicht oder Schädigungsabsicht der Mieter – gebe es noch Spielraum. “Ich glaube, die Gemeinde Wien sollte prüfen, ob jene Abteilungen, die mit Wohnen befasst sind, nicht von sich aus an die Staatsanwaltschaft herantreten können”, so Chorherr. Der Punkt sei erreicht, an dem man “ein Exempel statuieren” müsse – als Stadt habe man die Pflicht, sich einzumischen und den öffentlichen Druck zu erhöhen.

Bei der Immobilienwirtschaft könnte der grüne Vorschlag zur Gründung einer Ethikkommission jedenfalls auf offene Ohren stoßen: So ließ etwa der Fachgruppenobmann der Wiener Immobilientreuhänder, Michael Pisecky, per Aussendung ausrichten: “Menschen wie diese Hausbesitzer verunglimpfen eine wichtige Branche in der Wiener Wirtschaft. Sie schädigen unser Image und die Mieter. Wir sagen NEIN zu Spekulationshaien.” Ein Vorgehen wie etwa im Fall der “Pizzeria Anarchia” sei “zutiefst zu verurteilen”.

(APA/Red)

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