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Messerattacke am Praterstern: Prozess um Mordversuch vertagt

"Ich war blind vor Wut", erklärte der Angeklagte vor Gericht.
"Ich war blind vor Wut", erklärte der Angeklagte vor Gericht. ©APA (Symbolbild)
Ein 35-jähriger Algerier muss sich wegen einer Attacke gegen einen Landsmann in Wien wegen Mordversuchs verantworten. Der Angeklagte spricht von Notwehr, gibt aber zu: "Habe das gemacht, um mich zu rächen."
Messerattacke am Praterstern

Weil er einen Landsmann am Wiener Praterstern niedergestochen und lebensgefährlich verletzt haben soll, hat sich ein algerischer Asylwerber am Donnerstag wegen versuchten Mordes im Straflandesgericht verantworten müssen. Der 35-Jährige bestritt den Tötungsvorsatz, gab aber zu: “Ich war blind vor Wut.” Die Verhandlung wird am 17. März fortgesetzt.

Der Angeklagte war im vergangenen Juli nach Wien gekommen, wo er um Asyl ansuchte. Wenig später wurde er beim Diebstahl von Markenkleidung im Wert von 1.000 Euro erwischt. Dafür wurde er Anfang August verurteilt. Nur wenige Tage später kam es zur nun gegenständlichen Bluttat.

“Ich hab’ einfach auf ihn eingestochen”

Nachdem er in einer Moschee seine Gebete verrichtet hatte, traf der Angeklagte am Praterstern einen 27 Jahre alten Landsmann, den er im Flüchtlingslager Traiskirchen kennengelernt hatte. Der Bekannte wusste, dass der Bruder des Angeklagten diesem zum Bestreiten des Lebensunterhalts 500 Euro überwiesen hatte. Der 27-Jährige soll ihn aufgefordert haben, ihm etwas vom Geld abzugeben. Als der 35-Jährige ablehnte, habe der Bekannte ihm ins Gesicht geschlagen und eine Kette vom Hals gerissen, schilderte der Angeklagte dem Schwurgericht (Vorsitz: Georg Olschak).

“Er hat mich grob am Auge verletzt. Ich habe stark geblutet”, gab der Mann zu Protokoll. Und weiter: “Er hat angefangen! Er ist viel größer und stärker als ich.” Er sei zu Boden gestürzt und “von den Schlägen benebelt” gewesen. Wieder auf den Beinen, habe er sein Klappmesser (“Im Sommer gibt es sehr viel Obst und Gemüse, da braucht man ein Messer”) in der Hand gehabt: “Ich hab’ einfach auf ihn gestochen. Ich wollte ihm Angst machen, ihn einschüchtern.”

Zeugenaussagen zufolge hatte sich der Angeklagte bereits vom 27-Jährigen entfernt, nachdem er dessen Schläge abbekommen hatte. Plötzlich machte er jedoch kehrt und attackierte den Jüngeren mit gezückter Waffe. “Das war eine Notwehr. Eine Selbstverteidigung”, behauptete der 35-Jährige. Zugleich gab er aber zu, er habe “das gemacht, um mich an ihm zu rächen. Ich hab’ nicht genau realisiert, was ich da mache.”

Opfer überlebte nur knapp

Sechs Stiche kassierte der 27-Jährige, darunter zwei in die Schulter und einen ins Gesäß. Am Bedrohlichsten war ein Bauchstich, der zum Austritt von Gedärm führte, wie Gerichtsmediziner Christian Reiter darlegte. Hätten Augenzeugen nicht sofort die Rettung verständigt und wäre nicht binnen kürzester Zeit eine Notoperation bewerkstelligt worden, hätte der 27-Jährige nicht überlebt, führte der Sachverständige aus.

Der 27-Jährige, dessen aktueller Aufenthaltsort nicht geklärt ist, kam seiner Zeugenladung nicht nach. Zur Ausforschung und zeugenschaftlichen Einvernahme des Mannes musste die Verhandlung vertagt werden.

(APA, Red.)

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