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Causa Heumarkt: Gegner warnen vor einer Entwertung der "Marke Wien"

Heumarkt: Die UNESCO vermisst rechtlich verbindliche Schutzbestimmungen
Heumarkt: Die UNESCO vermisst rechtlich verbindliche Schutzbestimmungen ©APA/ISAY WEINFELD&SEBASTIAN MURR
Nach wie vor machen die Gegner der Heumarkt-Neugestaltung Stimmung gegen das Projekt mit seinem 66 Meter hohen Wohnturm. Für eine Pressekonferenz am Mittwoch hat man sich auch Vertreter der UNESCO bzw. des Denkmalrats ICOMOS mit aufs Podium geholt.
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Die Stadt opfere das Weltkulturerbe zugunsten eines Investors, lautete der Tenor. Gefordert wurde einmal mehr: Zurück an den Start. Gabriele Eschig, Generalsekretärin der österreichischen UNESCO-Kommission, verwies darauf, dass das historische Zentrum den Welterbestatus erlangt habe, weil Wien selbst diesen beantragt habe. Dabei handle es sich um ein Schutzinstrument.

UNESCO vermisst rechtlich verbindliche Schutzbestimmungen

Das Problem sei allerdings: Es gebe keine verbindlichen rechtlichen Rahmenbedingungen oder Schutzbestimmungen, die für die Bewahrung des Weltkulturerbes garantieren würden. “Das Problem ist immer das selbe: Projekte werden entwickelt, ohne die Auflagen der UNESCO zu berücksichtigen”, verwies sie etwa auf die Causa Wien-Mitte. Der Bahnhofskomplex war ursprünglich höher geplant, wurde nach Interventionen des Welterbekomitees allerdings gestutzt.

ICOMOS-Präsident Wilfried Lipp formulierte es drastischer. In der Wiener Stadtplanung habe eine “Eskalationsdynamik” eingesetzt, die dem Motto folge: immer mehr, immer höher, immer weiter. Er kritisierte die “Vertikalisierung”: “Es ist, wie wenn ein Flugzeug Hochhausdünger über die Stadt versprüht hat und dort, wo Investoren sind, wachsen Hochhäuser heraus.” Lipp betonte weiters, dass die hiesige Kulturerbezone weniger als zwei Prozent der Stadtfläche betrage.

IG Kultur kämpft gegen die Heumarkt-Pläne

An vorderer Front gegen die Heumarkt-Pläne kämpft auch die IG Kultur, die laut eigenen Angaben inzwischen mehr als 1.600 Unterschriften für eine Petition gesammelt hat. Geschäftsführer Gerhard Ruiss ärgerte sich über den “Affront” der Stadt: “Die Marke Wien wird entwertet.” Er wundere sich über die “dümmlichen Argumente”, die für die Durchsetzung des Vorhabens bemüht würden: “Wo bitte ist hier der verwaiste Platz? Was ist hier hinterhofästhetisch? Und ich sehe nicht, wo der Mehrwert für die Kultur liegen soll.” Der zusätzliche Eingang ins Konzerthaus könne damit wohl nicht ernsthaft gemeint sein.

Initiiert wurde die Pressekonferenz von der Österreichischen Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege. Deren Präsident Friedmund Hueber betonte heute, dass es hier nicht nur um das Heumarkt-Projekt gehe. Er sieht auch Gefahr für die gesamte Ringstraßenzone.

Die Neugestaltung des Heumarkt-Areals von Hotel Intercontinental bis Konzerthaus sorgt seit Monaten für Debatten. Grund ist vor allem die Drohung der UNESCO, die Innenstadt infolge des projektierten 66-Meter-Turms auf die Rote Liste der gefährdeten Welterbestätten zu setzen. In weiterer Folge droht die Aberkennung des Kulturerbestatus.

(apa/red)

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