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18-jähriger Flüchtling stach Freund in Wien-Leopoldstadt nieder: Prozess

Ein jugendlicher Flüchtling wurde mit einem Messer attackiert
Ein jugendlicher Flüchtling wurde mit einem Messer attackiert ©APA (Sujet)
Wegen eines Mordversuchs hatte sich am Dienstag ein 18-jähriger Bursch vor einem Wiener Schwurgericht zu verantworten. Der aus Afghanistan geflüchtete Jugendliche hatte im Mai einen befreundeten Burschen, der ebenfalls Flüchtling war, niedergestochen.
Opfer überlebt Bauchstich
Streit in WG eskaliert

Wie dem Angeklagten zur Last gelegt wurde, soll er am 17. Mai 2014 in einer Wohngemeinschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Fischergasse in Wien-Leopoldstadt einen ebenfalls aus Afghanistan stammenden 17-Jährigen mit einem Küchenmesser (Klingenlänge: 17 Zentimeter) niedergestochen haben.

Burschen stritten um 20 Euro

Die an sich miteinander befreundeten Burschen waren wegen 20 Euro in Streit geraten. Der Jüngere hatte dem 18-Jährigen zu Jahresbeginn 35 Euro geborgt und nach einiger Zeit 15 Euro zurückbekommen. Weil der 18-Jährige notorisch unter Geldnot litt, erließ der 17-Jährige ihm die Restschuld. Als der Ältere jedoch sein Handy verkaufte und plötzlich doch über Bares verfügte, wollte sein Freund die 20 Euro nicht mehr in den Wind schreiben.

Messer-Attacke in Flüchtlings-WG

In der Küche der WG kam es zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung. “Er hat mich provoziert. Wenn du dazu körperlich in der Lage bist, dann nimm dir das Geld”, schilderte der 17-Jährige im Zeugenstand. Daraufhin dürfte dieser gegen die Schwester und Mutter seines Freundes ausfällig geworden sein. Der 18-Jährige lief jedenfalls in ein Zimmer, kam mit erhobenem Messer in die Küche zurückgerannt, und obwohl ein Betreuer und ein anderer Mitbewohner dazwischen gingen und ihn wegzureißen versuchten, gelang es ihm, dem 17-Jährigen die Klinge in den Bauch zu stoßen.

Opfer nahezu in Lebensgefahr

Die fünf Zentimeter tiefe Stichwunde hatte eines Beschädigung des Darms zur Folge. Wäre nicht umgehend für notärztliche Hilfe gesorgt worden, “hätte Lebensgefahr bestanden”, gab der Staatsanwalt zu bedenken.

“Ich gebe zu, dass ich das Messer geholt habe und zustechen wollte. Aber ich habe nicht daran gedacht, dass ich ihn damit verletzen könnte”, gab der Angeklagte zu Protokoll. Er habe nur dafür sorgen wollen, “dass er Angst bekommt. Ich wollte, dass er nicht mehr schimpft und aufhört, meine Familie zu beleidigen.” Als er zugestochen habe, “war da auch kein Blut an meiner Hand oder dem Messer”.

Nach der Bluttat in Wien-Leopoldstadt

Nach dem Stich war der 18-Jährige davongelaufen und spazieren gegangen. Dabei telefonierte er mit einem weiteren WG-Mitbewohner und erfuhr, dass der 17-Jährige ins Spital gebracht worden war. Darauf fuhr er mit der Schnellbahn zum Praterstern und stellte sich der Polizei: “Ich wusste, dass ich etwas falsch gemacht habe und einen Fehler begangen habe.”

Der 18-Jährige war im vergangenen Dezember nach Österreich gekommen. Sein Vater habe sich den Taliban angeschlossen und ihn dazu überreden wollen, es ihm gleich zu tun. Als er sich weigerte, sei er geschlagen und misshandelt worden, berichtete der Jugendliche dem Schwurgericht (Vorsitz: Norbert Gerstberger).

(apa/red)

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