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1.500 Euro Mindestlohn würde laut Studie 291.000 Personen betreffen

Die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 1.500 Euro würde knapp 300.000 Personen betreffen.
Die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 1.500 Euro würde knapp 300.000 Personen betreffen. ©APA/Matthias Balk
Laut einer Wifo-Studie würde die Erhöhung des kollektivvertraglichen Mindestlohns auf 1.500 Euro brutto 9,1 Prozent der unselbstständig Beschäftigten betreffen. Deren durchschnittliche Stundenlohn stiege dadruch um 17,1 Prozent.

Die Erhöhung des kollektivvertraglichen Mindestlohns auf 1.500 Euro brutto pro Monat bis zum Jahr 2020 betrifft rund 291.000 Personen oder 9,1 Prozent der unselbstständig Beschäftigten, geht aus einer aktuellen Wifo-Studie im Auftrag der Arbeiterkammer hervor. Der durchschnittliche Stundenlohn der betroffenen Beschäftigten würde durch den Mindestlohn um 1,26 Euro oder 17,1 Prozent steigen.

Ende Juni hatten sich die Sozialpartner auf eine Erhöhung des kollektivvertraglichen Mindestlohns geeinigt, aber keinen Kompromiss bei der Arbeitszeitflexibilisierung erreicht. Die Gewerkschaft fordert 1.700 Euro Mindestlohn in Österreich. Die Regierung hat in ihrem überarbeiteten Regierungsprogramm Ende Jänner die Themen Arbeitszeitflexibilisierung und Mindestlohn-Erhöhung den Sozialpartnern überlassen und ihnen eine Frist bis Ende Juni gesetzt.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) untersuchte in einer Simulation die Effekte eines Mindestlohns von 1.500 und 1.700 Euro auf die Personen- und Haushaltseinkommen sowie ihre Verteilung. Im zweiten Schritt wurden die gesamtwirtschaftlichen Effekte berechnet.

Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen laut Studie “gering”

Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen eines Mindestlohnes sind nach Ansicht der Wifo-Ökonomen “gering”. Das liege an einem “verhältnismäßig moderaten Anstieg der gesamten Haushaltseinkommen” durch den Mindestlohn und an “den in gegensätzliche Richtungen laufenden Wirkungskanälen”. “Insbesondere die Beschäftigung verändert sich kaum.” Ein höheres verfügbares Einkommen führe zu steigenden Konsumausgaben, die Exporte würden aber aufgrund des Preiseffektes sinken. “Der Konsumeffekt ist dabei im unteren Einkommensdrittel am stärksten”, schreiben die Studienautoren.

In der Simulation wird von einer vollständige Einführung des Mindestlohnes im Jahr 2017 ausgegangen. Eine stufenweise Einführung bis zum Jahr 2020, wie von den Sozialpartner vereinbart, hätte aufgrund der Inflation in diesem Zeitraum “merklich schwächere Effekte, wenn nicht auch die Höhe des Mindestlohnes angepasst wird”.

Ein Mindestlohn von 1.700 Euro würde laut Wifo-Berechnungen 548.000 Personen oder 17,2 Prozent der unselbstständig Beschäftigten betreffen. Der durchschnittliche Stundenlohn würde dadurch um 1,55 Euro oder 18,8 Prozent steigen.

1.500 Euro Mindestlohn : “Erhebliche Belastungen” für Wirtschaft

Die Wirtschaftskammer (WKÖ) sieht die schrittweise Einführung des kollektivvertraglichen Mindestlohns von 1.500 Euro brutto bis 2020 als Belastungsprobe für manche heimische Betriebe. Für die betroffenen Branchen bringe es “erhebliche Belastungen”, sagte der stellvertretende Abteilungsleiter für Sozialpolitik in der WKÖ, Rolf Gleißner, in Reaktion auf eine aktuelle Wifo-Studie zum Mindestlohn.”Volkswirtschaftlich mag die Etappenlösung der Sozialpartner zum Mindestlohn verkraftbar sein”, so Gleißner in einer Aussendung. Die Erhöhung des kollektivvertraglichen Mindestlohns auf 1.500 Euro brutto pro Monat bis zum Jahr 2020 betrifft rund 291.000 Personen, geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Wifo-Studie im Auftrag der Arbeiterkammer hervor. Der durchschnittliche Stundenlohn der betroffenen Beschäftigten würde durch den Mindestlohn um 1,26 Euro oder 17,1 Prozent steigen. Das Wifo rechnet in seiner Simulation bei einem 1.500 Euro-Mindestlohn mit Einkommenssteigerungen für die Arbeitnehmer bzw. Mehrkosten für Unternehmer von 910 Mio. Euro.

Österreichischer Mindestlohn circa 14 Prozent über dem deutschen

Berücksichtigte man die in allen heimischen Kollektivverträgen vorgesehenen Sonderzahlungen, liege der österreichische Mindestlohn um circa 14 Prozent über dem deutschen Wert von 8,84 Euro pro Stunde, rechnete die Wirtschaftskammer vor. Mit 1.500 Euro 14 Mal im Jahr liege Österreich in Europa hinter Luxemburg an zweiter Stelle und deutlich über dem Mindestlohn in den USA mit 7,25 US-Dollar pro Stunde. “1.500 Euro Mindestlohn sind daher eine große Vorleistung der Wirtschaft. Im Gegenzug erwarten wir eine Entlastung bei den Lohnnebenkosten und endlich Bewegung in der Arbeitszeit”, sagte Gleißner.

Für SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder bringt die schrittweise Einführung des kollektivvertraglichen Mindestlohns von 1.500 Euro brutto “nur Gutes für Österreich”. Dies wertschätze geleistete Arbeit, stärke den Konsum und mache “die Gesellschaft insgesamt gerechter”. “Ein Mindestlohn von 1.500 Euro bringt Frauen sehr viel”, zeigte sich SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek zufrieden. Für den Chefökonomen der Arbeiterkammer, Markus Marterbauer, passen die Ergebnisse der Wifo-Studie zu internationale Erfahrungen über Mindestlöhne. “Der Mindestlohn wird der Wirtschaft Österreichs keinen Schaden zufügen, dafür wird er bei den Betroffenen, die künftig mehr bezahlt bekommen, die Einkommen erhöhen”, so Marterbauer.

(APA, Red.)

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