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Ai Weiwei füllt 21er Haus in Wien aus

Die Ai-Weiwei-Ausstellung im 21er Haus.
Die Ai-Weiwei-Ausstellung im 21er Haus. ©APA/Herbert Neubauer
Nachdem der globale Kunststar Ai Weiwei am Dienstag seine Arbeiten beim Oberen Belvedere präsentiert hatte, stellte er nun jene Werke seines Ausstellungsparcours "Translocation - Transformation" vor, die im 21er Haus Platz gefunden haben.

Tag zwei der Ai-Weiwei-Feierlichkeiten in Wien. Nachdem der globale Kunststar am Dienstag seine Arbeiten beim Oberen Belvedere präsentiert hatte, stellte er nun jene Werke seines Ausstellungsparcours “Translocation – Transformation” vor, die im 21er Haus Platz gefunden haben. Auch hier stehen die großen Themen von freiwilligen und unfreiwilligen Ortswechseln und damit implizit die Flucht im Zentrum.

Höchst bewegt von der Arbeit der vergangenen Monate zeigte sich Kurator Alfred Weidinger: “Ich habe nicht gedacht, dass ich mit 55 Jahren noch ein neues Kapitel über Menschlichkeit lernen werde.” Dies sei nicht zuletzt dem beständigen Engagement Ai Weiweis für Flüchtlinge geschuldet. Zu Tränen gerührt zeigte sich Weidinger angesichts des Shitstorms, der dem Künstler nach dessen fotografischer Reinszenierung des ikonografischen Bildes eines toten Flüchtlingsbuben am Strand entgegengeschlagen ist.

“Wir Menschen haben den Kontakt zum Weg verloren”, bedauerte Weidinger. Anhand der Lebensgeschichte von Flüchtlingen sehe man dessen Bedeutung aber exemplarisch, nicht nur den Fokus auf das Ankommen wie in der westlichen Kultur: “Scheinbar ist nur mehr die Kunst imstande, den Weg zu veranschaulichen.” Ein Beispiel für diese sinnbildliche Verdeutlichung eines zurückgelegten Weges war die Idee, das Hauptwerk der Schau, den Holztempel einer chinesischen Händlerfamilie aus der Ming-Dynastie, auf seinem Transport in 1.300 Einzelteilen mittels GPS-Tracking über den parallel zur Ausstellung angelegten Blog live verfolgen zu lassen.

Monumentaler Tempel im 21er Haus

Die Entscheidung, das jahrhundertealte Gebäude in den einstigen Österreich-Pavillon der Weltausstellung 1958 in Brüssel zu bauen, sei dabei in Sekundenschnelle gefallen. “Die beiden Gebäude waren nie zusammengedacht. Für mich ist es ein Wunder, dass das nun passiert ist”, freute sich Ai Weiwei. Diese Vereinigung sei auch symbolisch ideal, sei der Österreich-Pavillon doch damals als Brückenschlag zwischen Ost und West gedacht gewesen, unterstrich Weidinger.

Der monumentale Tempel, der passgenau das 21er Haus ausfüllt, ist nur eine von mehreren Arbeiten des Künstlers für die Ausstellung. Weit kleiner präsentierten sich zwei Teehäuser aus gepresstem Pu’er Tee, die ihrerseits auf getrockneten Teeblättern stehen und damit ebenso an den kulturellen Hintergrund des seit dem Vorjahr in Berlin lebenden Künstlers anknüpfen wie ein Feld aus Tausenden abgebrochener Schnäbel von Teekannen, die eher die Assoziation eines Knochenfriedhofs hervorrufen.

Die Ai-Weiwei-Kunstwerke

Die Werke im 21er Haus sind Teil des Ai-Weiwei-Parcours, der sich beim Oberen Belvedere fortsetzt mit einem Rund aus Tierkreiszeichenköpfen um das Belvedere-Wasserbecken (“Circle of Animals/Zodiac Heads”) sowie einer Installation aus Schwimmwesten von Flüchtlingen, die sich zu einem F formen (“F Lotus”). Und schließlich schwebt im Treppenhaus des Barockpalais eine mythologische Gestalt (“Lu”). “Es war immer schon mein Wunsch, die Häuser miteinander zu verbinden”, unterstrich Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco gegenüber der APA. Dieses Konzept für die Ausstellung habe man mit dem Künstler gemeinsam entwickelt.

Der 58-Jährige Ai Weiwei zeigte sich dabei am Mittwoch nachdenklich angesichts seiner eigenen Profession: “Es dauert Jahre, den eigenen Weg zu finden und zu verstehen, was du wirklich willst.” Und das bedeute noch lange nicht, dass man dann auch von der eigenen Kunst leben könne. “Erst seit zehn Jahren glaube ich wirklich, dass ich mich durch Kunst finanzieren kann”, so Ai. Davor habe er immer wieder mit dem Gedanken gespielt aufzugeben: “Ich befinde mich ehrlich gesagt immer noch im inneren Widerstreit, ob ich Künstler sein möchte oder nicht.” Er liebe es, Kunstwerke herzustellen. Aber beständig Hunderte Hände zu schütteln, ohne Freizeit von einer Stadt zur anderen zu hetzen und sich nicht in der eigenen Sprache ausdrücken zu können, “das ist nicht wirklich der Job, der mir gefällt”.

(APA, Red.)

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