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Rechnungshofbericht: Kritik an ehemaligen Burgtheater-Leitern

Ein Rechnungshofbericht kritisiert die ehemalige Führung des Burgtheaters
Ein Rechnungshofbericht kritisiert die ehemalige Führung des Burgtheaters ©APA/HELMUT FOHRINGER
Scharfe Kritik an der ehemaligen Führung des Wiener Burgtheaters unter Silvia Stantejsky und Matthias Hartmann kommt im Zuge eines vom Nationalrat vorgelegten Rechnungshofberichtes: Zu hohe Ausgaben und eine chaotische Buchhaltung werden auf 260 Seiten dargestellt.

Die Tätigkeit der kaufmännischen Geschäftsführerin Silvia Stantejsky und Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann brachte laut RH-Bericht eine Steigerung des Fremdkapitals von 11,83 Mio. Euro (2007/08) auf 30,56 Mio. Euro (2012/13) mit sich. Das Eigenkapital sank im selben Zeitraum von 15,66 Mio. Euro auf minus 10,29 Mio. Euro. Zu Buche schlägt hier etwa Hartmanns erste Saison, nämlich das Geschäftsjahr 2009/10: Damals überschritt das Burgtheater das für Produktionen genehmigte Budget von 6,33 Mio. Euro um beinahe das Doppelte – konkret um 5,82 Mio. Euro. Mit diesem Umstand – sowie vielen weiteren Unregelmäßigkeiten – beschäftigte sich der Burgtheater-Aufsichtsrat unter der Leitung von Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer jedoch erst Jahre später, wie der Rechnungshof moniert.

Gagen und Honorare hinterfragt

Ein weiterer Punkt sind Hartmanns Gagen: Seit seiner Bestellung im Jahr 2006 (durch den damaligen ÖVP-Staatssekretär Franz Morak) erhielt er 2,23 Mio. Euro, der Rechnungshof fand dabei “nicht immer einen nachvollziehbaren Leistungsgrund”, wie es heißt. Neben seinem Direktorengehalt, das laut RH “auf den Einsatz einer Vollzeitarbeitskraft abstellte”, erhielt Hartmann, wie in seinem Vertrag vereinbart, zusätzliche Regie-Honorare. Diese beliefen sich auf 737.363 Euro, der Rechnungshof hinterfragt dabei die Höhe für einzelne Produktionen im Verhältnis zu marktüblichen Honoraren. Aber nicht nur die Beträge, auch deren Auszahlungsweise steht in Kritik: So übernahm Hartmann 375.000 Euro in bar. Für viele Zahlungen gebe es darüber hinaus keine Belege oder Honorarnoten.

Die Barzahlungen des Burgtheaters stehen in größerem Rahmen in der Kritik: Diese beliefen sich im untersuchten Zeitraum auf insgesamt 12,98 Mio. Euro. Auch die zahlreichen “Akonto”-Zahlungen, die Stantejsky im Laufe der Zeit getätigt hat, fallen auf: Dabei handelt es sich um 21,14 Mio. Euro, für 80 Prozent davon gibt es laut RH keine Belege. Auch das Vier-Augen-Prinzip wurde an vielen Stellen nicht eingehalten, etwa bei Eigenüberweisungen Stantejskys oder Überweisungen des Hauptkassiers an Mitarbeiter. Dieser hat die Kontrollfunktion bei Auszahlungen von 12,95 Mio. Euro nicht beachtet.

Kritik an Bestellung und Gehalt von Stantejsky

Weitere Empfehlungen, die das Burgtheater bereits umgesetzt hat (oder im Begriff ist, das zu tun) widmen sich etwa der Berechnung von Auslastungszahlen, die durch nachträgliches Herausnehmen von nicht verkauften Sitzplänen aus dem Angebot geschönt wurden. Auch die Vergabe von Dienst- und Regiekarten wird kritisiert, die sich im Laufe der Jahre auf einen Wert von 1,52 Mio. Euro beliefen. Ebenso steht die Bestellung Stantejskys zur kaufmännischen Geschäftsführerin als Nachfolgerin von Thomas Drozda in der Kritik, da sie ursprünglich hinter anderen Kandidaten gereiht worden war und aufgrund später anders gewichteter Kriterien das Rennen machte. Als zu hoch empfindet der RH ihr Gehalt (vor allem) als spätere Stellvertreterin Hartmanns, wofür es jedoch keinen schriftlichen Vertrag gegeben hatte.

Tätigkeit des Aufsichtsrats

Einen Schwerpunkt widmet der TH der Tätigkeit des Aufsichtsrats, der laut RH viel zu spät auf die Entwicklungen reagiert habe, wodurch Verbindlichkeiten ohne Gegenmaßnahmen steigen konnten und das Burgtheater trotz nicht genehmigter Budgets arbeitete. Das Burgtheater hat unter Karin Bergmann in den vergangenen Monaten reagiert und mittlerweile 90 Prozent der 67 dezidiert an sie gerichteten RH-Empfehlungen umgesetzt. Der nunmehrige Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) hat bereits einen Bericht der Bundestheater-Holding eingefordert, welche Empfehlungen bereits umgesetzt und welche noch offen sind. Nicht ausgenommen von der RH-Kritik ist übrigens auch die damalige Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ), die Hartmanns Vertrag bereits im Jahr 2012 vorzeitig verlängert hat, “obwohl ihr Ressort über die sich verschlechternde wirtschaftliche Situation der Burgtheater GmbH informiert worden war.”

17 von 19 Empfehlungen vom Burgtheater umgesetzt

Der Grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl erinnerte in einer Reaktion daran, dass zur Zeit der Unregelmäßigkeiten Schmied die öffentliche und parlamentarische Kontrolle mit der Begründung reduziert habe, sie persönlich werde jede Letztverantwortung tragen. Ihr Nachfolger Josef Ostermayer (SPÖ) habe das Kontrollsystem “diesbezüglich nicht verbessert”, es sogar “noch hermetischer geschlossen”, spielt Zinggl auf die Stärkung der Holding durch die Novelle des Bundestheatergesetzes an. Der Rechnungshof bestätige jedenfalls die Arbeit und Erkenntnissen des parlamentarischen Unterausschusses. Christian Kircher, Chef der Bundestheater-Holding, sieht den RH-Bericht als “wichtigen Beitrag, um künftig derartige, den gesamten Konzern erschütternde Krisensituationen von Anbeginn an zu unterbinden”. Dementsprechend seien von den 19 Empfehlungen, die an die Bundestheater-Holding bzw. den Aufsichtsrat der Burgtheater GmbH gerichtet waren, 17 bereits umgesetzt oder sollen im – bisher noch nicht eingetretenen – Anlassfall jedenfalls umgesetzt werden.

(APA)

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