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Scheidung nicht akzeptiert: Prozess um versuchten Messer-Mord in Wien

In Wien fand ein Prozess um einen Mordversuch statt
In Wien fand ein Prozess um einen Mordversuch statt ©APA (Sujet)
Dass seine Frau sich von ihm scheiden hatte lassen, konnte ein 42-jähriger Wiener einfach nicht akzeptieren. Mit aller Gewalt wollte er sie zurückgewinnen, wobei er sich telefonischer Morddrohungen und Tätlichkeiten bediente. Letztlich landete ein 34-jähriger Mann am Mittwoch in Wien vor Gericht.
Messerattacke auf Nebenbuhler

Die 34-jährige Ex-Frau fand einen neuen Partner – wegen versuchten Mordes an diesem hatte sich ihr Ex-Mann am Mittwoch im Straflandesgericht zu verantworten.

Todesdrohungen gegen Ex-Frau

Nachdem er am 17. März 2014 bereits zweimal Kontakt mit seiner Ex-Frau gehabt hatte – zuerst persönlich in ihrer Wohnung der beiden gemeinsamen Kinder wegen, ein zweites Mal um 19.25 Uhr, als er ihr wieder einmal am Telefon mit dem Tod drohte -, läutete es um 23.20 Uhr Wien neuerlich an der Gegensprechanlage. Draußen vor der Tür wartete der 42-Jährige, wobei er ein Messer mit einer Klingenlänge von 14 Zentimeter in seiner Jacke versteckt hielt.

Zu Nebenbuhler: “Werde dich abschlachten”

Weil sich auf die Frage, wer draußen sei, keiner meldete, ging der neue Freund der Frau schließlich nach unten, um nachzusehen. Kaum hatte der 27-Jährige die Haustür geöffnet, näherte sich der 42-Jährige und holte mit der rechten Hand aus, wobei er den Nebenbuhler wüst beschimpfte und ihm laut Anklage auch ankündigte, er werde ihn nun “abschlachten”.

Als der 27-Jährige die ersten Stiche spürte, gelang es ihm zunächst, den Ex-Mann seiner Freundin mit einem Fußtritt abzuwehren. Er versuchte zu flüchten, doch der Bewaffnete folgte ihm und versetzte ihm weitere Stiche.

Sieben Messerstiche – Mordversuch-Prozess

Nach sieben Treffern – sechs in die Brust, einen in den Oberschenkel – schaffte es der lebensgefährlich Verletzte zurück ins Haus. Wie er als Zeuge dem Schwurgericht (Vorsitz: Nina Steindl) erklärte, ging er nicht zurück in die in der Marinelligasse in Wien-Leopoldstadt gelegene Wohnung, sondern legte sich im Stiegenhaus hin: “Ich wollte nicht, dass mich die Kinder blutig sehen.”

Der Angeklagte, für den es um zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft ging, zerfloss in seiner Einvernahme vor Selbstmitleid. Die Frau habe ihn seinerzeit “wie einen Hund aus der Wohnung rausgeworfen”.

“Ich liebe sie noch immer”

Er sei “sehr enttäuscht” von ihr: “Ich liebe sie noch immer.” Auf ihren neuen Partner sei er nur losgegangen, weil dieser ihn geschlagen habe, wimmerte der 42-Jährige: “Ich wollte nur, dass er aufhört, mich zu schlagen. Ich habe mich mit ganz leichten Stichen gewehrt.”

Der 27-Jährige überlebte dank einer im Wiener AKH durchgeführten Notoperation. Mehrere Tage musste er auf der Intensivstation behandelt werden. “Jessas”, stieß eine Geschworene halblaut hervor, als der Mann im Zeugenstand sein T-Shirt lüftete und dem Gericht seine Operationsnarben zeigte.

Betretungsverbote blieben wirkungslos

Die 34-jährige Frau hatte sich 2009 von ihrem Mann scheiden lassen. In weiterer Folge erwirkte sie nicht weniger als sechs Betretungsverbote, weil dieser sie immer wieder in ihrer Wohnung in Wien-Leopoldstadt aufsuchte und sie mit Drohungen zur Wiederaufnahme der Beziehung zwingen wollte.

Im August 2013 lernte sie einen jüngeren, attraktiveren Mann kennen, der mehr Haare auf dem Kopf hatte und weniger Kilogramm auf die Waage brachte als ihr Ex. Der 42-Jährige war nun vollends aus dem Häuschen.

Faustschlag gegen Ex-Frau

Bei einem weiteren ungebetenen Besuch versetzte er im Oktober der Frau einen Faustschlag ins Gesicht, als diese ihn nicht in die Wohnung ließ. Dem neuen Mann in ihrem Leben drohte er ebenfalls, doch der 27-Jährige nahm das auf die leichte Schulter, wie Staatsanwältin Martina Klein darlegte: “Er hat die Frau beruhigt und ihr gesagt, ein richtiger Mann nimmt das nicht ernst.”

Nur zwölf Tage vor der Bluttat war der 42-Jährige wegen des Faustschlags vom vergangenen Herbst im Straflandesgericht zu einer Bewährungsstrafe von fünf Monaten verurteilt worden.

Kaffeetrinken – oder Tod

Das beeindruckte ihn offenbar nicht im geringsten: Vier Stunden, bevor er dem 27-Jährigen sieben Messerstiche versetzte, hatte er die Frau per Mobiltelefon kontaktiert und sie aufgefordert, mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen. Ansonsten werde er sie umbringen. Er stand dabei bereits unten vor der Haustür, wie die Frau durchs Fenster wahrnehmen konnte.

Die verängstigte 34-Jährige rief die Polizei. Als eine Funkstreife eintraf, war der 42-Jährige verschwunden. Dass er wenige Stunden später mit einem Messer zurückkehrte und ihren neuen Freund niederstach, habe sie “nicht ahnen können”, erklärte die Frau später in einer Befragung.

Kindern mit Selbstmord gedroht

Der Angeklagte hatte auch versucht, seine Kinder zu instrumentalisieren, um seiner Ex-Frau wieder näher zu kommen. Er soll dem älteren Sohn gesagt haben, er werde sich erhängen, sollte die 34-Jährige nicht zu ihm zurückkehren.

(apa/red)

(apa/red)

 

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