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Im Andenken an ermordete Kinder von Izieu: Gedenkstein in Wien enthüllt

Bei der Enthüllung des Gedenksteins am Wiener Schwedenplatz.
Bei der Enthüllung des Gedenksteins am Wiener Schwedenplatz. ©APA
Am Montag wurde am Wiener Schwedenplatz ein Gedenkstein enthüllt, der an Georgy Halpern und jene sechs Wiener Kinder, die 1944 von den Nazi-Schergen in einem Kinderheim im französischen Izieu aufgespürt und in Auschwitz vergast wurden, erinnern soll.
Wien gedenkt der "Kinder von Izieu"
Enthüllung des Gedenksteins

An der Enthüllung des Gedenksteins am Montag nahmen auch die bekannten Nazi-Jäger Beate und Serge Klarsfeld teil.

Insgesamt wurden 44 jüdische Kinder im Alter zwischen acht und zehn Jahren, die in dem Haus in der an der Rhone gelegenen Gemeinde lebten, deportiert – auf Veranlassung des Lyoner Gestapo-Chefs und verurteilten Kriegsverbrechers Klaus Barbie (der “Schlächter von Lyon”). Sieben der Opfer stammten aus Wien, neben Georgy Halpern waren dies Hans Amendt, Liane und Renate Krochmal, Martha und Senta Spiegel sowie Sigmund Springer.

Gedenkstein am Wiener Schwedenplatz

“Ich wünsche mir, dass die Menschen, die an diesem nicht übersehbaren Stein vorübergehen, innehalten und lesen, wozu mörderische Regime fähig sind. Da hat sich bis heute nicht verändert”, sagte Milli Segal, die den Gedenkstein initiiert hatte. Der Gedächtnisort am Schwedenplatz befindet sich in der Nähe jenes Hauses, in dem Georgy mit seinen Eltern vor der Flucht ins vermeintlich sichere Frankreich wohnte.

Im Rahmen der Gedenkveranstaltung, an der neben Beate und Serge Klarsfeld unter anderem Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ), Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel, der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, und Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg teilnahmen, wurde nicht nur die Bedeutung des Sich-Erinnerns hervorgehoben, sondern auch auf die Gegenwart Bezug genommen.

“Hoffen wir, dass Österreich eine Demokratie bleibt und keine Rechtsextremen und Rassisten die Macht ergreifen. Die würden den Gedenkstein sofort entfernen und die Erinnerung an die Kinder auslöschen, so wie die Nazis ihr Leben ausgelöscht haben”, sagte Beate Klarsfeld. Die Mehrheit der Österreich kämpfe gegen Rechtsextremismus an, meinte Serge Klarsfeld. “Das haben wir gesehen, als der Präsident gewählt wurde.” Das Ehepaar Klarsfeld war maßgeblich an der Ergreifung Barbies in den 1980er Jahren – sowie am Aufspüren zahlreicher anderer Nazi-Größen – beteiligt.

Erinnerungsbuch an Georgy Halpern

Im Anschluss an die Enthüllung des Gedenksteins präsentierte Serge Klarsfeld das von ihm verfasste, nun ins Deutsche übertragene Erinnerungsbuch an Georgy Halpern. Georgys Eltern – der Vater wurde einer Arbeitskolonie zugewiesen – haben nämlich die NS-Zeit überlebt und Briefe, Zeichnungen und Fotos ihres Sohnes gesammelt. Auf diesen basiert die Publikation, wobei aber auch Informationen über die anderen Izieu-Kinder darin zu finden sind. “Georgy ist mein zweites Ich”, sagte Serge Klarsfeld im Rahmen der Lesung. “Sein Schicksal hätte auch meines sein können. Wir waren zwei jüdische Kinder, die von den Nazis verfolgt wurden, aber wir waren uns dessen nicht bewusst.”

Auch die Generalsekretärin des Nationalfonds, Hannah Lessing, ergriff bei der Lesung das Wort: “Aus Erfahrung weiß ich, dass uns ganz persönliche Schicksale von Menschen oft viel besser erreichen können als Geschichtsbücher”, sagte sie. Sie wünsche sich, dass viele Kinder das Buch lesen und mit Georgy mitfühlen.

(APA/red)

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